Die Tier- und Pflanzenwelt des Kapuzinerberges

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Kolkrabe, von Krähe (oben links) verfolgt
Eichhörnchen unter den Futterhäuschen nächst dem Wächterhaus
Gämsen im März 1958

Dieser Artikel informiert über die Tier- und Pflanzenwelt auf dem Kapuzinerberg, einem Salzburger Stadtberg.

Einleitung

Biologische Besonderheiten des Berges sind verschiedene Tiere des Waldes und auch seltene dealpine Pflanzen. Diese Besonderheiten verdienten besondere Beachtung. Eingeschränkt wird die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt durch die immer weiter zunehmende Verwaldung des Berges und die dadurch geringere biologische Diversität. Auch das früher zahlreiche und dann immer weniger häufige Alt- und Totholz auf dem Kapuzinerberg beeinträchtigt die früher noch höhere Artenvielfalt.

In den kühlen Felswänden im Norden, wo selbst im Sommer kaum ein Sonnenstrahl den Boden wärmt, gedeihen nicht wenige Pflanzen, die ein raues Klima bevorzugen, also Alpenpflanzen, die wir sonst in einer Höhe über 1 600 m ü. A. kennen.

Tierwelt

Der Kolkrabe

Eine echte Besonderheit des Felsen ist der Kolkrabe, ein typischer Bewohner der Alpen ist. Die Raben sind durch ihre eindrucksvolle Größe und ihren keilförmigen Schwanz leicht von Krähen zu unterscheiden. Wer Geduld hat, kann die typischen Rufe der Tiere "Krok krok" dort nicht überhören, und kann manchmal auch den Tieren auch ihren kunstvollen, mitunter übermütigen Flugspielen zusehen.

Aus Mythen und Legenden ist der Rabe als neugieriges und kluges aber auch als unheimliches Tier bekannt. Die Rabentiere konnten in der Vorstellungswelt der klassischen Antike Unglück und Tod vorhersehen. Die beiden Raben Hugin und Munin waren ständige Begleiter von Wotan-Odin, dem germanischen Gott der Kriegskunst, Weisheit und der Seherschaft. Täglich flogen die Tiere weit umher, um Odin alle Neuigkeiten der Welt gewissenhaft mitzuteilen. Mit der Christianisierung wurden die Tiere vielfach zu unheiligen Tieren und zu Vasallen von Hexen und Dämonen. Raben waren einst auf Schlachtfeldern und an Hinrichtungsstätten nicht unbekannt, da sie bekanntlich auch Aas essen. So galten die schwarzen Raben in vielen Landstrichen im Volksglauben als Totenvögel und symbolisierten vielerorts aber auch die ruhelosen Seelen unheilvoll Verstorbener.

Die einstige Hinrichtungsstelle vor dem Linzertor (bis 1599) und der heutige Kolkraben-Brutplatz liegen aber nur zufällig in nächster Nähe.

Der Uhu

Seit über 20 Jahren lebt hier wieder die weltweit größte Eule, der Uhu auf dem Berg und brütet hier auch immer wieder. Mit seiner Flügelspannweite von 1,7 m und seinen Federohren ist er unverwechselbar. Seine Nahrung ist sehr vielschichtig. Er jagt Stadttauben, die in der Innenstadt zahlreich zu finden sind, aber auch Krähen, Mäuse, Igel und viele andere kleinere Tiere.

Weitere Vögel des Berges

Der Kapuzinerberg ist die Heimat von Dohlen, Hohltauben, Schwarz-, Bunt- und Grünspechten, Waldkäuzen sowie verschiedenster Singvögeln.

Säugetiere

Die 1952 geschaffene Gämsenkolonie

Auf dem Berg gibt es 1952 eine künstlich angelegte Population im Sinn eines "Freilandtiergartens" von etwa zehn Gämsen.[1] Die Rehe wurden dort nach 1990 dagegen sämtlich abgeschossen. 1948 war ein Gamsbock vom nahen Gaisberg über den Kühberg hierher gewandert, 1952 wurde dann eine zahme Gamsgeiß aus der Steiermark hier ausgesetzt. Die Gämsen werden von einem Stadtjäger regelmäßig mit Heu, im Herbst auch mit Obst versorgt, sie sind so nur bedingt reine Wildtiere. Im Winter gibt es zusätzlich eine Getreidemischung zur Fütterung. Gelegentlich waren die Tiere auch "zu gut" betreut und dadurch deutlich übergewichtig.

Zur Blutauffrischung der kleinen, isolierten Population wurde Dienstagnachmittag, 22. März 2022, eine weibliche Gams aus einem provisorischen Gehege am Berg in die Freiheit entlassen. Recht kurzfristig, weil sie es in der beengenden Umzäunung nach wenigen Tagen schon nicht mehr ausgehalten hatte. Das Tier stammt aus dem Zoo Karlsruhe. Die Gams wurde mit einem Sender ausgestattet. Der ermöglicht herauszufinden, wo sich das Tier wie lange aufhält, also ein Bewegungsprofil samt wissenschaftlichen Analysen dazu zu erstellen. Seit Juni 2021 hatte Miriam Wiesner, Tierärztin des Zoos Salzburg, die junge Gams schon in ihrer Obhut, sie für die Auswilderung vorbereitet und nun zur Verfügung gestellt. Wiesner war es auch, die die Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut eingefädelt hat: "Unsere Gams ist nun ein Jahr und zehn Monate alt und wiegt 21 Kilo. Letzten Donnerstag haben wir sie aus ihrem Gehege im Zoo Salzburg auf den Berg bringen können. Das war gar nicht so einfach, weil die Tiere sehr schlau sind und den Tierarzt erkennen. Ich konnte sie aber schließlich aus zehn Metern Entfernung mit dem Blasrohr betäuben, gegen Parasiten behandeln und zum Auswilderungsgehege liefern lassen."

Wiesner freut sich, dass die Gams Solar-Ohrmarken erhalten hat. "Sie ist aktuell die einzige Gämse, die derart hochmodern ausgestattet ist." Weitere Vorteile der Ohrmarken: Diese seien klein, leicht und das recht aktive Tier könne damit nirgends hängen bleiben.

"Gämsen sind mit ca. drei Jahren geschlechtsreif. Das heißt, sie ist jetzt kurz davor. Vielleicht geht es sich mit der Brunft im November schon aus. Dann könnten wir im Mai kommenden Jahres schon ein Gamskitz erwarten", so die Fachfrau. Das Tier könne im Übrigen bis zu 20 Jahre alt werden. Im Zoo hätten jedenfalls schon optimale Bedingungen für seine Eingewöhnung geherrscht.

Gehegt und gepflegt werden die Gämsen freilich mit ganz viel Liebe und Sorgfalt auf dem Kapuzinerberg. Josef Brawisch, Gerhard Wörndl und Christian Neureiter vom Magistrat betreuen als Stadtjäger und –förster die Kolonie, die klarerweise nicht bejagt wird. Gemeinsam mit dem Land und dem Zoo werde die Stadt Salzburg weiterhin dafür Sorge tragen, dass ein gesunder Gamswildbestand auf dem Stadtberg beheimatet ist. Auf dem Gaisberg dagegen findet innerhalb der Stadtgrenzen eine Betreuung der Gämsen seitens der Stadt kaum statt, dort kann das Gamswild auch bejagt werden.

Am Mittwoch, den 18. Mai 2022, wurde in der Früh ein Gämsbock aus der Kolonie im Mirabellgarten in der Stadt Salzburg entdeckt und mit der alarmierten Berufsfeuerwehr Salzburg und der Hilfe eines Jägers schließlich arretiert und in sein Revier zurücküberstellt. Es zeigt sich hier vermutlich die Problematik der Aussetzung halbzahmer Tiergartentiere. Am Donnerstag, den 7. Juli, war dann wieder ein Gämsbock im Stadtgebiet unterwegs. Diesmal wurde er auf dem Gelände der Landespolizeidirektion Salzburg an der Alpenstraße gesichtet.[2]

Weitere Säugetiere

Es gibt auf dem Kapuzinerberg auch verschiedene weitere Kleinsäuger, etwa Dachse, Steinmarder, verschiedene Waldmäuse, Spitzmäuse sowie Fledermäuse. Auch die Eichhörnchen zählen zu den Bewohnern des Berges.

Schmetterlinge

Russischer Bär auf Buddleja beim Franziski-Schlössl.

Auf dem Kapuzinerberg kommen verschiedene Schmetterlingsarten vor.

Amphibien und Reptilien

Eine große Besonderheit ist das Vorkommen des Feuersalamanders mitten in der Altstadt. Rund um die Kapuzinerteiche kommen Bergmolche vor. Auch findet man Erdkröten und Grasfrösche auf dem Kapuzinerberg. Ein besseres Freischneiden des Ufers vor allem südlich der Teiche und damit eine bessere Belichtung der Teiche wären für die stark gefährdeten Amphibien ebenfalls vorteilhaft.

Die dealpinen Pflanzen

Wer kennt nicht Behaarten Almrausch mit seinen tiefroten Blüten und den bewimperten Blättern eine typische Pflanze verbuschender Almmatten auf Kalkboden, der samt seiner kleinen verwandten Azaleen-Art, der Zwerg-Alpenrose an Felsbändern hier häufig gedeiht.

Durch ihre leicht hängenden Blüten und ihre fast wehrlosen Zweige gut erkennbar, wächst daneben als echtes Rosengewächs die Gebirgs-Rose. Auch blüht hier - einem großen Gänseblümchen entfernt ähnlich - das Alpenmaßliebchen. In Felsritzen verankert gedeiht nächst der Glockengasse eine der bekanntesten und prächtigsten Alpenpflanzen auf Kalkstein, die Alpen-Aurikel, eine Primel mit leuchtend gelben Blüten.

Die Echte Felsenbirne ist ein Strauch, der die felsigen Standorte des Berges liebt, der aber wegen seiner zierlichen Blättern und den Birnenfrüchtchen auch gerne in Gärten angepflanzt wird. Eine sehr selten gewordene Pflanze magerer Weiden ist der Färberginster. Dieser Strauch hält sich hier noch in den Felsen, nachdem die einstigen mageren Schaf- und Ziegenweiden am Berg längst verschwunden sind. Seit der Römerzeit zum Gelb-Färben von Leinen und Wolle benutzt, fanden die Blätter der Pflanze früher auch als heilkräftiger Tee für die Blutreinigung und gegen Harnsteine Verwendung.

Bilder

 Die Tier- und Pflanzenwelt des Kapuzinerberges – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quellen

Einzelnachweis