Wolfgang Wintersteller

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Wolfgang Wintersteller
11. September 2013: von links Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn, Wolfgang Wintersteller, Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior und Landesrat Hans Mayr überreichten Prof. Schramm das Große Verdienstzeichen des Landes Salzburg.

Wolfgang Wintersteller (* 26. August 1944 in Hallein, Tennengau) ist pensionierter Lehrer und Historiker.

2024

Nach seiner Zeit als Lehrer am Halleiner Gymnasium führte er 20 Jahre lang Gruppen durch die alte Dokumentation, die auch den Führerbunker im Obersalzberg umfasst. Die neue Dauerausstellung "Idyll und Verbrechen" gehe von persönlichen Erlebnissen Einzelner aus und sei sehr lebendig und greifbar. Am Donnerstag (13. Juni 2024, 19 Uhr) nahm der 79-Jährige seinen persönlichen Abschied von der Dokumentation, und zwar mit einem Vortrag über Hallein zwischen 1918 und 1945. Eine große Ehre, betont Wintersteller, sei er doch für die Kapazunder am zuständigen Institut für Zeitgeschichte in München ein Laie.

Für Halleiner Maßstäbe gibt es wohl niemanden, der packender von dieser Zeit erzählen könnte. Eine wissenschaftliche Karriere habe ihn freilich nie gereizt: "Ich wollte immer vermitteln und war bis zuletzt gerne Lehrer." Der Grund, warum er überhaupt Geschichte studiert und sich auf die Zeitgeschichte spezialisiert habe, sei ein persönlicher: "Mein Vater ist mit 17 Jahren freiwillig in die Waffen-SS eingetreten." Man habe ihm nach Ableistung seines Dienstes eine Ausbildung zum Förster versprochen, seinem sehnlichsten Berufswunsch. Da sein Vater beim ersten Fronteinsatz angeschossen wurde, habe er die Kriegsjahre in Lazaretten verbracht. Das Thema Nationalsozialismus sei zu Hause immer ein konfliktbehaftetes gewesen. Er habe mit seinem Vater viele Sträuße ausgefochten und ihn über lange Jahre zu einer anderen Ansicht geführt.

Hallein sei durch die Nähe zu Bayern immer in einer besonderen Lage gewesen. "Am Obersalzberg waren zeitweise 6 000 Arbeiter beschäftigt, das hat Begehrlichkeiten geweckt." Diesseits der Grenze lag die Arbeitslosigkeit Ende 1937 bei 23 Prozent. Widerstand gab es unter der Arbeiterschaft: 1920 musste Adolf Hitler eine Wahlveranstaltung in Hallein wegen Störaktionen abbrechen. Tags zuvor war er in Salzburg noch gefeiert worden.[1]

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


In seinem Arbeitszimmer sitzt er an der mittelalterlichen Stadtmauer von Hallein. "Für einen Historiker gibt es nichts Schöneres", sagt Wolfgang Wintersteller. Von der "alten Bude", wie er sagt, geht er nur wenige Minuten bis zum Keltenmuseum. Auch dort hat der Historiker einen Schreibtisch. Wintersteller ist freier Mitarbeiter, ein Freund des Hauses, dessen Wissen geschätzt wird.

Der Halleiner zeigt ein Bild von der Überschwemmung im Juli 1954 durch den Kothbach. Alte Stadtansichten wie diese schaut er derzeit oft an. Das Museum versucht zum 40-Jahr-Jubiläum, Lücken in der Fotosammlung zu schließen.

"Es ist faszinierend, in dem Bereich, in dem man lebt, die Geschichte aufrollen zu können", sagt Wolfgang Wintersteller. Getan hat er das auch schon in seiner Zeit als Lehrer für Geschichte und Deutsch, aber seit dem Pensionsantritt im Jahr 2003 kann der Historiker sich auf seine Projekte konzentrieren. "Ich bin Pensionist, komme aber nur selten dazu", zitiert er einen abgewandelten Ausspruch von Ödön von Horváth.

Wolfgang Wintersteller blättert einen Aktenordner der Grill-Werke aus den Kriegsjahren durch. "Passen Sie auf, ganze Staubwolken kommen da heraus!" Er arbeitet an einer Dokumentation über den Rüstungsbetrieb mit. Nach unserem Gespräch wird er auf den Obersalzberg aufbrechen, wo er seit Jahren Führungen durch die "volksaufklärerische Ausstellung" über das Dritte Reich macht.

2008 ein Einschnitt in seinem Leben: Er erleidet einen Herzinfarkt. "Ich bin noch einmal von der Schaufel heruntergesprungen", sagt Wolfgang Wintersteller. Mittlerweile habe er den Infarkt aber gut überwunden. Bei der Arbeit zurückzustecken, ist nicht das Seine: "Wenn es um die Alternative ginge, eine Weltreise zu machen oder zu arbeiten, ich würde hier weitermachen."

Bereut er, den Weg des Lehrers und nicht den des Forschers gegangen zu sein? "Nein, es ist mir immer ein Anliegen gewesen, Wissen weiterzugeben."

Auszeichnung

Am 11. September 2013 verlieh Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior an Wolfgang Wintersteller das Große Verdienstzeichen des Landes Salzburg im Rahmen eines Festakts in der Residenz.

Die Stadt Hallein verlieh ihm am 13. November 2014 ihre Wappenplakette in Gold.

Quellen

Einzelnachweis

  1. www.sn.at, 11. Juni 2024 "Halleiner Historiker nimmt Abschied vom Obersalzberg", ein Beitrag von Karin Portenkirchner