Elizabeth Duncan-Schule

Links oben Elizabeth Duncan-Schule Werbung 1933.

Die Elizabeth Duncan-Schule war eine Schule, die zwischen 1925 und 1935 im Winterschloss, später vermutlich nur im Sommer im Schloss Kleßheim, in Siezenheim untergebracht war.

Geschichte

Die Schule wurde von der Tänzerin und Tanzpädagogin Elizabeth Duncan, der Schwester der legendären Tänzerin Isadora Duncan, betrieben. 1928 wurde die Schule von Lucia Joyce, der Tochter von James Joyce, besucht, weshalb James Joyce gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nora Barnacle 1928 die gesamte Festspielzeit in Salzburg verbracht hatte.[1]

In diesem Zusammenhang berichtete die "Salzburger Wacht" in ihrer Ausgabe vom 24. November 1925 von einer Sitzung des Salzburger Gemeinderats:[2]

[...] Ferner legt die Landesregierung einen Be­richt über die Verwertung des Schloßbesitzes Kleßheim vor. Das Winterschloß ist bis De­zember d. J. an die "Elisabeth-Duncanschule", einen Verein zur körperlichen und wissenschaft­lichen Erziehung der ihm anvertrauten Kinder, verpachtet. Als Pachtschilling wurden für sie­ben Monate rund 7000 Schilling entrichtet. Außerdem hat der Pächter eine Reihe kleinerer Arbeiten im Winterschloß freiwillig, ohne An­rechnung auf den Pachtzins, durchgeführt. Nun wünscht die Duncanschule einen neuen Pacht­vertrag auf mehrere Jahre abzuschließen. Fer­ner teilte der Obmann des Salzburger Sän­gerbundes mit, der "Deutsche Sängerbund" habe Kaufs-, bezw. Pachtabsichten geäußert. Von der Hauptleitung des Deutschen Sänger­bundes ist indes bis jetzt zu dem Projekt nicht Stellung genommen worden. Sollte ein neuer Vertrag mit der Duncanschule nicht mehr zum Abschluß kommen oder sich derselbe auf das Sommerschloß nicht aus­dehnen, so schlägt die Schloßverwaltung vor, das Sommerschloß als Rekonvaleszentenheim vom St. Johannsspital einzurichten. Nach dem Vorschlag der Schloßverwaltung könnten, ohne nennenswerten Kostenaufwand einige Räume im Sommerschloß für die Sommermonate be­nützbar gemacht werden. [...]

Im August 1926 hieß es dann "Der Vertrag wurde nach neuesten Mitteilungen auf mehrere Jahre verlängert, auf das Sommerschloß aber, wie ursprünglich geplant war, nicht ausgedehnt."[3] Im Dezember 1930 wurde bekannt, dass die Schule von Salzburg absiedeln wird:[4]

Die Duncan-Schule verläßt Salzburg. Die seit vielen Jahren im Winterschloß des ehe­maligen kaiserlichen Besitzes von Kleßheim untergebrachte Elizabeth Duncan-Schule, die von vielen Ausländern, insbesondere von Eng­länderinnen besucht war, wird in der nächsten Zeit Salzburg verlassen. Sie befindet sich be­reits auf der Suche nach einem neuen Aufent­haltsort und dürfte, wie verlautet, nach Paris übersiedeln.

Doch zumindest in Form von Sommerkursen kehrte die Schule wieder nach Kleßheim zurück. Das berichtete die "Salzburger Chronik" in ihrer Ausgabe vom 18. Juli 1931:[5]

Die Elizabeth-Duncan-Gesellschaft Wien hielt im Hause ihres zweiten Präsidenten, Kommerzialrat Metz­ger, ihre Jahresversammlung in Form eines abendlichen Gartenfestes ab, zu dem über hundert Mitglieder und Gäste aus führenden Kreisen Wiens erschienen waren. Am Mittelpunkt des Abends stand ein Vortrag über "Das heutige Paris", den Direktor Dr. Merz hielt, der nun nach einem sechsmonatigen Studienaufent­halt in Paris mit der Elizabeth-Duncan-Schule wieder nach Schloß Kleßheim zurückgekehrt ist.

Sommer 1932:[6]

Wiederholung der Aufführung des Reinhardt-Seminars. Auf allgemeines Verlangen findet heute Samstag ½8, bei gutem Wetter eine Wiederholung der vom Wiener Reinhardt-Seminar ge­meinsam mit der Isadora-Duncan-Schule veranstalteten Aufführung von Shakespeares ‹Sommernachtstraum› unter Leitung von Prof. Max Reinhardt im Park von Schloß Kleßheim statt. Karten zu 15, 10 und 6 3 an der Tageskasse der Festspiele, ferner in Kleßheim und bei der Abfahrtsstelle. Die Karten berechtigen gleichzeitig zur kostenlosen Hin- und Rückfahrt vom Residenzplatz aus. Autoverkehr Sol, Abfahrt ab 19 Uhr.

Bis 1935 fanden nur mehr Sommerkurse statt. Es scheint auch so, dass die Schule an sich bis 1930/1931 im Winterschloss untergebracht war, die späteren Sommerkurse dann aber im Schloss Kleßheim stattgefunden haben dürften (wobei aber im Schloss keine Übernachtungsmöglichkeiten waren). Dazu drei Zeitungsmeldungen:

  • "Salzburger Chronik" vom März 1933:[7]

Die Elizabeth-Duncan-Schule im Schloß Kleßheim. Ent­sprechend den mit der Landesregierung getroffenen Ver­einbarungen werden die internationalen Sommerkurse der Elizabeth Duncan-Schule auch heuer wieder im Schloß Kleßheim. Salzburg, abgehalten werden. Wie in früheren Jahren Deutschland und die Tschechoslowakei wiederholt Sonderburse für Kinder in der Duncan-Schule eingerich­tet hat, so soll heuer zum erstenmal ein solcher Kurs für österreichische Kinder stattfinden. Außerdem hat das, unter der Direktion von Dr. Paul Dengler in Wien stehende "Austro-Amerioan Institute of Education" im Rahmen sei­nes Unterrichtsprogramms für Lehrer und Lehrerinnen aus Amerika und England, Direktor Merz von der Dun­can-Schule die Leitung eines Volksliederkurses übertragen, der ebenfalls durch vier Wochen im Schloß Kleßheim ab­gehalten werden wird.

  • "Salzburger Chronik" 1935:[8]

Duncan-Schule hat, wie der Münchener Landesverkehrs­verband mitteilt, ihre bisher in Salzburg abgehaltenen Sommerkurse im Einverständnis mit den zuständigen maß­gebenden Stellen nach Tutzing am Starnbergersee verlegt. Die Eröffnung findet am 7. Juli mit einer künstlerischen Morgenfeier statt. Die Kurse dauern vom 1. Juli bis zum 15. September.

Im ganzen wurden die vorjährigen Kurse in Prag von 160 Schülerinnen besucht. Die Sommerkurse in Kleßheim wiesen 37 Teilnehmerinnen aus sieben verschiedenen Ländern auf. Der Ausfall deutscher Teilnehmerinnen machte sich auch in der Duncan-Schule merklich fühl­bar. Aus Amerika war ein erhöhter Zuspruch zu verzeichnen, der auf das in den amerikanischen Frauenhochschulen von Jahr zu Jahr wachsende Interesse zurückzuführen ist. Amerika stellte 43 Prozent der Besucherinnen, 26 Prozent entfielen auf die Tschechoslowakei. Der Bericht gab auch einen Rückblick auf die bisherige Tätigkeit der Elizabeth Duncan-Schule in Salz­burg und wies nach, daß Kleßheim im Laufe der Jahre von über 500 Schülerinnen aus achtzehn verschiedenen Ländern besucht war, die rund 8 750.000.— ausländischen Geldes nach Salzburg, bezw. Österreich brachten. Selbstverständlich zogen diese Teilnehmerinnen zahlreiche Verwandte und Freunde aus dem Auslande nach Salzburg. Auf Grund dieses Berichtes beschloß die Generalversammlung, für die Aufrechterhaltung der Sommerkurse in Schloß Kleßheim energisch einzutreten.

Zur Dauer der Schule im Winterschloss

In der Quelle "Salzburger Kulturlexikon" wird die Dauer mit 1925 bis 1933 "in Schloss Kleßheim" angeführt. Laut oben zitierten Zeitungsmeldungen dürfte sie aber bereits 1931 abgesiedelt sein. In der deutschen Wikipedia wird die Dauer mit 1925 bis 1935 angeben. Imma Walderdorff wiederum führt in ihrer Arbeit (Quelle siehe unten) auf Seite 9 an: "1925 – 1930/35[?]: Tänzerin Elizabeth Duncan (1871 – 1948) mietete Räume im Sommerschloss für ihre Jugend-Erziehungs-und Kulturgemeinschaft." Sommerschloss war die Bezeichnung für das Schloss Kleßheim.

Aufgrund der oben zitierten Zeitungsmeldungen sowie einer möglichen Wortmischung "Schloss" und "Winterschloss" lässt sich nicht genau sagen, von wann bis wann die Schule in Siezenheim ansässig war.

Quellen

Einzelnachweise

  1. www.sn.at, "Schloss Kleßheim war das "Gästehaus des Führers" (18. Juni 2023), als Bildtext unter einem Bild des Kavalierhauses steht, dass dort diese Schule in der der Zwischenkriegszeit untergebracht war.
  2. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 24. November 1925., Seite 3
  3. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 3. August 1926, Seite 5
  4. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 23. Dezember 1930, Seite 4
  5. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 18. Juli 1931, Seite 17
  6. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 13. August 1932, Seite 8
  7. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 4. März 1933, Seite 8
  8. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 26. Juni 1935, Seite 6
  9. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 9. Februar 1934, Seite 7