Tauerntunnel (Bahn)
Der Tauerntunnel ist ein ehemals 8 551 m, heute 8 371 m langer zweigleisig ausgeführter Eisenbahntunnel, der unter den Hohen Tauern zwischen Böckstein im Salzburger Gasteinertal und Mallnitz im Mallnitzer Tauerntal (Seitental des Mölltals) in Kärnten verläuft.
Baugeschichte
Karl Imhof wurde 1902 zum Bauführer für die Nordrampe des Tauerntunnels bestellt. Als sich die Tunnelbauarbeiten als besonders schwierig erwiesen, wurde Dipl.-Ing. Karl Imhof auch an der Südrampe zum stellvertretenden Vorstand für die Tunnelbauleitung berufen. Für seine diesbezüglichen besonderen Leistungen verlieh ihm Kaiser Franz Joseph I. am 14. Dezember 1907 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
Am 17. Dezember 1908 wurde während der Nachtschicht im Vollausbruch der letzte Sprengschuss gezündet.[1]
Am 23. Jänner 1909 wurde der Schlussstein der Bauarbeiten am Tunnel gesetzt.[2]
Am 7. März 1909 kamen am südlichen Ende des Gasteinertals 26 Menschen bei einem schweren Lawinenunglück ums Leben. Es waren Arbeiter aus vielen Teilen der Habsburger-Monarchie, die beim Bau der Tauernbahn und des Tauerntunnels beschäftigt waren.
Am 5. Juli 1909 konnte der Tauerntunnel der Bahn eröffnet werden.[3]
Der Tauerntunnel ist Teil der Tauernbahn von Schwarzach nach Spittal an der Drau und das Bindeglied zwischen der Nord- und Südrampe dieser Gebirgsbahn. Er wurde am 5. Juli 1909 eröffnet. Im Tunnel befindet sich in einer Höhe von 1 226 Metern auch der Scheitelpunkt der Tauernbahnstrecke.
Durch diesen Tunnel gibt es mit der Tauernschleuse auch noch eine Autoverladung und ist auch eine Nord-Süd-Transitverbindung im internationalen Autoreiseverkehr.
Im Zuge der Optimierung der Sicherheitseinrichtungen und der verbesserten Streckenführung im Tauerntunnel wurde ab 2001 auch ein Teil der Tunnelstrecke bei Böckstein freigelegt, sodass sich die Tunnellänge von ehemals 8 550 m um 179 m auf 8 371 m verkürzte. Das ursprüngliche Nordportal in Böckstein als Denkmal der eisenbahntechnischen Ingenieurskunst steht heute auf freiem Gelände südlich der Auffahrtsrampe für die Tauernschleuse (Autotransport) der ÖBB von Böckstein nach Mallnitz.
Generalsanierung 2024 bis 2025
Eine der zentralen österreichischen Bahnverbindungen durch die Alpen wird ab Herbst 2024 für acht Monate komplett gesperrt. Der 113 Jahre alte Tauerntunnel zwischen Salzburg und Kärnten muss dringend modernisiert werden. Wie ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel am Freitag, den 14. Oktober 2022, einen "Kurier"-Bericht bestätigte, werden von 18. November 2024 bis zum 4. Juli 2025 weder Güter- noch Personenzüge fahren. Danach ist ein eingleisiger Betrieb im Tauerntunnel möglich. Ab 14. Juli wird der Tunnel wieder komplett freigegeben. Für Pendler und Schüler bedeutet die Sperre großräumige und zeitraubende Umwege.[4]
Mit ersten kleinen Arbeiten im Tunnel hatten die ÖBB bereits im Sommer 2024 begonnen. Im 8,3 Kilometer langen Bahntunnel zwischen Salzburg und Kärnten wurden die Tunnelgewölbe saniert, die Oberleitung auf Deckenschiene umgebaut, auch Tunnelfunk und Signaltechnik wurden auf den neuesten Stand gebracht. Insgesamt investierten die ÖBB 160 Millionen Euro.[5] Darin enthalten sind auch die Kosten für die zweite, kürzere Bauetappe, die 2027 über die Bühne gehen soll. Die Sanierung sei aus Sicherheits- und Effizienzgründen unabdingbar, hieß es seitens des Unternehmens.[6]
Am 29. Dezember 2024 gab das Gewölbe beim Nordportal des Tunnels nach und brach auf einer Länge von 15 Meter ein. 13 Arbeiter hatten sich zu diesem Zeitpunkt im Tunnel befunden. Sie mussten den Tunnel über die Kärntner Seite verlassen. Verletzt wurde niemand.[7] Eine Vermessung von den Bundesbahnen und der ausführenden Baufirma ergab am 30. Dezember, dass das Tunnelgewölbe auf einer Länge von insgesamt rund sieben Metern nachgegeben hat. Es handle sich um mehrere Hundert Kubikmeter. ÖBB-Pressesprecher Robert Mosser sagt: "Die Ursache für das Nachgeben des Gewölbes dürften Hohlräume hinter dem Bestandsmauerwerk sein, die zusammen mit dem Abfräsen zur Schwächung und dem folgenden Nachgeben des Gewölbes geführt haben. Das Bestandsmauerwerk war hier bereits im Vorfeld als besonders schwierig bekannt." Letzteres bestätigt Landesgeologe Gerald Valentin. Er kennt das Gestein des Radhausbergs, durch dessen östliche Ausläufer der Tunnel verläuft, gut. Die Stabilität des Bergs sei dank seines Aufbaus aus Granit und Gneis hervorragend, nur die ersten hundert Meter von Salzburger Seite seien problematisch. Dort gebe es einen hohen Anteil an Lockergestein. "Das ist typisch für Portalbereiche."[8]
Am 5. Juli 2025 wurde Tunnel termingerecht für die Züge der Tauernschleuse freigegeben, ab 14. Juli rollten dann auch wieder die Personen- und Frachtzüge.[5]
Ereignisse
Am Samstag, den 23. November 1907 kam der slawonische Arbeiter Peter Krunić im Tunnel ums Leben. Er wollte auf einem fahrenden Zug von einem Rollwagen zum anderen springen, um sich eine Lampe zu holen. Dabei rutschte er aus, fiel auf das Gegengleis, auf dem genau in dieser Sekunde ein Zug herankam. Dieser konnte erst anhalten, nachdem schon drei Waggons über Krunić gerollt waren. Er starb zwei Stunden später im Krankenhaus. Merkwürdigerweise zeigte die Leiche keine äußeren Verletzungen, jedoch war seine Wirbelsäule gebrochen. Seine Verwandten wollten keinen Priester rufen, da Krunić der griechisch-orientalen Religion angehörte.[9]
Am Samstag, 13. und Sonntag, 14. Juli 1968 wurden rund 7 000 Fahrzeuge in einem zwölf-Minuten-Verkehr befördert.[10]
Am 31. Oktober 2007 entgleisten zwei Waggons eines Güterzuges im Tunnel. Dabei traten geringe Mengen der gefährlichen Substanz Ätznatron aus einem der Wagons aus. An den Aufräumarbeiten, die bis in die Abendstunden andauerten, waren 70 Feuerwehrleute aus dem Gasteinertal und Mallnitz beteiligt.
Ein 84-jähriger Tiroler versuchte am Samstagnachmittag, den 3. September 2022, aus unbekannten Gründen zu Fuß den Bahntunnel der Tauernschleuse in Richtung Süden zu durchqueren. Etwa 130 Meter nach dem Nordportal wurde er von einem Zug, welcher von Klagenfurt kommend in Richtung Salzburg unterwegs war, erfasst und niederstoßen. Die verständigten Einsatzkräfte konnten den Mann wenig später auffinden und nur noch den Tod des 84-Jährigen feststellen.[11]
Quellen
- SALZBURGWIKI-Artikel Karl Imhof
- SALZBURG24 vom 5. Jänner 2024: Überblick der ÖBB-Baustellen und Streckensperren in Salzburg
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 22. Dezember 1908, Seite 5
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 13. März 1909, Seite 31
- ↑ ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 5. Juli 1909, Seite 1
- ↑ www.sn.at, 14. Oktober 2022
- ↑ 5,0 5,1 "Salzburger Nachrichten", 4. Juli 2025
- ↑ www.sn.at, 25. Juli 2024
- ↑ www.sn.at, 29. Dezember 2024
- ↑ www.sn.at, 30. Dezember 2024
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 25. November 1907, Seite 3
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 15. Juli 1968, Faksimile vom 19. Juli 2018
- ↑ SALZBURG24 vom 4. September 2022