Krampuslauf

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Krampus, moderne Larve
Krampus als Diener des Nikolaus
Krampusse beim Adventmarkt in Thalgau

Der Krampuslauf ist eine neuzeitliche Erscheinung, die auch im Bundesland Salzburg allerorts als Spektakel für Einheimische und Touristen gleichermaßen geboten wird.

Geschichte

Gab es bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts nur sehr vereinzelt Krampusläufe im Innergebirg, so haben sie sich mittlerweile zu einer touristischen Veranstaltung auch Außergebirg entwickelt. Sie stellen aber keinen Brauch im klassischen Sinn dar. Dabei kommt es auch sehr oft zur Vermengung von Krampus und Perchten.

Krampusläufe arteten in den 2010er Jahren teilweise zu riesigen Events aus, die mit (angeblichem) Brauchtum nichts mehr zu tun haben. So musste in Schladming 2015 ein solcher Lauf abgesagt werden, weil die Behörden nicht genügend Parkplätze für die Busse als gegeben sahen, die die mehreren Zehntausend Besucher heran karren hätten sollen.[1]

In Zell am Ziller wurde aus den Krampusläufen eine inszenierte Feuer-Show mit Heavy-Metal-Music. Etwas ruhiger aber nicht wieder touristisch hat sich der Pongauer Krampuslauf in St. Johann im Pongau entwickelt. Dort kommen bis zu 400 Krampusse zusammen.

Krampus

Hauptartikel Krampus

Der Krampus ist der Begleiter des Nikolaus.

Krampuslauf oder Perchtenlauf?

Das Perchten-Brauchtum ist als Brauchtum in den Raunächten zu Hause. Letzteres hat mit Licht und Dunkelheit, mit einem "sauberen" Jahresabschluss und mit dem Beginn einer neuen Zeitspanne.

Eine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist die Krampuspercht. So gibt es mittlerweile Schiachperchtenläufe zwischen Neujahr und Dreikönig, was historisch überhaupt nicht belegt ist. Hintergrund für die immer länger währende Saison von Krampus- und Perchtenläufe (2016 fanden die ersten Läufe bereits am 19. November statt) sind die beträchtlichen Kosten für die Herstellung der Masken. Die wollen die Träger dann an möglichst vielen Orten zeigen.

Maske

Eine Maske besteht aus einer geschnitzten Holzmaske mit großem Gehörn, meist von Ziegen, langzottigem Fellmantel oder einem Fell-Overall, Pferdeschweif und Rollern. Die Vollausstattung für einen Erwachsenen wiegt etwa 35 bis 40 Kilogramm.

Krampusläufe

Die Krampusläufe finden traditionell am 5. Dezember, dem Krampustag, und auch am 6. Dezember, dem Nikolaustag. Wie bereits erwähnt, finden sie aber bereits Wochen vorher und noch Wochen danach statt, zumeist abends nach 18 Uhr, wenn es bereits finster geworden ist. Je nach Veranstaltungsort können die Behörden verschiedene veranstaltungspolizeiliche Auflagen [2] machen, insbesondere geeignete Sicherungsmaßnahmen und Absperrungen, um eine Gefährdung der Besucher zu minimieren. Die Passen ziehen dann zum Veranstaltungsort oder entlang von abgesperrten Wegen oder Straßen, laut rasselnd und Zuschauer, die in der Nähe der finsteren Gestalten stehen, bekommen häufig Schläge mit der Rute ab. Nach einer Stunde (oder auch eineinhalb, je nach Gegend) ist ein Krampuslauf meist vorbei. Mittlerweile werden rund um den Ort der Veranstaltungen Imbissbuden aufgebaut, in denen vor allem Alkohol ausgeschenkt wird.

bekannte Krampusläufe

Negative Entwicklungen

Krampusläufe arten leider immer mehr zu Mega-Veranstaltungen mit angeblich bis zu 600 Krampussen (2011) und bis zu 10.000 Besucher. [3] Dabei ist es schon öfters zu Übergriffen auf beiden Seiten (Krampussen und Zuschauern) gekommen. Darüber hinaus wird dieser volktümliche Veranstaltung nicht nur mehr am 5. Dezember ausgeübt, sondern man beginnt damit bereits ab Mitte November und manchmal kann man Krampusläufe auch noch nach dem 6. Dezember erleben. Somit wird Brauchtum stark kommerzialisiert.

Im Dezember 2011 wurde bei einem Lauf in Niedernsill eine 15-Jährige von einem Krampus ein Bein gebrochen. Kurz darauf erlitt eine 15- Jährige eine Rippenprellung in Bramberg am Wildkogel. Mehrere Zuschauer hatten dort einen erst 13-jährigen Krampus festgehalten, der, um sich zu befreien, mit der umgedrehten Rute in die Menge stieß und dabei die 15-Jährige erwischte[4].

Auch Besucher von Krampusläufen werden zunehmend aggressiver wie das Beispiel des Maxglaner Krampuslaufes 2011 zeigt. Beim Umzug im Salzburger Stadtteil Maxglan riss ein Unbekannter eine 36-jährige Teilnehmerin an der Maske und verdrehte ihr dabei den Kopf ruckartig, sodass diese eine Verletzung an der Halswirbelsäule erlitt[5].

Kein Kostenersatz, wenn man verletzt wird

Wer bei einem Krampuslauf verletzt wird, kann beim Veranstalter keinen Schadensersatz geltend machen und muss die Kosten selbst tragen. Dies geht aus einem Urteil des Obersten Gerichtshofes (OGH) aus dem Jahr 2010 hervor.

Bei einem Krampuslauf in Salzburg wurde eine Frau von einer Rute am Auge verletzt und diese verlangte dafür vom betreffenden Krampusverein Schadenersatz. Während die erste Instanz der Frau noch 8.280 Euro zusprach, verneinte der OGH jegliche Haftung des Vereins für die behaupteten unterlassenen Sicherungsmaßnahmen.

Mehrere Krampusgruppen hatten sich an diesem Krampuslauf beteiligt. Im Zuge des sogenannten Freilaufs mischten sich etliche Krampusse unter die Zuschauer. Eine Frau, die rund einen Meter neben einer Mädchengruppe stand, wurde von einer am Handgelenk eines Krampusses baumelnden Rute zufällig am Auge getroffen, als dieser vor den Mädchen herumtanzte und -fuchtelte. Geld für die eingetretene Verletzung bekam sie letztlich nicht zu sehen.

Laut OGH war ihr nämlich "eine Selbstsicherung gegen das typische Risiko einer Gefährdung durch eine sich in einem eingeschränkten Bereich unkontrolliert bewegende Rute zumutbar". Wie der OGH zunächst feststellte, wurde bei der Veranstaltung eine ausreichende Anzahl von Ordnern eingesetzt. Absperrungen zu errichten und das Publikum von den Krampussen zu trennen, würde wiederum "dem bekannten Sinn und Zweck des Freilaufs zuwiderlaufen, dass sich die Krampusse unter das Publikum mischen und es zum Kontakt zwischen Besuchern und Krampussen kommen soll".

Vor allem aber sind die Besucher eines Krampuslaufes für den OGH "nicht bloß Zuschauer, sondern Mitwirkende an einem Schauspiel zumindest folkloristischer Art", an dem sie "zur eigenen Unterhaltung und des Nervenkitzels wegen" teilnehmen. Den Zuschauern falle "ungefragt die Rolle der Opfer der Krampusse zu"

Frauen als Krampus

Normalerweise nehmen zumeist nur Männer an den Krampusläufen aktiv teil. Doch es gibt auch Ausnahmen. So wie die Tennisspielerinnen Sandra Klemenschits und Daniela Klemenschits.

"[...]Montag, 8. Dezember 2008, In Erinnerung an den Krampuslauf in Igls 2007, bei dem Dani und Sandi als Krampus mitwirkten, warf sich Sandi heuer wieder ein teuflisches Gewand über [...]"

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle Der Ennstaler]], online-e-paper/Archiv]
  2. 36 Auflagen für Krampuslauf in Bischofshofen, ORF Salzburg, 24.11.2016
  3. Salzburger Nachrichten, 28. November 2016, 44 Passen mit 850 Aktiven nahmen beim 43. Gnigler Krampuslauf am Samstagabend teil.
  4. Quelle www.krone.at
  5. Quelle www.salzburg24.at