Joseph II.
Joseph II. (* 13. März 1741 in Schloss Schönbrunn, Hietzing; † 20. Februar 1790 in Wien) war von 1765 bis 1790 als erster Angehöriger des Hauses Habsburg-Lothringen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Über Joseph II.
Joseph II. entstammte dem Geschlecht der Habsburger (bzw. Habsburg-Lothringen), das Österreich von 1278 bis 1918 beherrschte.
Er war von 1780 bis 1790
- Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und
- Herrscher der habsburgischen, insbesondere österreichischen Erbländer (also zB König von Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Österreich, Herzog von Kärnten, Steiermark, Brabant usw. usw.)
Joseph II. war ein tatkräftiger und, trotz seiner kurzen Regierungszeit, nachhaltig wirksamer Herrscher. Besonders fühlbar waren seine Reformen im kirchlichen Bereich (Aufhebung von Klöstern, Neuorganisation von Bistümern, Neugründung von Pfarren; Toleranz gegenüber nichtkatholischen Christen).
Salzburgbezug
Diözesanregulierungen
Joseph II. entschloss sich schon im Jahr 1781, eine umfassende Neuordnung der Diözesangrenzen in seinen deutschen und böhmischen Erbländern (das sind im Wesentlichen die heutigen Staaten Österreich, Slowenien und Tschechien) herbeizuführen. Ein allgemeiner Grundsatz der Diözesanregulierung sollte die Angleichung der kirchlichen an die politischen Grenzen (also die Landesgrenzen) sein.
Verdrängung der Erzdiözese Salzburg aus Niederösterreich
Nach Abschluss der Planungen nahm der Kaiser als erstes den niederösterreichischen Anteil der Erzdiözese Salzburg ins Visier. Zur Erzdiözese Salzburg gehörte nämlich schon seit dem Mittelalter die bis 1379 (Vertrag von Neuberg) steirische Grafschaft Pitten, deren Nordgrenze im Fluss Piesting verlief. Dieses Gebiet bildete das Wienerneustädter Archidiakonat, oder den Wiener Neustädter Distrikt, der Erzdiözese Salzburg und umfasste zwei Dekanate mit insgesamt 41 Pfarren.
Am 12. Juni 1782 schrieb die böhmisch-österreichische Hofkanzlei dem Salzburger Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo, der Kaiser habe zu wirksamerer Leitung der Seelsorge den Entschluss gefasst, das Erzbistum Salzburg habe die Pfarren dieses Gebietes an das damals bestehende Bistum Wiener Neustadt abzutreten. Der Erzbischof erklärte sogleich in einem devoten Antwortschreiben sein Einverständnis. Im darauffolgenden Jahr wurde die Grenzänderung vollzogen. Dem Erzbischof ließ der Kaiser mitteilen, sein Verhalten habe ihm (dem Kaiser) "zu besonderer gnädigsten Zufriedenheit gereichet".
Verdrängung des Bistums Passau aus Niederösterreich und Oberösterreich
Noch mehr als am Wiener Neustädter Distrikt lag dem Kaiser an der Verdrängung des Bistums Passau, zu dessen Diözesangebiet Oberösterreich und der Großteil Niederösterreichs gehörten (die Gebiete des Erzbistums Wien und des Bistums Wiener Neustadt waren recht klein) aus seinem Herrschaftsgebiet. Mit dem Tod des betagten Passauer Bischofs Leopold Ernst Graf von Firmian (* 1708, † 1783) ergab sich die erwartete Gelegenheit. Der Kaiser verfügte die Gründung der Diözese Linz und die Aufteilung Niederösterreichs auf die bestehenden Bistümer Wien und Wiener Neustadt. Diese Eigenmächtigkeit nahmen allerdings die kirchlichen Entscheidungsträger, besonders auch Papst Pius VI., nicht hin; der Kaiser sah sich bewogen, die Neuwahl des Bischofs von Passau abzuwarten und die Angelegenheit vertraglich zu regeln. In einem Vertrag vom 4. Juli 1784 verzichtete Bischof Joseph II. Franz Anton Graf Auersperg auf seine Diözesanrechte an österreichischem Gebiet. Danach errichtete der Papst die Bistümer Linz und St. Pölten und hob das Bistum Wiener Neustadt zugunsten des Erzbistums Wien auf. Auf diese Weise bekam der Kaiser seinen Willen und die Vorschriften des Kirchenrechts wurden eingehalten.
Verdrängung der Erzdiözese Salzburg aus Steiermark und Kärnten
Auch in der Steiermark und Kärnten erreichte der Kaiser im Wesentlichen sein Ziel. So wurden die 96 Kärntner Pfarren der Erzdiözese Salzburg dem Salzburger Suffraganbistum Gurk zugeschlagen und wurde dessen Bischofssitz nach Klagenfurt verlegt. Die Erzdiözese Salzburg verlor 1786 durch die Gründung der neuen (bis 1859 bestehenden) Diözese Leoben die Obersteiermark. Betroffen waren auch das Salzburger Eigenbistum Lavant und das Salzburger Eigenbistum Seckau, dessen Bischofssitz nach Graz verlegt wurde. All diese Bistümer blieben aber dem Erzbischof von Salzburg unterstellt.
Erwerb des Innviertels und Haunsbergbesuch
1778 erwarb Joseph II. vom Kurfürstentum Bayern das Innviertel. Bald darauf bereiste es das neugewonnene Gebiet und tat auf dieses am 28. Oktober 1779 einen Blick auch vom salzburgischen Haunsberg aus, wo aus diesem Anlass die Kaiserbuche gepflanzt wurde.
Mozartzeit
Joseph II. spielt auch in der Biographie Wolfgang Amadé Mozarts, der sich in der Kaiserstadt Wien niederließ, eine Rolle.
Familie
Joseph II. war zweimal verheiratet. Aus der Ehe (1760–1763) mit Isabella von Parma (* 1741; † 1763) gingen zwei Töchter hervor, die beide im Kindesalter starben. Die zweite Ehe (1765-1767) mit Maria Josepha von Bayern (* 1739; † 1767) blieb kinderlos.
Ehefrauen
Name | Geburtsdatum | Todesdatum |
---|---|---|
Isabella von Parma | 31. Dezember 1741 | 27. November 1763 |
Maria Josepha von Bayern | 20. März 1739 | 28. Mai 1767 |
Kinder
Name | Geburtsdatum | Todesdatum |
---|---|---|
Maria Theresia | 20. März 1762 | 23. Jänner 1770 |
Christina | 22. November 1763 | 22. November 1763 |
Literatur
- Franz Martin: Kaiser Joseph II. auf dem Haunsberg, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 92, 1952, S. 156-160.
Weiterführend
Für Informationen zu Joseph II., die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Quellen
- Eigenartikel Karl Irresberger, gestützt insbesondere auf
- die Wikipedia-Artikel zu Joseph II. und zu den erwähnten Diözesen sowie auf den Salzburgwiki-Artikel Kaiserbuche
- Weißensteiner, Johann: Die Diözesanregulierung Kaiser Josephs II. und das Erzbistum Wien . Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 52, 270—313 (ZoBoDat)
- Reifenscheid, Richard: Die Habsburger in Lebensbildern, 2. Auflage, Wien u.a., 2007, Seite 248 und Seite 255
Vorgänger Franz I. Stephan (Gemahl Maria Theresias) |
Römischer Kaiser 1765–1790 |
Nachfolger Leopold II. |
Vorgänger |
Herrscher Österreichs 1780–1790 |
Nachfolger Leopold II. |