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Salzburger Festspielkuratorium "nimmt Vorwürfe ernst"

Die Kritik der ehemaligen Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, Marina Davydova, an ihrem Ex-Chef Markus Hinterhäuser im führenden Onlinemedium des russischen Exils schlägt nicht nur in den Medien hohe Wellen. Das Kuratorium der Salzburger Festspiele wird in seiner nächsten Sitzung am 12. Dezember, in der auch die Bauvorhaben des Festivals wieder ein Thema sein werden, darüber beraten.

Nun soll Hinterhäuser zu Wort kommen
Nun soll Hinterhäuser zu Wort kommen

"Grundsätzlich ist für uns die Causa Davydova mit dem außergerichtlichen Vergleich abgeschlossen", sagte Sektionschefin Theresia Niedermüller, aktuelle Vorsitzende des Kuratoriums der Salzburger Festspiele, am Donnerstag im Gespräch mit der APA. "Dass wir aber in allen Institutionen einen wertschätzenden Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwarten, daran hat sich nichts geändert." Deshalb habe sie den Intendanten um eine schriftliche Stellungnahme zu den jüngsten Aussagen Davydovas ersucht.

Bürgermeister: Kritik war heftig

"Ich nehme die Vorwürfe ernst", sagte Bürgermeister Bernhard Auinger, Vertreter der Stadt Salzburg im Festspielkuratorium, zur APA. Davydova hatte in einem auf Russisch geführten Interview mit "Meduza.io" u.a. gesagt: "Ich hätte nicht daran geglaubt, dass ich 2024 im Zentrum Europas und nach allen MeToo-Wellen einen Intendanten treffe, der eine Frau anschreit." Sie vermute psychische Probleme bei Hinterhäuser und verwies auf den Narzissmus von US-Präsident Donald Trump, der ein schlechtes Beispiel gebe. Die Kritik sei durchaus heftig gewesen, Hinterhäuser werde sich erklären müssen, meinte der SPÖ-Bürgermeister. Man müsse dem Intendanten aber auch die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen.

Landeshauptfrau: Situation umfassend beurteilen

Aus dem Büro von Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) hieß es am Donnerstag auf APA-Anfrage, der geschilderte Vorfall sei erst durch die mediale Berichterstattung öffentlich gemacht worden. "Das Kuratorium nimmt solche Vorwürfe ernst und wird die Situation umfassend beurteilen." Das teilweise neu zusammengesetzte Kuratorium wird wohl u.a. zu prüfen haben, ob es sich bei den geschilderten Verhaltensweisen um einen Einzelfall oder um mehrere oder gar häufigere Vorkommnisse handelt. Der Intendantenvertrag mit Markus Hinterhäuser wurde im April 2024 bis 2031 verlängert, es gibt aber eine beiderseitige Auflösungsmöglichkeit mit 30. September 2029.

Kuratoriumsvorsitzende: Schauspiel-Leitung nun ausgeschrieben

Davydova hatte in ihrem Interview auch auf die andauernde Vakanz der Schauspiel-Leitung der Festspiele verwiesen. "Der Intendant ist für das künstlerische Gesamtprogramm verantwortlich. Wir haben aber als Kuratorium darauf Wert gelegt, dass die Schauspiel-Leitung ausgeschrieben wird", sagte Niedermüller zur APA. "Dies ist nun erfolgt, die Bewerbungsfrist endet mit 14. Dezember." Zehn Tage davor veröffentlichen die Salzburger Festspiele ihr Programm für 2026. Das Schauspielprogramm wurde von Hinterhäuser geplant.

"Die/der Leiter·in Schauspiel ist in enger Absprache mit dem Intendanten und unter besonderer Berücksichtigung der in den kommenden Jahren bevorstehenden Generalsanierung und Erweiterung der Festspielhäuser verantwortlich für die künstlerische Gesamtplanung im Bereich Schauspiel", heißt es in der Ausschreibung für die "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" zu besetzende Stelle, für die "der Abschluss eines für die Dauer von bis zu 5 Jahren befristeten Dienstvertrages" angedacht ist. Verlangt wird von der neuen Schauspielleitung neben der "Einhaltung des Deckungsbeitragsziels der Schauspielproduktionen - aufwands- und ertragsbezogen -" auch "wertschätzende, achtsame und souveräne Kommunikations- und Verhandlungskompetenzen, Einfühlungsvermögen, hohe Einsatzbereitschaft sowie strategischer Weitblick".

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