Zwölferhorn-Seilbahn (historisch)

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Zwölferhorn-Seilbahn mit Blick auf St. Gilgen.
Betagte Gondeln vor ihrem Austausch.
Zwölferhorn-Seilbahn, Bergblick von der Talstation.
Zwölferhorn-Seilbahn, Blick zur Bergstation.
Abfahrt einer Gondel (2018).
Blick in die Talstation.
Abbau der Zwölferhornseilbahn. Jänner 2020

Die Zwölferhorn-Seilbahn war eine Seilbahn auf das Zwölferhorn in St. Gilgen und bestand von 1957 bis 2019. Seit 2020 ersetzt eine neue Zwölferhorn-Seilbahn die historsiche Aufstiegshilfe im Salzkammergut.

Geschichte

Die Zwölferhorn-Seilbahn war eine Zweiseilumlaufgondelbahn. Sie wurde von 1956 bis 1957 errichtet und stellte die letzte in Betrieb befindliche Zweiseilbahn nach dem System Girak dar, einer Abwandlung des System Wallmannsberger. Seit der Eröffnung im Jahr 1957 beförderte sie ingesamt rund 8,5 Millionen Fahrgäste - im Schnitt 140 000 pro Jahr.

Vom Zwölferhorn bietet sich eine grandiose Aussicht auf den Wolfgangsee und die umgebende Bergwelt. Im Winter ist das Zwölferhorn bei ausreichender Schneelage wegen seiner anspruchsvollen Hänge bei sportlichen Skifahrern sehr beliebt. Sie wurde von der Zwölferhorn-Seilbahn GmbH betrieben.

Im Spätherbst 2015 wurde bekannt, dass eine neue Gesellschaft die Bahn übernehmen und modernisieren wird. Es sollte eine Einseil-Umlaufbahn mit Achtergondeln errichtet werden. Hauptgesellschafter waren Johannes Gotthalmseder und seine Gattin Luise (25,38 Prozent). Der frühere Bürgermeister Wolfgang Planberger hielt 24,5 Prozent an der neuen Gesellschaft, Georg Laimer 23 Prozent und die Gemeinde St. Gilgen 15 Prozent. Insgesamt waren 38 Gesellschafter an der Bergbahn beteiligt.[1].

Mit 31. Mai 2017 hätte die Nostalgiebahn behördlich ausgedient gehabt. Doch dann wurde die Betriebsgenehmigung bis Ende 2018 verlängert. Und schließlich fuhr die Seilbahn dann erst am 31. Dezember 2019 - sie wurde nach 62 Jahren eingestellt.

2020 soll dann doch eine neue Einseilumlaufbahn mit Achtergondeln errichtet werden, nachdem der Tiroler Mario Stedile-Foradori, Vorstand der Arlberg-Bergbahnen, über seine Tochterfirma TTF-Seilbahn GmbH etwas mehr als 75 Prozent der Gesellschafteranteile erworben hatte. Er ist Vorstand der Arlberger Bergbahnen und hatte vor 43 Jahren in St. Gilgen geheiratet. Stedile-Foradori sowie Klaus Markart sind als Geschäftsführer tätig. Geplant sind neben dem Seilbahnneubau noch ein Parkhaus mit 84 Stellplätzen im Tal sowie ein Bergrestaurant mit rund 300 Sitzplätzen.[2] Der bisherige Geschäftsführer und Gesellschafter Johannes Gotthalmseder werde als angestellter Berater und rechte Hand der Geschäftsführung im Betrieb verbleiben, so Mario Stedile-Foradori.[3]

34 der 38 gelben und roten Gondeln wurden dann 2019 zum Stückpreis von 3.000 Euro veräußert. Die letzte Gondel wurde am 12. September 2020 um 14.700 Euro versteigert. Ab einem Gebot von 5.000 Euro entwickelte sich ein "Zweikampf" zwischen einem deutschen Urlauberpaar aus Kiel, das sich als wahrer Fan des Wolfgangsees deklarierte, und einer älteren Frau in der zweiten Reihe. Sie stamme aus Berlin, sei jedoch Österreicherin und biete für eine Freundin aus Strobl am Wolfgangsee, sagte sie. "Es soll auch für meine Freundin in Strobl eine Überraschung werden", sagte Monika Wegenstein, die beim Gruppenfoto ihren Namen preisgab. Später wurde auch der Name der glücklichen Käuferin bekannt: Petra Wrabetz, die derzeit in Wien lebt, hat vor kurzer Zeit eine Immobilie in Strobl erworben und möchte die Gondel nicht behalten, ganz im Gegenteil soll sie als "Geschenk von Herzen" an einen Herren in St. Wolfgang gehen. Die 14.700 Euro Versteigerungserlös kommen der Rotkreuz-Dienststelle in Strobl zugute.[4]

Bis Anfang 2020 besaß die Gemeinde St. Gilgen noch 15,65 Prozent an der Seilbahngesellschaft, wie Bürgermeister Otto Kloiber junior (ÖVP) bestätigte. Am 28. November 2019 stand bei einer ordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft eine allfällige Kapitalerhöhung von 150.000 Euro auf maximal zwei Millionen Euro auf der Tagesordnung. Letztlich einigte man sich auf 900.000 Euro. Für die Gemeinde hätte dies eine zusätzliche Aufwendung von 122.850 Euro bedeutet. "Das wäre Steuergeld gewesen, das hier in eine Gesellschaft investiert worden wäre, wobei es bei der Seilbahn für die Gemeinde noch nie eine Gewinnausschüttung gegeben hat", erklärte Bürgermeister Kloiber. Zudem stünde in Zukunft eine weitere Kapitalerhöhung im Raum.

Die verkaufsbereite Gemeinde, die sich auf zwei Prozent der Anteile zurückziehen will, erhielt sodann von der Seilbahngesellschaft ein Angebot für die 13,65 Prozent - "ein faires", wie der Bürgermeister betont. Trotzdem kam es letztlich ganz anders: Der St. Gilgener Gastronom und studierte Jurist Josef Kendler bekam Kenntnis von den Verkaufsabsichten und stellte ein besseres Angebot an die Gemeinde, das diese letztlich akzeptierte. "Ich sehe meine Investition als Anlage und Zeichen, dass die Seilbahn noch eine St. Gilgener Beteiligung hat", so der 47-Jährige. Es gebe notarielle Verträge. Für seine 13,65 Prozent von der Gemeinde bezahlte er in der zweiten Jännerwoche 310.000 Euro und auch die Kapitalerhöhung von 122.850 Euro. Diese Vereinbarung sei mit Unterschriften wirksam und mit der Gemeindevertretung informell abgestimmt, zitierte Kendler aus einem Gemeindebrief.

Trotzdem könnte die Sache bald Juristen beschäftigen. In dem Schreiben der Gemeinde wird Kendler darauf hingewiesen, dass sie die Geschäftsführung der Seilbahn informiert habe, dass der Übertragung der Anteile keine Zustimmung erteilt werde. Geschäftsführer Klaus Markart: "Laut Gesellschaftsvertrag benötigt ein Verkauf von Anteilen - außer innerhalb der Familie - die Zustimmung der GmbH." Die Kapitalerhöhung habe jedenfalls nicht das Ziel verfolgt, Gesellschafter aus dem Betrieb zu drängen.[2]

Technik

  • Bauart: kuppelbare Zweiseilumlaufbahn, System Girak
  • Hersteller: Firma Girak, Korneuburg (nach anderen Angaben die Wiener Brückenbau und Eisenkonstruktions A. G.)[2]
  • Eröffnung: 30. Juni 1957
  • Gondeln: 38 Stück für je vier Personen, Hersteller Fa. Swoboda, (heute Carvatech)), Oberweis (Laakirchen, .)
  • Bahnlänge: 2 745 Meter
  • Höhe Talstation: 568 M.ü.A.
  • Höhe Bergstation: 1 476 M.ü.A.
  • Höhendifferenz: 908 m
  • mittlere Neigung: 35,1 %
  • Tragseile: 34 mm Durchmesser
  • Zugseil: 29 mm Durchmesser
  • Antrieb: Elektromotor mit 110 kW Leistung
  • Fahrgeschwindigkeit: 2,8 m/s
  • Kabinenabstand: 168 m
  • Kabinenfolgezeit ca. 60 s
  • Fahrzeit: 16,2 min.
  • Beförderungsleistung je Richtung: ca. 250 Pers./h

Historische Aufnahmen

weitere Bilder

 Zwölferhorn-Seilbahn (historisch) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Videos

St. Gilgen - Mit der Kultseilbahn aufs Zwölferhorn 8:54 min Video
9:34 min Video

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Salzburger Nachrichten, 19. November 2015
  2. 2,0 2,1 Salzburger Nachrichten, 8. Jänner 2020
  3. Salzburger Nachrichten, 10. November 2018
  4. www.sn.at, 13. September 2020