Saline Reichenhall

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Alte Saline in Bad Reichenhall, Panoramabild
Die Reichenhaller Saline um 1700. Rechts das Hauptbrunnhaus mit Turm der Salinenkapelle
Reichenhaller Salinen, Der Quellenbau
Schema der Salinenanlage in Reichenhall
Alte Salinenadministration "Beamtenstock" in der Salinenstraße 1 in Bad Reichenhall; errichtet unter König Ludwig I. im Jahr 1839
Brunnhauskapelle in der Alten Saline Reichenhall
Wasserräder Alte Saline
Solepumpe der Karl-Theodor-Quelle
Soleleitung Reichenhall-Traunstein, Längsschnitt, Infotafel beim ehem. Hochbehälter Obernesselgraben am Soleleitungsweg

Die Saline Reichenhall ist die älteste Saline im Bereich des ehemaligen Fürsterzbistums Salzburg und dem Berchtesgadener Land. Nach der 1989 erfolgten Schließung der Saline Hallein ist die Reichenhaller Saline heute der einzig noch bestehende Salzproduzent in der Region.

Geschichte

Einleitung

In Bad Reichenhall wurde Salz bis 1817 nur aus natürlich entspringendem Salzwasser gewonnen. Diese Sole entsteht durch ins Berginnere sickerndes Regenwasser, welches dort das salzhaltige Gestein auslaugt und sich so mit Salz anreichert. Seit Jahrtausenden tritt es am Fuße des Gruttensteins, wo sich heute das Brunnhaus der Alten Saline befindet, als Solequelle zu Tage. Zur Herstellung von Salz wurde in der Saline die Sole so lange erhitzt, bis das Wasser verdampft war und nur noch das Salz übrig blieb.

Von den Römern bis zur Renaissance

In der Römerzeit produzierte man in Reichenhall bereits Salz über den lokalen Bedarf hinaus. Der bayerische Herzog Theodo II. übergab 696 Rupert von Worms etwa ein Drittel der Saline. Sie entwickelte sich ab dem 8. Jahrhundert zur leistungsfähigsten Salz-Produktionsstätte im gesamten Ostalpenraum und bildete damit das wirtschaftliche Rückgrat der Salzburger Kirche. Zahlreiche Bistümer und Klöster aus dem süddeutschen Raum waren ab dem 8. Jahrhundert ebenso an der Saline beteiligt, wie der deutsche König und Adelige. Ihre Hochblüte erlebte die Reichenhaller Saline im 12. Jahrhundert, um dann rasch von der neu eröffneten Saline in Hallein, südlich von Salzburg, überflügelt zu werden. Hallein besaß gegenüber Reichenhall einen entscheidenden Vorteil, denn dort baute man das Salz am Dürrnberg bergmännisch ab und laugte das Gestein durch künstlich ins Bergwerk geleitetes Wasser aus. Mit diesem so genannten Sinkwerkverfahren kann man die Menge und den Salzgehalt der dabei entstehenden Sole selbst bestimmen. Mit etwa 27 Prozent ist Sole gesättigt und nimmt kein Salz mehr auf. Je salzhaltiger die Sole ist, desto weniger Energie muss man beim Verdampfen in der Saline einsetzen. Da aber im Reichenhaller Solebrunnen häufig nur schwach salzhaltige Natursole verfügbar war, mussten Maßnahmen zur Energieeinsparung und Rationalisierung getroffen werden, da man ohnehin mit Problemen bei der Beschaffung von Brennholz, das aus den Bayerischen Saalforsten kam, zu kämpfen hatte.

So beauftragten die Salinenbetreiber 1438 Erhard Hann von Zabern mit dem Einbau eines zentralen Solehebewerks, "Paternosterwerk" genannt, das die bisherigen Schöpfgalgen ablöste. Die Anzahl der ursprünglich 32 Siedeanlagen wurde auf die Hälfte reduziert. Die dadurch arbeitslos gewordenen Salinenarbeiter erhoben sich daraufhin gegen die bürgerlichen Siedeherren. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die finanziellen Aufwendungen für Investitionen, die die Saline konkurrenzfähig erhalten sollten, immer höher. Die Betreiber der Siedeanlagen waren damit überfordert. Im Jahre 1461 setzte der Herzog einen "Salzmeister" als herzoglichen Beauftragten für die Salinen ein.

Der Weg in die Neuzeit

Ab 1483 kaufte Herzog Georg der Reiche die Siedeanlagen auf und sicherte damit einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in seinem Herzogtum. Die Salzburger Kirche besaß seit der Verstaatlichung faktisch keine Anteile mehr an der Saline. In der Folge wurden dringend notwendige technische Verbesserungen und Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt: Erasmus Grasser errichtete 1507 die Einfassung des Brunnenschachtes aus Marmor. Von 1520 bis 1538 wurde der über zwei Kilometer lange unterirdische Grabenbach-Stollen erbaut. Über ihn fließt das im Bereich der Solequellen entspringende Süßwasser ab. Von 1617 bis 1619 baute man die über 30 Kilometer lange Soleleitung zur neu erbauten Saline Traunstein, in deren Umgebung es noch genügend Wälder für die Brennholzversorgung gab. Die 250 Meter Höhendifferenz wurden durch Kolbendruckpumpen in sieben Pumpstationen ("Brunnhäusern") mit Hochbehältern überwunden, die von Wasserrädern angetrieben wurden. Als Vorbild diente dabei die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee im Salzkammergut, die jedoch das natürliche Gefälle nutzen konnte und daher ohne Pumpen auskam. Als Maßnahme zur Energieeinsparung durch Verdunstung wurden ab 1745 die Gradierhäuser errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Im Jahre 1782 begannen unter der Leitung von Johann Sebastian von Clais umfangreiche Maßnahmen zur Modernisierung des Betriebs. So wurden neben mehreren technischen Verbesserungen ein nach neuesten Erkenntnissen geplantes Sudhaus errichtet und Reformen im Personalwesen durchgeführt. Anstelle der bisher zum Transport verwendeten Fässer, "Scheiben" genannt, dienten nun Jutesäcke als Verpackung des Salzes. Mit diesen Maßnahmen erreichte man eine deutliche Verbesserung der Salzqualität, eine Steigerung der Produktion um über 40 Prozent und eine Senkung des Holzverbrauchs um elf Prozent.

Die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein wurde 1810 (ab Siegsdorf) bis zu einer neuen Saline in Rosenheim verlängert. Mit Hilfe von "Wassersäulenmaschinen" des Ingenieurs Georg von Reichenbach pumpte man das Salzwasser dorthin.

Aus dem Salzbergwerk im 1810 bayerisch gewordenen Berchtesgaden führte ab 1817 eine Soleleitung über die Schwarzbachwacht zur Reichenhaller Saline. Im Jahre 1834 fielen etwa drei Viertel der Stadt samt der Saline einer Brandkatastrophe zum Opfer. Um die Soleförderung so schnell wie möglich wieder aufnehmen zu können, wurden die Anlagen provisorisch in Stand gesetzt. Bereits einige Tage nach dem Brand floss wieder Sole durch die Leitung zur Traunsteiner Saline. Bis 1851 wurden die Gebäude der heutigen "Alten Saline" nach den Vorstellungen von König Ludwig I. von Bayern fertig gestellt. Seither treiben zwei dreizehn Meter hohe oberschlächtige Wasserräder[1] die Solepumpen an. Im Jahre 1911 stellte man die Energieversorgung von Holz auf Kohle um. Die Saline Traunstein wurde 1912 geschlossen. Im Jahre 1926 verlagerte man die Salzproduktion von der "Alten Saline" in die "Neue Saline" am Stadtrand von Bad Reichenhall.

Die Staatliche Salinenverwaltung wurde 1927 Teil der "Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG" (BHS AG). Im Jahre 1943 vernichtete ein Brand große Teile der "Neuen Saline". 1957 erfolgte die Schaffung der Marke "Bad Reichenhaller Spezialsalz" und in den folgenden Jahren die erfolgreiche Einführung der Marke "Bad Reichenhaller Markensalz" in der gesamten BRD. Die Rosenheimer Saline wurde 1958 geschlossen. Seit 1961 ersetzt die neue Soleleitung von Berchtesgaden über den Pass Hallthurm die alte Leitung über die Schwarzbachwacht. Öl als Brennstoff löste 1965 die Kohle ab und 1984 stellte man die Anlage auf Erdgas um. Von 1968 bis 1972 erfolgten Aufschlussbohrungen zur zusätzlichen Förderung von Natursole.

In der "Neuen Saline" am Stadtrand wird Sole aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden verarbeitet. Das in der "Alten Saline" geförderte Salzwasser wird für Kuren verwendet - Bad Reichenhall hat sich bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen Namen als Kurort geschaffen. Die ehemaligen Sudhäuser und Magazine der "Alten Saline" dienen heute teilweise gewerblichen Zwecken und werden von kulturellen Einrichtungen genutzt. Die komplett erhaltene Anlage der "Alten Saline" mit der funktionierenden Technik des 19. Jahrhunderts im Hauptbrunnhaus gilt heute als Industriedenkmal von europäischem Rang. Sie kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die auch den Besuch des Salzmuseums beinhalten.

Daten

Mitte des 16. Jahrhunderts produzierte die Saline in Reichenhall rund 16 000 Tonnen Salz jährlich. Zusammen mit der Saline in Traunstein betrug der Jahresertrag Ende des 18. Jahrhunderts rund 20 000 Tonnen. Die Erträge der Salinen und nachgelagerte Erträge erreichten bereits Ende des 17. Jahrhunderts über 30 Prozent der gesamten bayerischen Staatseinnahmen.

Die Sole

Die Sole wird teils durch Tiefbohrungen gefördert, teils vom Salzbergwerk Berchtesgaden hergeleitet. Mit der Neuentwicklung Energie sparender Siedeverfahren ist die Saline Reichenhall heute eine der modernsten Salzproduktionsstätten Europas.

Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein

Die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein war die erste bayerische Soleleitung. Sie als technische Meisterleistung, ja Weltwunder, des 17. Jahrhunderts. Sie wurde 1617 bis 1619 erbaut und verlief von Reichenhall über Karlstein und oberhalb des Thumsees auf den Antoniberg. Von dort verlief sie am "Neuweg" (B 305) über der Weißbachschlucht nach Inzell und von weiter nach Traunstein. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole gelangte über diese Leitung in die Traunsteiner Saline.

Weblink

Quellen

für den Abschnitt "Geschichte":

Einzelnachweis