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Teodor Currentzis wagt mutige Solidarität

Der Operndirektor aus der russischen Stadt Perm verteidigt den russischen Regisseur Sebrennikow.

Teodor Currentzis erklärt sich solidarisch mit dem in Moskau unter Haus arrest gesetzten Regisseur Kirill Serebrennikow. "Wir sind einer Meinung mit Kirill Serebrennikow und unterstützen ihn", verkündet der Dirigent und Permer Operndirektor in einer auf Russisch und Englisch verfassten Erklärung über die Website slippedisc.com des britischen Journalisten Norman Lebrecht. "Es wurde nicht nur ein berühmter russischer Regisseur verhaftet. Sondern die Zukunft der zeitgenössischen Kunst steht auf dem Spiel."

Bevor Teodor Currentzis, der am vorigen Montag die letzte von acht Aufführungen von "La clemenza di Tito" bei den Salzburger Festspielen dirigiert hat, dieses Resümee zieht, stellt er fest: "Bekannte Männer unterschlagen offen riesige Summen von Geld und bleiben frei. Überdies leiten sie noch immer staatliche Theater und genießen große Privilegien. Doch Leute, die wirkliche Arbeit machen, die etwas Neues in der modernen Kunst schaffen, das weltweit anerkannt wird, landen im Gefängnis." Zudem werde ein "intelligenter Mann", der Widerstand leiste, festgenommen und von maskierten Männern niedergeschlagen, als wäre er ein Krimineller. "Solch harsche und vorverurteilende Behandlung eines Künstlers ist inakzeptabel", kritisiert Teodor Currentzis. Dies beschädige die Justiz "in unserem Land". Sollte Derartiges fortgesetzt werden, "werden sich Direktoren fürchten, ihre Arbeit zu machen", die Meinungsfreiheit und Suche nach neuen Ausdrucksweisen einschließe. "Und wenn es kein Vertrauen in das Regierungssystem gibt, was bleibt noch?" Bisher hat es schon mehrere Solidaritätsbekundungen für Kirill Sebrennikow gegeben, der am Dienstag in St. Petersburg wegen Betrugsvorwürfen erst festgenommen und dann bis 19. Oktober unter Hausarrest gestellt worden ist. Die Stuttgarter Staatsoper, wo der 47-Jährige im Herbst "Hänsel und Gretel" inszenieren soll, hat sich ebenso für ihn ausgesprochen wie Ulrich Khuon als Präsident des Deutschen Bühnenvereins, der Berliner Operndirektor Barrie Kosky sowie Johan Simons, Leiter der Ruhrtriennale.

Mit Teodor Currentzis meldet sich ein in Russland tätiger Künstler zu Wort. Er leitet seit 2011 das Opernhaus in Perm westlich des Urals, wo - neben Moskau, St. Petersburg und Nowosibirsk - eines der bedeutendsten Musiktheater des Landes ist, das erst dank Currentzis weit über Russland hinausreichende Prominenz erlangt hat.

Andere russische Kulturschaffende sind bereit, für Serebrennikow zu bürgen. Natalja Solschenizyna, Witwe des Nobelpreisträgers, die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, die Regisseure Fjodor Bondartschuk und Jewgeni Mironow und andere haben ein entsprechendes Schreiben unterzeichnet.

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