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Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg

Tausende Euro hat er investiert, damit ihn ein Schlepper nach Europa bringt. In sein Traumziel Schweden hat es der 17-jährige Iraker nicht geschafft. Jetzt geht es mit einem Abschiedsgeschenk wieder zurück.

Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg
Ticket ohne Rückflug - Irakischer Flüchtling verlässt Salzburg

Boarding 8 Uhr, Gate 8, Sitz 11C. Das ist sein Ticket. Rasul Farman hat mithilfe von Caritas-Mitarbeiterin Gerlinde Hörl und einem Sorani-Dolmetscher gerade am AUA-Schalter am Salzburger Flughafen eingecheckt. Er fliegt nach Wien und von dort weiter nach Erbil, der Hauptstadt der Region Kurdistan im Nordirak. Dabei ist Rasul erst wenige Tage in Salzburg. Und anstatt glücklich zu sein, dass er nach einer gefährlichen Flucht in Europa angekommen ist, hat er die Caritas um Hilfe gebeten, weil er wieder zurück will.

"20 Tage habe ich hierher gebraucht. Von der Türkei mit dem Boot und einem Schlepper nach Griechenland, Mazedonien, Slowenien. Bis nach München bin ich gekommen", sagt der 17-Jährige. Dann habe man seine Fingerabdrücke genommen und ihn nach Salzburg zurückgeschickt. Dabei wäre sein Traumziel Schweden gewesen. Aber einmal registriert, schaffe er das jetzt nicht mehr. Sein Vater sei aktiver Kämpfer in der Peschmerga. Dieses Schicksal habe dem Frisörlehrling auch gedroht. Also sei er geflohen. "Und weil alle anderen sich auch auf den Weg nach Europa gemacht haben." Warum er dann jetzt zurückfliegt? Seine Mutter sei krank geworden. Und er mache sich Vorwürfe, dass sie seinetwegen krank sei. Die Mutter aber sei das Wichtigste.

Rasul wird am Flughafen Wien von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) übernommen und durch den Zoll gebracht bis zum Flugzeug in den Irak. Er bekommt in Salzburg sein einmaliges Ausreisedokument aus Österreich und ein einmal gültiges Einreisedokument in den Irak. Die Formalitäten hat Gerlinde Hörl von der Caritas für ihn erledigt: Der Antrag beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) ist genehmigt. Die IOM hat die Flüge gebucht. Das One-Way-Ticket bezahlt das Innenministerium (BMI). Die Rückkehrhilfe ist ein kofinanziertes Projekt von BMI, Asyl-, Migration- und Integrationsfonds der EU und Caritas.

"Herzlichen Dank. Danke Österreich"

Im Bescheid steht auch, dass Rasul für die Ausreise 100 Euro in Bar mitbekommt. Die gibt ihm Hörl am Flughafen. Ein staatliches Abschiedsgeschenk quasi. "Herzlichen Dank. Danke Österreich", sagt er sofort. Die Beträge würden bei freiwilligen Ausreisen von null Euro bis 370 Euro reichen, erzählt Hörl. Sie kennt das Prozedere. Seit 1999 organisiert die Caritas Österreich freiwillige Rückreisen. 73 Mal stand sie mit "Klienten" seit 1. Juli 2015 am Flughafen Salzburg. Am öftesten gehe es in den Irak. Auch Anfragen von Syrern habe sie. Aber IOM würde aufgrund der Sicherheitslage nicht nach Syrien fliegen. Die Gründe, warum die Menschen wieder zurück wollen, überraschen auch sie manchmal. "Oftmals zermürbt die lange Dauer des Asylverfahrens. Der häufigste Grund ist aber, weil die Familie zu Hause ist oder weil den Angehörigen daheim etwas passiert ist."

Manche hätten andere Vorstellungen von Europa, hätten sich ein anderes Leben vorgestellt. Der Kulturschock sei dann zu groß. Ob sie Rückkehrer wie Rasul wiedersieht? "Nein." Aktuell organisiert Hörl die Rückreise für eine sechsköpfige Familie. Die Mutter sei im Irak verstorben. Jetzt wolle der Sohn mit Frau und vier Kindern (eines davon in Österreich geboren) wieder nach Hause in den Irak.

Gefallen hätte es Rasul in Salzburg schon. "Die Menschen hier sind anders, aber freundlich. Das Leben ist schön in einem Rechtsstaat, hier gibt es Sicherheit. Ich hätte gern als Frisör hier gearbeitet." Ob er wieder kommt, weiß er nicht.