Tauern-Tunnel (Tauern Autobahn)

Begriffsklärung
Dieser Artikel behandelt den Straßentunnel der Tauern Autobahn. Der Eintrag für den gleich lautenden Eisenbahntunnel im Gasteinertal findet sich unter Tauerntunnel (Bahn)
Die zweite Röhre des Tauern-Tunnels unmittelbar nach ihrer Fertigstellung.
Richtung Villach vor dem Nordportal des Tauerntunnel zweiröhrig.
Blockabfertigung 2017 am Nordportal.

Der Tauern-Tunnel[1] ist ein Straßentunnel auf der A 10 Tauern Autobahn, der den Radstädter Tauern auf einer Länge von 6 765 m (erste Röhre, inkl. Vorportal) durchquert.

Geschichte

Anfang der 1970er-Jahre wurde mit dem Bau des Tauern-Tunnels zwischen Flachauwinkl (Pongau) und Zederhaus (Lungau) begonnen. Am 19. Jänner 1974 erfolgte der Durchschlag. Zum Tag des Durchschlags gibt es zwei Quellenangaben: Die "Salzburger Nachrichten" berichteten in ihrer Ausgabe vom 21. Jänner, dass am Samstag, dem 19. Jänner, die Gattin des Salzburger Landeshauptmanns Friederike Lechner der letzte Sprengschuss ausgelöst wurde. Zu den Feierlichkeiten, die unter erschwerten Umständen aufgrund der tief winterlichen Verhältnisse und erhöhter Lawinengefahr erfolgte, waren u. a. Bundeskanzler Kreisky, sowie die Minister Androsch und Moser angereist.[2]. Hingegen steht in der Ausgabe der SN vom 19. Jänner 2024 in Erinnerung an diesen 50. Jahrestag, dass die Mineure bereits fünf Tage vorher den Durchschlag erreicht hätten, also am 14. oder 15. Jänner, je nachdem wie man die fünf Tage zählt. In diesem Artikel kann man auch lesen, dass am 19. Jänner dann rund eintausend Festgäste angereist waren. [3] Eine Nachfrage des SALZBURGWIKIs beim Autor des SN-Artikels vom 19. Jänner 2024 hat ergeben, dass am 19. Jänner 1974 wohl eine symbolische Sprengung stattgefunden haben wird und der tatsächliche Durchbruch wie erwähnt, bereits einige Tage vorher stattgefunden hatte.[4]

Am 21. Juni 1975 erfolgte die Verkehrsfreigabe für den rund 44 km langen Abschnitt von Eben im Pongau bis St. Michael im Lungau, in dessen Bereich der Tunnel fällt. Zwar wurden auf beiden Seiten des Tunnels auch Portale für eine zweite Tunnelröhre bis zu 60 m in den Fels vorangetrieben, der Tauern-Tunnel blieb aber, vor allem auch aus Angst vor dem hohen Verkehrsaufkommen, vorerst eine Sparvariante mit Gegenverkehr und wechselweisen Anhaltungen (Blockabfertigung) an verkehrsreichen Tagen.

Tunnelbrand 1999

Hauptartikel Tauern-Tunnel-Brand 1999

Am 29. Mai 1999 ereignete sich im Tauern-Tunnel ein folgenschwerer Auffahrunfall, der einen Tunnelbrand auslöste, der 12 Tote gefordert hat.

Zweite Tunnelröhre

Unmittelbar nach dem Unfall versprach die Politik einmal mehr den Bau einer zweiten Tunnelröhre. Lungauer Bürgerinitiativen warnten weiter vor der zu erwartenden Verkehrslawine. Diesmal setzte sich jedoch die Politik durch. Baubeginn war im Juli 2006 und am 15. September 2006 erfolgte der Anstich für die zweite Tunnelröhre. Den betroffenen Gemeinden im Lungau wurde ein umfassender Lärmschutz entlang der gesamten Strecke der A 10 durch das Zederhaustal versprochen.

Zahlen

  1. Tunnel 2. Tunnel
Länge (inkl. Vorportal) 6 765 m 6 546 m
Fahrbahnbreite 7,50 m 7,50 m
Fahrbahnbelag Betondecke Betondecke
Lichte Höhe 4,70 m 4,7 0 m
Gesamtausbruch   ca. eine Million m³

Die beiden Tunnel sind mit drei befahrbaren und 17 begehbaren Querschlägen, sowie mit sechs Einsatzquerschlägen verbunden, um im Notfall eine Flucht aus der einen in die andere Tunnelröhre zu ermöglichen. Die Netto-Gesamtkosten für die "zweite Röhre Tauern-Tunnel - Talröhre" inklusive notwendiger Grundeinlösen, Planung, Bau und Projektmanagement betrugen ca. 195 Mio. Euro. Die Sanierungskosten für die "erste Röhre – Bergröhre" betrugen ca. 35 Mio. Euro, die Errichtungskosten der zweiten Röhre rund 160 Mio. Euro. 150 Mitarbeiter waren zu Spitzenzeiten im Tunnel tätig.

Weitere 300 Mill. Euro werden bis 2020 zwischen Hüttau (Pongau) und Seeboden (Kärnten) in den Bau von Umweltentlastungsmaßnahmen wie Einhausungen und Einschüttungen, eine Autobahnverlegung im Bereich Zederhaus oder die Anschüttung von Lärmschutzdämmen fließen.

Baufortschritt zweite Röhre

 
Baustelle zweite Röhre

Auf der nördlichen Seite in Flachauwinkel mussten sich die Bagger zu Beginn der Arbeiten etwa 430 Meter weit durch die so genannte Hangschuttstrecke plagen: Über Millionen von Jahren hat die Erosion dafür gesorgt, dass sich am Fuß des Berges Material angesammelt hat. Mehr als 400 Meter dick ist diese Schicht. Das lockere Material zu durchwühlen, gleichzeitig dahinter Tunneldecke und Tunnelwand zu fixieren, das ist viel Arbeit und kostet vor allem aus Sicherheitsgründen viel Zeit. Nur ein bis 2,7 Meter pro Tag waren dabei möglich. Das hat zu einer Verzögerung von etwa 50 Tagen gesorgt.

Ende Februar 2007 wurde aber der Fels erreicht. Dann ging es gut voran, so gut, dass die verlorene Zeit langsam wieder aufgeholt wurde. 7 bis 7,5 Meter Vortrieb pro Tag schafften die Arbeiter nun. Die täglich anfallenden 500 bis 600 Kubikmeter Material (etwa 60 Lkw-Fuhren) wurden zur Deponie in den Talboden von Flachauwinkel gebracht.

Das Material wurde später wieder verwendet: Etwa 250.000 Kubikmeter für die Aufschüttung im Bereich der Raststation, die völlig neu gebaut wurde, 150.000 Kubikmeter für Dammschüttungen in diesem Bereich sowie etwa 100 000 Kubikmeter für Lärmschutzmaßnahmen im Pongau-Teil der Tauern Autobahn-Scheitelstrecke.

Im Süden der Baustelle im Gemeindegebiet von Zederhaus waren die Mineure bereits 900 Meter im Berg. Die gute Geologie des Berges erlaubte es hier, dass pro Abschlag 1,70 Meter tief vorangetrieben werden konnte. Das waren 8,5 bis 9 Meter pro 24 Stunden. Sämtliches Material - 60 bis 70 Lkw-Fuhren pro Tag - wurde auf einer Deponie im hinteren Zederhaustal zwischengelagert. In Summe waren das 400 000 Kubikmeter. Das Material wurde später für den Bau der Umweltschutzmaßnahmen in und rund um Zederhaus benötigt.

100 Arbeiter waren im Februar 2007 für diesen Tunnelbau beschäftigt, 70 davon direkt im Vortrieb auf beiden Seiten.

Am 8. Juli 2008 erfolgte der Durchstich der zweiten Tunnelröhre. Um 14:32 Uhr begrüßten sich dabei die Mineure des Nord- und Südtrupps mit Handschlag. Am 30. April 2010 konnte die 6 546 m lange zweite Röhre dem Verkehr übergeben werden. Dann wurde die alte, erste Röhre ein Jahr lang saniert, war nur einspurig befahrbar und ist seit 30. Juni 2011 wieder in Vollbetrieb im Richtungsverkehr in beiden Tunnelröhren.

Sonstige Ereignisse

Am 16. Dezember 2021 wurde ein 45-jähriger Lungauer mit seinem Pkw im Tauern-Tunnel (Fahrtrichtung Salzburg) durch eine nachfahrende Zivilstreife mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h statt der erlaubten 100 km/h gemessen und schließlich angehalten. Der Mann wurde angezeigt. Ihm droht nun der Führerscheinverlust.[5]

Am Freitag, den 30. Mai 2025 stand ein Auto am Freitagvormittag etwa 100 Meter nach dem Nordportal des Tauerntunnels in Vollbrand. Der Anhänger des Wagens war mit zwei weiteren Pkw beladen, wie der Pongauer Abschnittsfeuerwehrkommandant Christian Lackner auf SALZBURG24-Anfrage mitteilt. Laut Polizei habe der Wagen des 39-jährigen Lenkers beim Einfahren in den Tunnel im vorderen Bereich stark zu rauchen begonnen. Dann habe das Auto Feuer gefangen. Der Lenker habe geistesgegenwärtig gehandelt, den Anhänger rechtzeitig abgekoppelt und dadurch Schlimmeres verhindert, heißt es in einer Pressemeldung des Landesfeuerwehrverbands Salzburg/Bezirk Lungau. Der Tauern-Tunnel wurde daraufhin in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Gegen 11:10 Uhr konnten die rund 40 Floriani aus Flachau (Pongau) und Zederhaus (Lungau) das Feuer vollständig löschen, so Lackner.[6][7]

Fakten

Zum 30-Jahr-Jubiläum der A-10-Scheitelstrecke 2005 erhob die Autobahngesellschaft Asfinag, dass man im Tourismusjahr 1974-1975 rund 920 000 Nächtigungen zählte. 2003-2004 waren es 1,26 Millionen.

Im ersten (nur halben) Jahr der Eröffnung (1975) wurden fast 650 000 Kraftfahrzeuge gezählt, im ersten vollen Jahr 1976 rund 1,1 Millionen. Im Jahr 2012 waren es bei der Zählstelle Flachauwinkl-Zederhaus etwa sechs Millionen (davon gut eine Million Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen), 2022 neun Millionen (davon 1,4 Millionen Lkw).[3]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Schreibweise laut Bundesrecht
  2. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. Jänner 1974, Seite 5
  3. 3,0 3,1 www.sn.at, 19. Jänner 2024
  4. E-Mail-Schriftverkehr Peter Krackowizer mit Mag. Thomas Auinger im Jänner 2024.
  5. www.sn.at, 17. Dezember 2021
  6. SALZBURG24 vom 30. Mai 2025
  7. www.lfv-sbg.at, Bilder von den Löscharbeiten
Themen rund um die A 10 Tauern Autobahn