Judas Thaddäus Zauner
Hofrat Judas Thaddäus Zauner (* 16. Oktober 1750 Obertrum-Zaun[1]; † 10. Mai 1815 in der Stadt Salzburg[2]) war ein Salzburger Jurist, Historiker und Universitätsprofessor. Er ist Verfasser einer Salzburg-Chronik.
Leben
Judas Thaddäus Zauner war der Sohn des Zaunerbauern, Jakob Zauner, und seiner Frau Gertrud, geborene Moßer. Er besuchte die Pfarrschule in Obertrum und die Klosterschule in Michaelbeuern, ab 1764 das Benediktiner-Gymnasium in Salzburg. Ein Verwandter der Familie, der Hausknecht im Bürgerspital St. Blasius war, ermöglichte ihm die Übernahme der Kosten der Ausbildung. 1772 beendete er seine philosophischen Studien, erwarb das Doktorat und wendete sich der theologischen Laufbahn zu.
Da er jedoch wegen seiner Körpergröße von 1,50 Meter keine Aufnahme im Priesterhaus der Diözese Passau fand, begann er im Herbst 1772 an der Benediktiner-Universität Salzburg die Rechtsstudien, wurde 1779 Lizentiat und verdankte seinem eisernen Fleiß und juristischen Geschick die Ernennung zum erzbischöflich salzburgischen Konsistorial- und Hofgerichtsrats-Advokaten. Zauner studierte Rechtswissenschaft, Pandekten, Lehenrecht, Deutsches Staatsrecht und Reichsgeschichte.
Schon von seinen Rechtsstudien her fand er im Hause des Professors Johann Philipp Stainhauser von Treuberg, wo er neben seinen akademischen Kollegien (1773–1777) Privatlehrer war, die Anregung zur Pflege der Geschichtswissenschaft. Auch gehörte Zauner seit 1787 (wie später Carl Ehrenbert Freiherr von Moll) der Burghausener "Sittlich-Ökonomischen Sozietät" an und wurde 1801 korrespondierendes Mitglied der historischen Klasse der baierischen Akademie in München.
Er beklagte sich auch darüber, dass ihm vorerst ein vielfach versprochener Lehrstuhl an der Universität Salzburg offenbar wegen seiner Körpergröße versagt blieb. Erst eine große Anzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen und ein von ihm mit seiner Selbstverteidigung gewonnener Zensurprozess brachten ihm ein entsprechendes Ansehen. Seit 1803 war er Doktor der Rechte und Universitätsprofessor, versah die Lehrkanzeln des Römischen Rechts, der Rechtsgeschichte sowie des Strafrechtes und las auch über salzburgisches Privatrecht. Das Amt des Dekans, das er dreimal hintereinander ebenfalls bekleidete, zeichnete sein Wirken darüber hinaus aus. Als Dekan musste er allerdings miterleben, dass die einrückenden Bayern unter Napoleon die Universität zum Lagerraum und Pferdestall umfunktionierten.
Sein nachhaltiger Verdienst ist die Verfassung einer siebenteiligen Salzburg-Chronik, die von seinen Nachfolgern fortgesetzt wurde. Insgesamt hinterließ Zauner neben der Chronik 44 bedeutende Beiträge, Schriften und Bücher.
Kurfürst Ferdinand III. von Toskana ernannte Zauner zum Hofrat.
Unter der folgenden österreichischen Regierung 1806 bis 1809 erlangte Zauner, infolge der Auflassung des Salzburger Justiz- und Hofgerichtsratskollegiums, das Amt eines k. k. Landrates.
Während der folgenden Zugehörigkeit des Landes Salzburg zu Bayern (1810 bis 1816) wurde die Salzburger Universität – zu Zauners lebhaftem Bedauern – in ein Lyzeum gewandelt, Zauner wiederum im Jahr 1811 zum Hofrat, Geschichtsprofessor und Bibliotheksvorstand ernannt; auch las er am Lyzeum über lateinische Philologie.
2015: Zu seinem 200. Todestag
Am 17. Mai 2015, 200 Jahre nach seinem Tod, erfuhr Judas Thaddäus Zauner eine späte Ehrung. Alfred Huemer, Kustos des Museums Einlegerhaus in Obertrum, hatte eine sehenswerte Ausstellung zusammengetragen. Sie befasste sich mit dem großen Sohn der Gemeinde, seinen Werken und Exponaten aus der Zeit von 1750 bis 1815. Eröffnet wurde die Ausstellung am Sonntag, dem 17. Mai, um 14 Uhr im Rahmen einer Feierstunde, bei der auch ein Buch zu Zauner präsentiert wurde. Ausgestellt wurden im Museum auch Porträts von Schülern der Neuen Mittelschule Obertrum, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wie Zauner, von dem kein Bild existiert, ausgesehen haben könnte.
Huemer: "Zauner brachte es in Salzburg dank seiner Intelligenz, seines Ehrgeizes und seiner Beharrlichkeit zum Rechtsgelehrten und Historiker."
Gedenktafel
Am Studiengebäude der Alten Universität am Universitätsplatz befindet sich eine Gedenktafel für Judas Thaddäus Zauner, die dort 1886 von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde angebracht wurde.[3] [4]
Straßenbenennungen
Nach Thaddäus Zauner sind in der Stadt Salzburg die Zaunergasse und in Obertrum am See die Thaddäus-Zauner-Straße benannt.
Werke
(Liste unvollständig)
- Auszug der wichtigsten Hochfürstlichen Salzburgischen Landesgesetze zum gemeinnützigen Gebrauch nach alphabetischer Ordnung herausgegeben von Judas Thaddäus Zauner, Lic. und Salzburgischen Consistorial- auch Hofgerichtsadvocaten etc. Zweyter Band, 1787
- Biographische Nachrichten von den Salzburger Rechtslehrern von der Stiftung der Universität bis auf gegenwärtige Zeiten Salzburg, 1789
- Nachtrag zu den biographischen Nachrichten von den Salzburgischen Rechtsgelehrten von der Stiftung der Universität an bis auf gegenwärtige Zeiten.] (Salzburg, F. X. Duyle, 1791
- Sammlung der wichtigsten die Staatsverfassung des Erzstiftes Salzburg betreffenden Urkunden, Corpore Juris Publici Salisburgensis, (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1792)
- Ueber die Zweifel für und wider die Exemtion des Erzstiftes Salzburg vor dem kurpfälzischen Reichsvikariatssprengel, 1794
- Beyträge zur Geschichte des Aufenthaltes der Franzosen im Salzburgischen und in den angrenzenden Gegenden, I., II. und III. Bd., (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1801–1803)
- Sammlung der wichtigsten Salzburgischen Landesgesetze. seit dem Jahre 1790 bis zum Schluße der hochfuerstlichen Erzbischoeflichen Regierung, (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1805)
- Chronik von Salzburg, sieben Teile, Salzburg, Mayr, 1796–1810, fortgesetzt von Corbinian Gärtner als Neue Chronik von Salzburg, vier Teile, Salzburg, Mayr, 1813–1826., z. B.:
- Zauner, Judas Thaddäus; Chronik von Salzburg, Siebenter Theil = Neue Chronik von Salzburg, Erster Theil (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1813)
- Zauner, Judas Thaddäus; Gärtner, Corbinian: Chronik von Salzburg, Achter Theil = Neue Chronik von Salzburg, Zweyter Theil (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1816)
- Zauner, Judas Thaddäus; Gärtner, Corbinian: Chronik von Salzburg, Neunter Theil = Neue Chronik von Salzburg, Dritter Theil (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1818)
- Zauner, Judas Thaddäus; Gärtner, Corbinian: Chronik von Salzburg, Zehnter Theil = Neue Chronik von Salzburg, Vierter Theil (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1821)
- Zauner, Judas Thaddäus; Gärtner, Corbinian: Chronik von Salzburg, Elften Bandes erster Theil = Neue Chronik von Salzburg, Fünften Bandes erster Theil (von 1753–1782) (Salzburg, Mayrische Buchhandlung, 1826)
- Bemerkungen über den litterarischen Werth der hohen Schule zu Salzburg, 1810
- Zauner, Judas Thaddäus (Hrsg.), Verzeichnis aller akademischen Professoren zu Salzburg vom Jahre 1728 bis zur Aufhebung der Universität 1810. Salzburg 1813
Literatur
- Pirckmayer, Friedrich: Judas Thaddäus Zauner, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 26, 1886, S. 316-337
Weblinks
- Artikel "Zauner, Judas Thaddäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 726 f.
- Rezension der "Neuen Chronik von Salzburg" aus 1815.
- Titelblätter von einigen seiner Werke
Quellen
- Artikel "Zauner, Judas Thaddäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 726 f., beruhend auf
- Judas Thaddäus Zauner, Verzeichniß aller akademischen Professoren in Salzburg vom Jahre 1728 bis zur Aufhebung der Universität, mit kurzen Nachrichten von ihrem Leben und ihren Schriften (S. 123–137);
- Clemens Alois Baader, Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts Band 1, 2. Teil: M - Z. Jenisch und Stage: Augsburg [u.a.] 1824. S. 349 ff;
- Franz Valentin Zillner, Salzburgische Culturgeschichte in Umrissen (Salzburg 1871);
- Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 59. Teil (1890). S. 207 ff.
- Salzburger Woche, Ausgabe Flachgauer Nachrichten, 13. Mai 2015, ein Beitrag von Josef A. Standl