Mattigtalbahn

Die Mattigtalbahn ist eine Nebenbahn der Westbahnstrecke vom Bahnhof Neumarkt am Wallersee nach Braunau am Inn im oberösterreichischen Innviertel.
Geschichte
Die 37 km lange einspurige Mattigtalbahn, die durch das Mattigtal verläuft, wurde im Jahr 1873 nach nur etwa einjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Sie begann an der "Kaiserin-Elisabeth-Bahn" (heute: Westbahnstrecke) im Bahnhof Steindorf in Steindorf in Straßwalchen im Flachgau. Mit der Errichtung waren ca. 30 000 Arbeiter beschäftigt, darunter viele Italiener.
Seit Dezember 2009 verkehrten durchgehende Regionalexpresszüge zwischen Braunau und Salzburg Taxham Europark über Salzburger Hauptbahnhof und Bahnhof Neumarkt im zwei-Stunden-Takt, aktuell (2024) im Stundentakt. Damit entfällt für Fahrten nach/von Salzburg das bis 2008 notwendige Umsteigen in Steindorf. Im Jahr 2011 wurden 670 000 Fahrgäste registriert. Auch wegen ihrer Bedeutung für die Industrie und die Gewerbebetriebe entlang ihres Streckenverlaufes gilt sie als nicht schließungsgefährdet und ihr Ausbau ist im Verkehrskonzept des Landes Oberösterreich vorgesehen.
Auf eine Anfrage 2013 im Salzburger Landtag, wie viele Personen täglich die Landesgrenze im Mattigtal in Richtung Bundesland Salzburg per Bahn und auf der Straße queren, wurde mitgeteilt:
"Eine Erhebung im November 2012 (Büro ZIS+P) ergab eine Querschnittsbelastung (Steindorf-Friedburg) von rund 5 500 Fahrgästen (Montag bis Freitag) bzw. 6 400 Fahrgästen (Montag bis Sonntag). Also etwa 1 100 Fahrgäste pro Tag an Werktagen und rund 450 Fahrgäste pro Tag an den Wochenenden. An der B 147[1] zwischen Landesgrenze und Straßwalchen liegt der durchschnittliche tägliche Verkehr bei etwa 11 000 Fahrzeugen pro Tag (ECE 2010). Bei einem Besetzungsgrad von 1,3 Personen pro Fahrzeug (Mobilitätserhebung 2004) kommt man auf etwa 14 300 Personen pro Tag, die diesen Querschnitt als Pkw Lenker oder Mitfahrer passieren."
Im Zuge des Umbaus der Bahnhöfe Neumarkt und Steindorf fährt die Mattigtalbahn einerseits vom Bahnhof Steindorf bis zum Bahnhof Neumarkt am Wallersee verlängert, andererseits von Steindorf bis Friedburg elektrifiziert (Stand Ende 2024).
Probleme beim Ausbau 2021
Im Zuge der Elektrifizierung wurden auch die Eisenbahnkreuzungen auf einem rund 7,5 Kilometer langen Streckenteil umgebaut oder durch eine Unterführung ersetzt. Von diesen Bauarbeiten betroffen waren auch gut 20 Grundbesitzer entlang dieser Bahnstrecke. Sie mussten ihre Grundstücke an die ÖBB verkaufen, um Platz für die Bauarbeiten zu schaffen − etwa für die Errichtung der Oberleitungsmasten sowie der Unterführungen, die die Eisenbahnkreuzungen ersetzen sollen. Mit zwei Anrainern gab es keine Einigung bezüglich Grundverkauf und in beiden Fällen mussten Enteignungsverfahren eingeleitet werden.
Eines fand bereits Anfang März 2021 in Straßwalchen statt und betraf eine Grundbesitzerin aus Lengau. Die Frau wollte eines ihrer Grundstücke in Straßwalchen für den Ausbau der Strecke nicht an die ÖBB verkaufen. Die Straßwalchener Bürgermeisterin Tanja Kreer (SPÖ) war bei dem Termin vor Ort. Sie versuchte noch die Frau umzustimmen, da der Ertrag für das Grundstück sicherlich höher gewesen wäre, wenn sie zum Verkauf bereit gewesen wäre. Doch das hatte leider nicht geklappt. Sie hatte das kleine Stück Land unter keinen Umständen an die ÖBB verkaufen wollen.
In einem zweiten Enteignungsverfahren, das für den 6. April 2021 in Straßwalchen anberaumt war, ging es um einen schmalen Streifen Grünland entlang der Gleise mit einer Gesamtfläche von 141 Quadratmetern. Hier sei die Sachlage eine völlig andere, erklärte ÖBB-Pressesprecher Robert Mosser. In diesem Fall gab es zwar eine Einigung mit dem Grundstückseigentümer. Da aber mit einer Vorkaufsberechtigten leider keine Einigung erzielt werden konnte, musste formalrechtlich ein Enteignungsverfahren eingeleitet werden. Denn danach verfalle auch das Vorkaufsrecht. Es heißt, dass es sich bei der Vorkaufsberechtigten just um jene Grundbesitzerin aus Lengau handelte, die schon ihr Grundstück nicht an die ÖBB abtreten wollte und darum Anfang März mit einem Enteignungsverfahren konfrontiert war.[2]
September 2021: Mattigtalbahn nimmt wieder Fahrt auf
Nach eineinhalb Monaten intensiver Bauarbeiten an der Strecke war die Mattigtalbahn zwischen Braunau und Steindorf am Montag, den 13. September 2013 - Schulbeginn im Bundesland Salzburg und Oberösterreich - wieder in Betrieb gegangen. Im Abschnitt zwischen Steindorf und Friedburg wurden während der Schulferien 480 Meter Gleis auf einer neuen Trasse verlegt, der Unterbau komplett erneuert und eine Unterführung als künftiger Ersatz für zwei Eisenbahnkreuzungen errichtet. Gleichzeitig wurden wichtige Maßnahmen für die bevorstehende Elektrifizierung des Abschnitts bis Dezember 2013 getroffen und neue, barrierefreie Bahnsteige an den Stationen Steindorf und Friedburg errichtet.
Für die Arbeiten an der Strecke war eine komplette Gleissperre notwendig. In der nächsten Bauphase wurden nun die Arbeiten während des laufenden Betriebs durchgeführt. Noch bis Dezember 2013 wurde die Station Steindorf bei Straßwalchen noch umfangreich modernisiert. Die Fertigstellung der gesamten Arbeiten war bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 geplant. Restarbeiten erfolgten noch bis Mitte 2022 - die offizielle Fertigstellung und Inbetriebnahme am 27. Juli 2022 am Bahnhof Neumarkt am Wallersee durch Landesrat Günther Steinkellner (OÖ.), Judith Engel (ÖBB), Bürgermeister der Stadt Neumarkt am Wallersee Adi Rieger, Landesrat Stefan Schnöll, BR Ferdinand Tiefnig (OÖ.) und Vizebürgermeister Franz Leikermoser (Straßwalchen).
Der Bahnhof Friedburg wurde um eine Park&Ride-Anlage mit rund 100 Abstellplätzen erweitert.
Zahlen und Fakten zum Projekt
- 13 604 Meter neue Oberleitung
- 8 875 Quadratmeter Lärmschutzwand für die Anrainer
- 5 592 Meter Schotter-Oberbau
- 1 135 Quadratmeter Bahnsteigdach
- 3 400 Kubikmeter Beton (für Brücken und Personendurchgänge)
- 450 Tonnen Bewehrung
- Investitionsvolumen 83,2 Millionen Euro (lt. Rahmenplan 2022–2027)
Oktober 2024: Eine weitere Ausbauphase beginnt
Am Freitag, 1. November 2024 begannen offiziell die Ausbauarbeiten zwischen Friedburg und Braunau. Begonnen haben diese schon im September 2024, was nicht nur Pendler wegen Einschränkungen, sondern auch Anrainer bemerkt haben. Angekündigt wurden nämlich unter anderem "lärmintensive Ramm- und Maststellarbeiten für den Oberleitungsbau", wie es in einer ÖBB-Anrainerinformation hieß. Der Projektbetreiber spricht von einem "neuen Bahnzeitalter". Die Bahnhöfe Munderfing, Mattighofen und Mauerkirchen wurden samt Park-and-ride-Anlagen erneuert. Eisenbahnkreuzungen werden technisch aufgerüstet, Übergänge aufgelassen.
Die Gesamtstrecke soll ab dem Fahrplanwechsel 2027/2028 mit Strom betrieben werden können. Im ÖBB-Rahmenplan 2022-2027 wurden 130,2 Millionen Euro für die Attraktivierung zwischen Steindorf und Braunau eingeplant und 39,2 Millionen für die Elektrifizierung Friedburg-Braunau.[3]
Bilder
Mattigtalbahn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Mattigtalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- verschiedene Infos aus dem Internet
- www.salzburg.gv.at, abgefragt am 25. Februar 2017
- Salzburger Landeskorrespondenz vom 13. September 2021 und vom 27. Juli 2022
Einzelnachweise
- ↑ Braunauer Straße
- ↑ www.sn.at, Susanna Berger: Gegenwehr bei Bahnausbau: "Enteignung ist die allerletzte Möglichkeit" , 23. März 2021
- ↑ www.sn.at, 30. Oktober 2024