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"Jedermann": Die Buhlschaft im Interview - Deleila Piasko sucht "eine Komplexität"

Deleila Piasko ist die 38. Darstellerin der Buhlschaft - und wird drei Wochen nach Probenstart des Salzburger "Jedermann" mit denselben Fragen konfrontiert wie ihre 37 Vorgängerinnen.

Buhlschaft Deleila Piasko
Buhlschaft Deleila Piasko
Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair
Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair
Robert Carsen, Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair
Robert Carsen, Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair
Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair
Buhlschaft Deleila Piasko sowie Jedermann Philipp Hochmair


Wie ihre Vorgängerinnen versucht sich auch die 33-jährige Schweizerin freizumachen von den vielen Klischees und Traditionen, die mit dieser Rolle verbunden werden. Im APA-Interview betont sie: "Ich bin ja nicht ausschließlich eine Frau, sondern in erster Linie ein Mensch." Premiere ist am 20. Juli.

An die Buhlschaft gibt es wohl kein Herangehen wie an jede andere Rolle, oder? Kann man sich denn am ersten Probetag von der ganzen Bürde und Tradition befreien?

Deleila Piasko: Ich versuche an die Rolle heranzugehen wir bei allen anderen Rollen auch. Ich setze mich mit der Rolle und dem Stück auseinander und versuche möglichst frei und offen und mutig die Zeit der Proben zu nutzen und für mich etwas zu finden, was interessant ist zu erzählen. Ich versuche mich gar nicht groß meschugge zu machen, wie früher die Rolle interpretiert wurde oder was von ihr erwartet wird. Ich möchte ja auch Spaß haben und mich wirklich mit der Materie auseinandersetzen. Alles andere versuche ich gar nicht so an mich ranzulassen. Das würde mich nur einengen.

Die Buhlschaft steht aber stets unter kritischer Beobachtung. Das ist so etwas wie eine Statusbestimmung der Geschlechterrollen. Gibt es eine gewisse Verantwortung dafür, welches Frauenbild man da auf die Bühne bringt?

Das auf jeden Fall. Aber ich bin ja auch eine Frau meiner Zeit und bin geprägt durch andere Inspirationen, Vorbilder und Sehgewohnheiten. Mich interessieren ganz andere Sachen. Dementsprechend wird es auch eine moderne Interpretation sein - was auch immer dieses Wort heißt, was auch immer die Definition einer "modernen Frau" ist. Ich möchte mich aber gar nicht darauf beschränken. Ich will nicht von einem Idealbild zum nächsten wechseln. Was es braucht, ist eine Komplexität, und dass man sich freimacht von einem festen Bild. Ich bin ja nicht ausschließlich eine Frau, sondern in erster Linie ein Mensch. Ich möchte mich nicht nur mit der Frage beschäftigen: Wie stelle ich eine Frau dar? Sondern: Was ist die Wesenhaftigkeit dieser Figur? Was kann man erzählen durch eine Dynamik der beiden? Das ist auch die Verantwortung des männlichen Darstellers und des Regisseurs - nicht nur der weiblichen Darstellerin ...


Der Jedermann beschäftigt sich mit den letzten Dingen, mit Leben, Tod, Glauben, Reue etc. Die Buhlschaft beschäftigt sich mehr mit dem Mann und seinen Krisen. Denkt man sich da nicht: Den würde ich viel lieber spielen?

Das ist nicht zu leugnen, aber man weiß ja auch, worauf man sich einlässt. Ich hab an diese Rolle ganz andere Erwartungen als wenn ich etwa eine Medea interpretieren würde. Man ist ja nicht naiv. Aber das kann ja auch etwas Schönes sein. Man muss nicht immer den Anspruch haben, eine intellektuelle politische Interpretation zu geben. Hier geht es um eine ganz andere Kraft, es geht um ganz andere Dinge, um Sinnlichkeit etwa - was auch schön ist. In der nächsten Rolle geht es dann um etwas anderes. Ich spiele ja glücklicherweise nicht nur eine Rolle im Leben. Wichtig ist, dass es weniger um die Verpackung geht als um den Inhalt.

Werden wir also eine Buhlschaft erleben, die etwa das seltsame Brimborium um ihr Kleid nicht mitmachen wird?

Für mich kann beides miteinander stattfinden. Ich kann mich freuen über ein schönes Kleid, und ich kann trotzdem meinem Partner Paroli bieten und muss nicht wie ein Häschen rumrennen. Man kann vieles gleichzeitig sein.


Was lässt sich über Ihre Bühnen-Partnerschaft mit "Jedermann" Philipp Hochmair sagen?

Philipp und ich sind beide intuitiv, auch impulsiv - und verspielt. Das ist schön. Wir probieren aus, sind aber sehr respektvoll miteinander. Die Probebühne ist ein Spielplatz, und wir nutzen ihn.


Wie war der Anruf? Waren Sie vorgewarnt, oder sind Sie aus allen Wolken gefallen, als das Rollen-Angebot kam?

Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ich war am Drehen und war zwischen zwei Takes, als ich eine Sprachnachricht von meiner Agentin bekommen habe. Ich konnte das nicht recht fassen, weil ich damit nicht gerechnet habe.

Sie waren drei Jahre im Burgtheater-Ensemble. Warum sind Sie damals gegangen?

Ich wollte damals unbedingt Lisa Fittko in der Serie "Transatlantic" spielen. Das ließ sich aber nicht vereinbaren. Es war keine Entscheidung gegen das Theater. Ich wollte einfach etwas anderes ausprobieren und habe mich für das Leben eines Passengers entschieden.


Wohin reist dieser Passenger nach dem Domplatz?

Ich weiß es noch nicht. Ich lebe aus Koffern. Es gibt Sachen in der Pipeline, über die ich aber noch nicht sprechen darf. Aber Theater bleibt ein Thema.


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