Obus-Chauffeur
2025 gibt mehr als 330 Obus-Chauffeure bei der Salzburg AG in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Erst 1905 tauchte das Wort Chauffeur im deutschen Rechtschreibduden auf. Es stammt vom französischen Wort chauffer, was so viel wie anheizen, anwärmen bedeutet. Denn ursprünglich verstand man im 19. Jahrhundert unter einem chauffeur einen Lokomotivführer. Mit dem Erfindung des Automobils kurz vor 1900 fand der Begriff Chauffeur Anwendung auf den, der diesen Motorwagen fuhr.[1] Oft war es in den Anfangsjahren des Automobilismus so, dass Besitzer eines Automobils sich einen Chauffeur leisteten und gar nicht selbst fuhren. Diese Chauffeure waren hoch angesehen und wurden (sehr) gut bezahlt.[2]
Bis in die 1930er-Jahre waren die Worte Chauffeur und Autobuschauffeur jedenfalls in Österreich noch weit verbreitet. Mit der Einführung von Obusen kam auch der Begriff Obusfahrer auf. Die Salzburg-AG sucht und bildet Obuslenker - Obusfahrer aus. Interessant ist, dass heute eine google-Suche für den Begriff Obusfahrer nur rund 6 200 Ergebnisse auswirft, hingegen für den Begriff Obuschauffeur 1,4 Millionen.
Salzburger Obus-Chauffeure, -lenker, -fahrer
Saliah "Sally" Razak mit Künstlername Sally Goldenboy ist ein Salzburger Obus-Chauffeur aus Ghana. Seit 2009 lenkt er Busse durch die Stadt Salzburg und in seiner Freizeit singt er gerne.
Der Syrer Said al Issa, der 2014 als Asylwerber nach Österreich gekommen und nach positivem Asylbescheid ein freiwilliges soziales Jahr beim Diakoniewerk im Asylquartier Straniakstraße leistet, startete 2019 nach Schließung des Asylquartiers eine Ausbildung als Obusfahrer bei der Salzburg AG.
Brennpunkt Obus-Chauffeur
Oktober 2018
Anfang Oktober 2018 wären 274 Obus-Chauffeure im Stellenplan vorgesehen gewesen, tatsächlich besetzt waren aber nur 261 Stellen. Einige von ihnen waren ausgefallen, darunter auch Personen im Langzeitkrankenstand. Somit waren 249 Obuslenker einsatzbereit. 40 Prozent von ihnen seien jedoch nicht bereit gewesen, Überstunden zu leisten, die restlichen 60 Prozent müssten aber umso mehr Überstunden machen. Manche von ihnen hätten bereits mehr als 200 davon geleistet. Bei einer Aufsichtsratssitzung der Salzburg AG am 2. Oktober 2018, in der erstmals Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior den Vorsitz hatte, wurde auch angemerkt, dass Obuslenker bereits auf freiwilliger Basis aus dem Urlaub zurückgeholt werden, damit alle verfügbaren Busse eingesetzt werden können.[3] Als Reaktion auf diesen Engpass schrieb die Salzburg-AG eine Busfahrer-Ausbildungsaktion aus.
Aber nicht nur der Mangel an Buschauffeuren bringt Probleme für die einzelnen Fahrer. Nicht optimal abgestimmte Fahrpläne verkürzen Pausenzeiten an Obuskehren, unfreundliche Fahrgäste machen den Fahrern zu schaffen, wie Sebastian Krackowizer wiederholt in Leserbriefen in den Salzburger Nachrichten mitteilte. Sebastian Krackowizer, ein Enkel des Motorradprofessors Helmut Krackowizer und Neffe des Salzburger Fotografen und Journalisten Peter Krackowizer, setzt sich seit seiner frühen Jugend mit dem innerstädtischen Busbetrieb auseinander und hat darüber bereits ein Buch herausgebracht.
Leserbriefe
Hier einer seiner Leserbriefe vom 9. Oktober 2018 in den Salzburger Nachrichten:
- Ein Dank an die Obuslenker
- Wer in Salzburg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, bekommt so manches mit. Wäre den Autofahrern und der Bevölkerung bewusst, dass die Obusfahrer die Weichen des gigantischen Leitungsnetzes selbst schalten, gleichzeitig die Fahrgäste und den Straßenverkehr im Auge behalten müssen, daneben noch Fahrscheine verkaufen sollen und es kurze stromlose Abschnitte gibt, weshalb so manch ein 18 Meter langer Obus an den – so mag der Laie es sehen – unmöglichsten Stellen zum Stehen kommt, so fiele es den engagierten, warmherzigen und empfindungsfähigen Menschen hinterm Steuer und am Fahrpedal oftmals leichter, den teils über 12 Stunden langen Arbeitstag zu meistern. Seht den Obusfahrer als Freund und nicht als Feind. Er tut seinen Job, helfen wir ihm dabei, in dem wir ihm den Respekt entgegenbringen, den wir selbst erwarten. Der Verkehr in Salzburg ist wahrlich eine Herausforderung und die über 260 Lenker geben ihr Bestes, um uns Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen. Daher kommt von mir einmal ein großes Dankeschön.
- Dipl.-Kfm. Sebastian Krackowizer, Spatzenhausen
Dankesaktion
Aus Begeisterung über die gute Arbeit, die Obus-Chauffeure tagtäglich leisten, hatte Ende Dezember 2018 Sebastian Krackowizer tausend Dankeskarten als Dankeschön auf eigene Kosten drucken lassen. "Die wollte ich über den Betriebsrat an die Busfahrer verteilen lassen", erzählt er. Doch die Salzburg AG hatte die Verteilaktion umgehend gestoppt, denn derartige Aktionen wären nur im öffentlichem Raum gestattet, nicht aber über interne Wege, so Salzburg AG-Sprecherin Daniela Kinz.[4]
2022: Ausdünnung der Fahrintervalle aufgrund von Fahrermangel
Mit Oktober 2022 musste die Salzburg AG verkünden, dass sie nicht mehr in der Lage ist, den zehn-Minuten-Takt bei den Obuslinien zu bewerkstelligen. Eine konstant hohe Zahl an Krankenständen (inklusive Ausfälle aufgrund von Corona) plus drückender Personalmangel machten dem Unternehmen zu schaffen. Die Linien wurden daher großteils von einem zehn- auf einen 15-Minuten-Takt umgestellt. Man begann sich stärker um die Werbung neuer Fahrer zu bemühen. Die Bewerberzahlen hatten sich 2023 im Vergleich zu 2022 verdoppelt. 2022 gab es 256 Bewerber, 2023 waren es bis Ende November 555. Vorstandssprecher Michael Baminger kündigte Anfang Dezember 2023 an, dass man schrittweise in Richtung zehn-Minuten-Takt zurückkehren wolle. Den Anfang macht mit Fahrplanwechsel am 10. Dezember die Obuslinie 2. Die Linie, die von Obergnigl über den Mirabellplatz und Hauptbahnhof nach Lehen und weiter Richtung Walserfeld führt, könne den zehn-Minuten-Takt wieder aufnehmen. Wann die restlichen Linien zum ursprünglichen Takt zurückkehren, war noch offen.
Im Dezember 2023 hatte man einen Personalstand von 274 Vollzeitäquivalenten. Weitere 15 Personen befanden sich gerade in Ausbildung. "Mit Blick auf 1. Jänner 2024 rechnen wir mit 278 Vollzeitäquivalenten und 22 Personen in Ausbildung. Mit 1. Februar 2024 sollen es 282 Vollzeitäquivalente sein. Wir hoffen, dass wir in dem Tempo weitermachen können", sagt Baminger. Das Ziel seien 300 Vollzeitäquivalente.[5]
Erst mit 9. September 2024 konnte dann großteils zum zehn-Minuten-Fahrplantakt zurückgekehrt werden. Sebastian Krackowizer (ein Neffe von Peter Krackowizer), ein Experte für den Salzburger Stadtverkehr, analysierte die neuen Fahrpläne im online-InfoMediaWorx-Nachrichtendienst.[6]. Seine Kernaussage: "Schön, dass der 10-Minuten-Takt wieder da ist, geplant wurde aber schlecht und vor allem in den Tagesrandlagen doch einiges verschlechtert."
- 2025
- Wieder mehr Obusfahrer in Ausbildung
2024 wurden 87 Obusfahrer ausgebildet, 2023 waren es 31. 2024 hatte es eintausend Bewerbungen als Obusfahrer gegeben. Anfang 2025 waren alle Stellen besetzt - 332 Fahrer waren beschäftigt. Bis Ende 2025 sollen es mit Pensionierungen und Neueinstellungen 350 werden. Obusfahrer verdienen aktuell (Jänner 2025) € 3.283,18 brutto und damit vergleichsweise mehr als bei anderen Verkehrsunternehmen. Bereits während der Ausbildung verdienen die Fahrer das volle Gehalt. Die Ausbildung dauert 15 Wochen.[7]
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Chauffeur"
- SALZBURGWIKI-Einträge
Einzelnachweise
- ↑ Quelle ANNO, Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 1. November 1899, Seite 25
- ↑ Seper, Hans; Pfundner, Martin; Lenz, Hans-Peter: Österreichische Automobilgeschichte, EUROTAX, 1999, ISBN 3-905566-01-X, Seite 45
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 3. Oktober 2018
- ↑ Quelle Stadt Nachrichten, 17. Jänner 2019
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 5. Dezember 2023
- ↑ www.facebook.com
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 31. Jänner 2025, Lokalteil Seite 6