Gstättentor

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Gstättentor (Südseite), Foto: Juli 2007
Karte

Das Gstättentor, früher Schleiferbogen,[1] ist ein unter Denkmalschutz stehendes historisches Gebäude am Beginn der Gstättengasse in der Altstadt der Stadt Salzburg.

Namen

Salzburgs Geschichte nach Josef Eder
Der folgende Absatz beruht auf der Quelle "Josef Eder".

Dieses Stadttor hatte im Laufe der Geschichte verschiedene Namen. Das Wort "Gstätten" leitet sich vom Wort "Gestade" = "Ufer" ab. Die Salzach war im Stadtgebiet bis 1852 nicht reguliert, sodass der Fluss seinen Lauf und das Bett - vor allem durch ein Hochwasser - ändern konnte. Die natürliche Fluss-Uferzone reichte in historischer Zeit bis an die Gstätten heran, nur ein kleiner Bereich im Raum des heutigen Badergässchens und direkt am Fuß des Mönchsbergfelsens war im Mittelalter bebaut.

Geschichte

Salzburgs Geschichte nach Josef Eder
Der folgende Abschnitt beruht auf der Quelle "Josef Eder".

Das Tor war vor 1300 eines der drei Haupttore der mittelalterlichen Stadt. Zudem waren die Stadttore damals nur einfach vorhanden. Das Westertor führte über Mülln nach Westen, das Ostertor am rechten Salzachufer nach Osten und das Nonntalertor nach Süden ins Gebirge.

Zur Zeit der ersten Stadtbefestigung vom 11. bis 13. Jahrhundert war das Tor - nach der späteren Stadtansicht von 1533 - ein gemauertes, wohl mit einem Satteldach versehenes gut einstöckiges Torgebäude, das zum Ufer-Gestade der Salzach hin an die erste Stadtmauer anschloss. Vor dem Tor befand sich ein aus dem Felsen gehauener Graben samt Zugbrücke und davor im Spätmittelalter eine Sicherung aus starken Holzbohlen. Durch den Graben floss nach 1337 das Wasser des Städtischen Armes des Almkanales. Direkt an das Tor grenzte und grenzt bis heute die Bürgerspitalskirche (Blasiuskirche) und das Bürgerspital St. Blasius‎‎ mit dem Spitalsfriedhof.

1327 nannte man es "Westertor". Im Stiftsbrief des Bürgerspitals vom Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz wurde es als "porta, quae respicit ad occidentes terras" ('die Pforte, die auf die Länder im Westen zurückblickt') angeführt. 1367 wurde es als die "Klaus an der Gstätten" bezeichnet. In der Chronik von Salzburg des Judas Thaddäus Zauner wurde erwähnt, dass Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim (13861396) die "innere Klause" und äußere Klause mit einer Mauer - die auf alten Stadtansichten noch teilweise sichtbar ist - verbunden hat. Das alte Wort "Klause" oder "Kluse" bedeutet "Engstelle". Darum nannte man die beiden die Stadt gegen Westen abschließenden Tore die beiden Klausen, die damals vom Felsen bis zum Wasser der Salzach reichten. Das äußere Tor, seit Anfang des 12. Jahrhunderts bestehend, heißt noch heute "Klausentor".

1469 wird das Tor "Der Spitalthurm am Graben" genannt. 1464 rückte Fürsterzbischof Burkhard II. von Weißpriach die Mauer zwischen dem Armenleutbad und dem Gstättentor weiter zur Salzach hinaus.

Nach dem Bau des Hofstallarmes des Almkanales in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstand neben dem Tor eine erste Mühle. Die Schleifmühle und der Name "Schleifertor" leiten sich von der seinerzeit weitum berühmten fürsterzbischöflichen Kristallschleiferei ab. Teilweise wird die Bezeichnung "Schleifertor" noch heute gebraucht. 1605 brannte das Tor ab und es blieb zehn Jahre ohne Dachgeschoß. Die äußere Klause, das Klausentor, übernahm teilweise die Aufgabe als Haupttor.

1618 wurde das Gstättentor durch Fürsterzbischof von Markus Sittikus von Hohenems neu errichtet oder über altem Bestand wesentlich erneuert und so weitgehend in seine heutige Form gebracht. Markus Sittikus baute das Tor als dreistöckigen Turm mit breitovalen Festern im Obergeschoß wieder auf. Die Toröffnung gegen die Getreidegasse wurde mit einem Steinquaderportal umrahmt, in dessen Schlusskeil die bronzene Ziffer "26" angebracht wurde. Die Ausmauerung mit ihren einst geschwungenen Aufsätzen trug Kugelspitzen. Bergseitig liegt bis heute die Steinstiege des Wehrbaues, deren Gitter jedoch aus der Zeit der Aufklärung stammt. Seit 1618 ist auch die Bezeichnung "Spital- oder Schleiferbogen" gebräuchlich.

Gegen die Getreidegasse baute Markus Sittikus salzachseitig ein Torsteherhäuschen mit einer Stiege zum Stadtbrunnhaus. Über dem Eingang desselben war ebenso ein Wappen von Markus Sittikus angebracht.

1804 wurde das Torgebäude vom k. k. Kameralärar um 838 Gulden an Josef Schnöbb, verkauft, einen Zinngießer, der den vierten Stock aufbaute und das Gebäude in die heutige Gestalt brachte. 1823 ging laut Vermächtnis der zu einem Wohngebäude hergerichtete "Schleiferturm am Bürgerspital" in das Eigentum des k. k. Fiskalamtes sowie der deutschen Schule über. 1825 wohnte darin Franz Jung, ein Schneidermeister aus Liefering. 1839 war Josef Kreil, ein Schuhmachermeister, der Besitzer. 1851 bis 1880 war es im Besitz der Familie Oberhuber und 1880 wurde es versteigert. Jakob Feichtner, ein Kaminfeger, erstand es und renovierte es gründlich. Er ließ oberhalb des Außenportals die Tafel "Renoviert 1892 I. F." anbringen; diese wurde im 20. Jahrhundert wieder entfernt.

1896 wurde bergseitig der Gehweg von der Stadtgemeinde errichtet. Bis etwa 1925 stand das Gebäude im Besitz der Familie Feichtner.

Südseite des Tors, Inschrift und Wappen
Nordseite des Tors, Inschrift und Wappen

Wappen und Inschriften

Innere Seite des Gstättentores

An der inneren Seite nach Süden gegen die Getreidegasse befindet sich ein Rundbogen-Portal aus Steinquadern, dessen Schlusskeil die bronzene Ziffer "26" trägt. Darüber befindet sich eine Tafel mit Rollwerkumrahmung und der lateinischen Inschrift:

Publico decoro Marcus Sitticus Salisburgensium prӕsul erexit A(nno) d(omini) m.dc.xviii.
(Zur öffentlichen Zierde hat Markus Sittikus, das Oberhaupt der Salzburger, es (das Gebäude) errichtet im Jahr des Herrn 1618.)

Darüber befindet sich ein Wappen mit dem Steinbock als Wappentier.

Äußere Seite des Gstättentores

An der äußeren Seite nach Norden gegen die Gstättengasse befindet sich ein Rundbogen-Portal aus Konglomerat mit gequaderter Torumrahmung, beidseitig gequaderte toskanische Lisenen, darüber dreiteiliges Gebälk mit gesprengtem Segmentgiebel, dazwischen das Wappen des Markus Sittikus von Hohenems.

Darüber zwischen den Fenstern im ersten Stock eine mit Rollwerkumrahmung verzierte Tafel mit der lateinischen Inschrift:

Marcus Sitticus Ex AltaEmbsiis Comitibus Archiep(iscopus) et Princeps. Indecoram prius et angustam Portam in hanc amplexitudinem apervit et ornavit. Anno d(omi)ni m.dc.xviii.
(Markus Sittikus aus dem Geschlecht der Grafen von Hohenems, Erzbischof und Fürst, hat das zuvor schmucklose und enge Tor zu dieser Weite geöffnet und geschmückt im Jahr des Herrn 1618.)

Geschäfte

Unmittelbar vor dem Gstättentor befand sich seit 1429 eine Backstube, die bis heute ihr Aussehen, also ihre Hausfront, nicht verändert hat: in einem Rundbogen stehen zwei steinerne Sessel und ein Tisch, ein Fenster lässt in das Innere blicken und durch eine Tür kann man es betreten.

Erreichbarkeit

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Quellen

Einzelnachweis

  1. Marx, Erich: Bildband über Salzburg 1990–1950, in: Salzpurc Landesgeschichte aktuell, Nr. 46 (Oktober 1997), Seite 7