Vinzenz Christen

Hofrat Regierungsdirektor Dr. Vinzenz Christen (* 13. November 1870 in Wien; † 14. August 1947 in der Stadt Salzburg[1]) war langjähriger Bezirksarzt in Tamsweg (1908 bis 1930) und Salzburger Landessanitätsdirektor (1932 bis 1940).

Leben

 
"Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 24. Mai 1934

Ausbildung

Christen besuchte in Wien das Wasa-Gymnasium (Matura 1888).[2] Er promovierte 1894 an der Wiener Universität zum Doktor der Medizin und war an bedeutenden Wiener Kliniken als Assistent tätig.[1][3]

Distrikts- und Bezirksarzt

In der Folge wurde Christen als Distriktsarzt nach Nordmähren berufen.[1][3]

1908 erfolgte seine Ernennung zum k. k. Bezirksarzt in Tamsweg.[4] 1910 folgte durch den Landespräsidenten die Ernennung zum Sanitätskonzipisten - zuvor war Christen Sanitätsassistent gewesen.[5] Eventuell mit dieser Funktion in Zusammenhang stand der "Samariterkurs" (Erste-Hilfe-Kurs), den Christen jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag für drei Monate abhielt. Am zweiten Kurs beteiligten sich 20 bis 30 Personen.[6]

Immer wieder gibt es Zeitungsberichte über Unfälle, deren Opfer durch Christen als Primarius des Tamsweger Krankenhauses gerettet werden konnten.

"(Gespießt.) Man schreibt uns aus Ramingstein, 7. d.: Beim Thomanbauer (Thomatal-Ramingstein) spielten Kinder in und um den Heustadel. Eines derselben (...) fiel aber auf die Spiken der Stangen, an denen im Sommer das Heu ausgeschöbert wird, Hiefler genannt, hinab. Die Spiken drangen in den Unterleib, so daß die Gedärme herausdrangen. Das Kind wurde am Abend noch nach Tamsweg ins Spital gebracht, wo von Herrn Dr. Max Lainer von Ramingstein, der den Krankentransport mitmachte, und vom Primarius des Tamsweger Krankenhauses Dr. Vinzenz Christen eine Operation vollzogen wurde, die so gut gelungen ist, daß dem 10 Jahre alten Mädchen das Leben erhalten bleiben wird."[7]

Eine Folge des Ersten Weltkrieges war Ärztemangel im Lungau. Die verbliebenen Ärzte waren nun noch stärker belastet. Im Dezember 1916 schied Dr. Christen vorübergehend aus dem Dienst aus und wurde vorerst durch Dr. Stanko aus St. Johann vertreten.[8] Ab Jänner 1917 wurde er durch Dr. Felder vertreten, der aus der Schweiz stammte und in Folge des Krieges nicht in seine Heimat zurückkehren konnte. Im März verließ Dr. Felder Tamsweg und an seine Stelle trat Dr. Feuerstein aus dem Lager Grödig, von dem extra erwähnt wird, dass er "mos[aischer] Religion" war.[9]

1930 endete die 22jährige Tätigkeit von Dr. Christen in Tamsweg, wo er sich u. a. um die Ausgestaltung des dortigen Krankenhauses größte Verdienste erworben hatte.[1] Nur ungern sahen die Lungauer den Arzt scheiden, der "ein wahrer Wohltäter der Kranken geworden war".[3]

Landes-Sanitätsinspektor und Landes-Sanitätsdirektor

Im November 1930 wurde Dr. Christen zur Dienstleistung der Landesregierung zugeteilt. Er war bereits als der künftige Sanitätschef des Landes ausersehen, da der damalige Landes-Sanitätsdirektor Dr. Friedrich Baldi auf den Ruhestand zuging.[10] Im Juni 1932 wurde der nunmehrige Landes-Sanitätsinspektor Dr. Christen zum Landes-Sanitätsdirektor von Salzburg ernannt.[11]

Seitens der Salzburger Landesregierung wurde mit 16. Mai 1934 "im Sinne des § 14 des Gesetzes vom 22. Dezember 1891, betreffend die Errichtung von Ärztekammern die Auflösung der Ärztekammer im Lande Salzburg wegen gesetz- und vorschriftswidrigen Gebarens verfügt." Die Agenden der Kammer wurden dem Landessanitätsdirektor, Regierungsrat Dr. Vinzenz Christen, übertragen.[12]

Im April 1937 verlieh der Bundespräsident Regierungsrat Dr. Christen den Titel "Hofrat".[3]

Christen trat 1940 als Landessanitätsdirektor in den Ruhestand.[1]

Die Beisetzung im August 1947 fand in aller Stille statt.[1]

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 "Salzburger Nachrichten", 18. August 1947, S. 2.
  2. "Neues Wiener Tagblatt" (Tages-Ausgabe), 20. Juni 1928: S. 10: Abituriententag.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 "Salzburger Volksblatt", S. 7.
  4. "Salzburger Volksblatt" unabh. Tageszeitung für Stadt und Land Salzburg, 23. Juli 1908, S. 4.
  5. "Grazer Tagblatt", 4. März 1910, S. 10.
  6. "Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 12. Jänner 1911, S. 3.
  7. "(Linzer) Tages-Post", 11. November 1913, S. 7.
  8. Leopold Öhler: "Krankheiten und medizinische Versorgung", in: Dohle, Oskar; Mitterecker, Thomas, Hg.: "Salzburg im Ersten Weltkrieg. Fernab der Front - dennoch im Krieg.", Köln / Wien 2014, S. 107–128, hier: 115.
  9. "Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 19. Jänner 1917, 7; "Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 2. März 1917, S. 8.
  10. "Salzburger Volksblatt", 13. November 1930, S. 7: Der Nachfolger des Landes-Sanitätsschefs.
  11. "Salzburger Volksblatt", 2. April 1932, S. 11; "Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 14. Juni 1932, S. 5: Personalnachrichten.
  12. "Salzburger Chronik" für Stadt und Land, 24. Mai 1934, S. 7.
Zeitfolge