Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat Manfred Eppenschwandtner den Karatesport in Österreich geprägt. Ende der 60er-Jahre gehörte er zu den Pionieren dieses Kampfsports in Salzburg und löste mit seinen Mitstreitern einen regelrechten Boom aus. Nach seiner aktiven Karriere, die ihm zehn Staatsmeistertitel bescherte, konzentrierte er sich voll auf die Trainerarbeit und führte zahlreiche Salzburger Talente an die Weltspitze − Alisa Buchinger sogar zum Weltmeistertitel. Mit 74 Jahren überlässt er nun seinen ehemaligen Schützlingen das Feld.
Was haben Sie in der Pension alles vor? Manfred Eppenschwandtner: Jetzt schalte ich natürlich erst einmal ein wenig zurück, zumindest beim Karate. Ganz aufhören darf man nicht, das ist gefährlich. Man muss sich ja auch körperlich in Schuss halten. Aber ich werde keine Hochleistungssachen machen. Ich gehe gerne spazieren, vor allem in den Bergen. Aber nicht pensionistisch, da gehe ich schon ein gutes Tempo.
Zudem betreue ich eine Gruppe von Senioren. Mit denen mache ich einmal in der Woche Fitnesstraining, natürlich mit Karate und Selbstverteidigung. Das ist aber mehr Gesundheits- als Wettkampfsport. Karate hält einen ja auch geistig fit. In Japan stehen sie noch mit 90 Jahren im Dojo. Das kann man also bis ins hohe Alter machen.
Eine Ihrer Leidenschaften ist das Reisen. Gereist bin ich immer wahnsinnig viel und habe fast die ganze Welt gesehen. Wenn ich jetzt reise, möchte ich das noch mehr genießen. Dass ich einmal auch drei Wochen dortbleibe. Im Winter möchte ich gerne im Süden sein, im Sommer dann daheim.
Ich habe ja ein schönes Zuhause, das ich auch wunderbar ausgebaut habe - mit einer Terrasse, Sauna und Wellnessbereich. Das habe ich bislang nie so richtig genießen können. Wir haben auch einen schönen Garten, wo man im Sommer mit Freunden grillen kann. Das will ich jetzt auch vermehrt wieder machen.
Wie sind Sie einer der Pioniere des Karatesports in Österreich geworden? Durch einen Zufall habe ich in den "Salzburger Nachrichten" einen Artikel gefunden, dass erstmals ein Wochenendlehrgang für Karate angeboten wird. Danach haben wir selbst ein bisschen herumprobiert und sind viel herumgefahren, um dazuzulernen.
In Salzburg habe ich ja eigentlich nie einen Trainer gehabt. Ich habe mir meine ganzen Fähigkeiten geholt, indem ich viel nach Deutschland gefahren bin. Denn die deutsche Mannschaft war damals Weltklasse. Ich war der einzige Ausländer, der mit ihnen trainieren durfte, den sie in ihre Karten schauen ließen. Bei jeder EM- und WM-Vorbereitung haben sie mich eingeladen, weil sie ja auch Trainingspartner gebraucht haben. In Bottrop war damals schon in den 70er-Jahren ein riesiges Karatezentrum. Da haben einige Kämpfer wirklich professionell trainiert, das war für mich natürlich damals eine Riesensache.
Später ist Salzburg unter Ihnen zur internationalen Karatehochburg geworden? Was wir da mit unserem kleinen Häuflein zusammengebracht haben, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. In anderen Ländern betreiben ja teils Hunderttausende diesen Sport aktiv. Oft sind andere Trainer zu mir gekommen, die haben gar nicht glauben können, dass wir nicht mehr Leute haben. Da haben wir aber das Maximale herausgeholt. Das Besondere war, dass bei mir die ganz Jungen gemeinsam mit den Großen trainieren durften, nur beim Partnertraining habe ich sie getrennt. Das war für sie natürlich eine Riesenmotivation und hat sich später in den vielen Erfolgen niedergeschlagen.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Erfolge anhalten? Da mache ich mir keine Sorgen. Ich glaube, dass Alisa Buchinger und Thomas Kaserer meine Arbeit gut fortsetzen werden. Sie haben schon viele interessante Ideen. Mein Wunsch ist natürlich, dass die Erfolge auch ohne mich weitergehen. Deshalb habe ich meinen Leuten auch gesagt, sie sollen alle bleiben und dürfen nicht einfach mit mir aufhören. Und bislang läuft es ja auch ganz gut. Allein in Hallein sind im September zum Anfängerkurs 40 Kinder gekommen. Aber wenn ich gebraucht werde, helfe ich natürlich gerne. Karate wird einfach immer ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben.