Gasteiner Perchten
Der Umzug der Gasteiner Perchten ist ein alter Brauch im Gasteinertal im Pongau.
Geschichte
In der Gastein, dem Gasteinertal, soll dieser Brauch schon seit dem Mittelalter bestehen oder sogar noch länger zurück gepflogen worden sein.
Im Jahre 1730 wurde von Fürsterzbischof Firmian erstmals ein Auftrittsverbot gegen die Gasteiner Perchten verfügt. Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo erneuerte 1787 dieses Verbot. Perchtenläufe wurden dann eben geheim und nur mehr in den Nachtstunden abgehalten. Um einer Verhaftung zu entgehen, mussten die Perchten tatsächlich "laufen", woher auch der Name "Perchtenlauf" stammen soll. Erst nach dem Besuch von Kaiser Ferdinand im Jahre 1837, der von den Kostümen der Perchten offensichtlich beeindruckt war, wurden diese aufgewertet. Eine wirkliche Aufwertung aber fanden die Perchten erst durch die Brüder Grimm ab etwa 1850, die mit ihrer germanischen Götter- und Sagenwelt die Perchten besonders hervorhoben.
Nachgewiesen ist der erste Perchtenlauf erstmals 1898 und hat er danach auch regelmäßig stattgefunden. Bis in die 1920er Jahre nahmen nur Perchtenläufer aus dem Kötschachtal, Kötschachdorf und Remsach teil.
Über 140 Personen, davon 30 Kappenträger, waren in den Jahren 2002, 2006, 2010 und 2014 am Umzug der Perchten in Bad Gastein und Bad Hofgastein beteiligt. Der Umzug beginnt bei Tagesanbruch und endet häufig erst am späten Nachmittag bzw. Abend. Die Teilnehmer haben pro Tag und Lauf eine Gehzeit von neun bis zehn Stunden und eine Strecke von jeweils 14 bis 16 Kilometer zu bewältigen. Die Zusammenkunft der Perchtenläufer ist jeweils bei Dunkelheit in der Früh. Es dürfen dabei nach altem Glauben der Perchten keine Frauen mitwirken. Bei jeder Station wird eine Reverenz gegeben, d. h. die Perchten verneigen sich und wünschen Glück und Gesundheit im neuen Jahr. Die Gasteiner Perchten sind, soweit bekannt, eine der ältesten Brauchtumsveranstaltungen im gesamten Alpenraum.
Figuren
Die Perchten versinnbildlichen alle möglichen Geister und Dämonen, an die die Menschen immer glaubten. Perchten sind weibliche Masken und Sagengestalten, die in den Wintermonaten auftreten. Der Zug der Perchten besteht aus folgenden Figuren:
Schnalzer bzw. Rösslreiter | Vorteufel | Glockenträger |
Tafelkappen (Schönperchten) | Frau Perchta | König Herodes |
Heilige drei Könige mit Sternträger | Bären | Schleifermandl |
Schleiferweibl | Hanswurst schön und schiach | Zapfenmandl |
Baumwercher | Schnabelperchten | Krampus |
Jäger und Wilderer | Habergeiß mit Treiber | Schiachperchten |
Kaminkehrer | Körblmann und Körblweib | Briefträger |
Ölträger | Rastlbinder | Schneider |
Mohrenpaar | Türkenpaar | Perchtenmusi |
Perchtenhauptmann |
Perchtenlauf
Der Perchtenlauf findet alle vier Jahre zwischen dem Neujahrs- und dem Dreikönigstag in den Gemeinden Bad Gastein und Bad Hofgastein an zwei verschiedenen Tagen statt. Der prächtige Umzug ist in dieser Form und Größe einzigartig und wurde 2011 sogar in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.
Aufregung 2022: Ist der Perchtenlauf eine Corona-genehmigungspflichtige Veranstaltung oder nicht?
Laut Auskunft vom Andreas Mühlberger, dem Obmann der Gasteiner Perchten, ist der Gasteiner Perchtenlauf keine klassische Publikumsveranstaltung. Die rund 160 Protagonisten ziehen durch das gesamte Ortsgebiet und besuchen zahlreiche Häuser. Wobei der Besuch der Häuser der Kernpunkt des Perchtenlaufes sei. "Beim Lauf selbst kann eigentlich nichts passieren, weil immer Abstand ist und alles im Freien stattfindet." so Mühlberger. Dass sich Schaulustige auf der Straße versammeln, sei richtig. "Hier sehe ich aber ein Thema der Eigenverantwortung."
Mühlberger hatte vor Weihnachten 2021 bei der Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau um eine Veranstaltungsbewilligung angesucht. Diese wurde aber aus Gründen von Corona-Sicherheitsmaßnahmen nicht erteilt. Dann führte Mühlberger aber am 2. Jänner 2022 doch den ersten Lauf in Bad Gastein durch. Bezirkshauptmann Harald Wimmer, der am darauffolgenden Montag ein Bild vom Lauf in einer Zeitung sah, erstattete prompt Anzeige. Das Strafmaß kann bis zu einem vierstelligen Eurobetrag ausmachen.
Nun wurde eruiert, ob es beim Umzug am Sonntag in Bad Gastein Verstöße gegen die gültige Corona-Maßnahmenverordnung gegeben hatte. In selbiger sind unter anderem Personenobergrenzen für Veranstaltungen sowie Vorgaben für Präventionskonzepte und Covid-19-Beauftragte festgehalten. Zusammenkünfte mit mehr als 250 Teilnehmern sind laut Verordnung von der örtlich zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu bewilligen.
Mühlberger argumentierte "Wenn zehn Meter Abstand sind, geht dann eine neue Personengruppe los oder nicht? Was ist der Unterschied zu einer Ansammlung in der Getreidegasse?" Selbst eine Expertin des Landes habe von einem Graubereich gesprochen. Die Entscheidung, den Lauf trotz der unsicheren Lage durchzuführen, sei auch aufgrund des hohen Drucks aus der Bevölkerung gefallen. Der für 6. Jänner geplante zweite Lauf der Gasteiner Perchten in Bad Hofgastein wurde am Montagabend abgesagt. Dafür werde es, sofern möglich, 2023 einen eigenen Lauf nur in Bad Hofgastein geben. Eigentlich wären die Gasteiner Perchten erst 2026 wieder im Einsatz.[1]
Quellen
- www.gasteinerperchten.com
- Gasteinermuseum Fotostrecke
- www.gastein.com - Die Gasteiner Perchten – jahrhundertealtes Brauchtum
- www.gasteinertal.com - Gasteiner Perchtenlauf
- http://gastein-im-bild.info - Brauchtum/Gasteinertal: Perchtenlauf/Perchtenfiguren
- http://gastein-im-bild.info - Brauchtum/Gasteinertal: Perchtenlauf/Geschichte/Perchtenlauf 2002
- http://gastein-im-bild.info - Brauchtum/Gasteinertal: Perchtenlauf 2006
- http://gastein-im-bild.info - Brauchtum/Gasteinertal: Perchtenlauf 2010
- Horst Wierer, Werner Reinbacher, "Die Gasteiner Perchten", Foto-Textband, Brauchtumsgeschichte, Hintergrundinformationen, alte und neue Fotos, Beschreibung der einzelnen Figuren, Verlag: Franz Hochwarter, 2001
- Heinrich Zimburg, "Der Perchtenlauf in der Gastein", Verlag: Braumüller, 1947