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Die Junge Seite zum Ukraine-Konflikt: "Ein Krieg ist einfach nur sinnlos!"

Wie geht man damit um, wenn plötzlich Krieg in Europa herrscht? Der Konflikt im Osten beschäftigt auch die junge Generation.

Am 24. Februar ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Es gibt einen Krieg in Europa. Aber warum ist es überhaupt so weit gekommen?
Bis zum Jahr 1991 war die Ukraine Teil der Sowjetunion, einem ehemaligen Staat in Osteuropa und Asien. Seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 sind die 15 Sowjetrepubliken eigene Staaten. Im Jahr 2014 begann der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, da die Europäische Union mehr mit der Ukraine zusammenarbeiten wollte. Ein Teil der ukrainischen Bevölkerung fand das gut, aber der damalige Präsident und seine Anhänger wollten lieber zu Russland gehören. Seither gibt es immer wieder Konflikte. Der russische Präsident Wladimir Putin will jetzt, dass die Ukraine wieder zu Russland gehört. Das Hauptziel dahinter ist zu verhindern, dass die Ukraine ein Mitgliedsstaat der NATO (North Atlantic Treaty Organization) wird.

In der Ukraine herrscht derzeit Chaos. Viele Menschen versuchen, Richtung Westen zu flüchten. Für Österreich bedeutet das, dass es wahrscheinlich bald eine große Flüchtlingskrise gibt.

In der Schule reden wir viel über dieses Thema. Einige von uns haben Angst, dass die NATO irgendwann in den Krieg eingreift und ein dritter Weltkrieg beginnt. Manche andere, ich eingeschlossen, denken, dass das sehr unwahrscheinlich ist, da die NATO ja eine Organisation ist, die den Frieden erhalten soll.

Raphaela Ehinger ist 13 Jahre alt, kommt aus Anthering und ist Schülerin des Bundesgymnasiums Zaunergasse.


"Mir tun die Menschen leid"

In meiner Klasse hatten viele keine Ahnung über die Vorfälle zwischen der Ukraine und Russland. Nachdem Putin jedoch Luhansk und Donezk zu unabhängigen Staaten erklärt hatte, haben wir auch in der Schule darüber geredet. Unsere Geografielehrerin hat uns genauer über die Geschehnisse aufgeklärt, da diese ja in unserer unmittelbaren Nähe stattfänden (die ukrainische Grenze ist nicht einmal 700 km von Salzburg entfernt).

Ich bin froh, dass wir auch über die Schule immer auf dem Laufenden gehalten werden. In meiner Klasse hält sich die Angst über einen drohenden Krieg in Österreich aber in Grenzen. Ich hoffe sehr, dass für diesen Konflikt bald eine Lösung gefunden wird. Mir tun alle unschuldigen Menschen leid, die in den Kriegsgegenden wohnen und durch den Krieg Leid erfahren müssen. Ich glaube, ich spreche im Namen aller, wenn ich mir Frieden wünsche.

Nora Grössenberger ist 13 Jahre alt, wohnt in Obertrum und besucht dort die 4. Klasse der Mittelschule.

"Im Osten nichts Neues"

Am Donnerstag ging eine Schockwelle durch die Welt. Der russische Präsident Putin hat frühmorgens den Angriff auf die Ukraine angeordnet. Kurz darauf war die Kriegsmaschinerie im Rollen: Raketen, Flugzeuge, Panzer, Kriegsschiffe, Bodentruppen.

Am meisten hat mich persönlich ein Bild getroffen. Es zeigte einen jungen ukrainischen Soldaten, der von seiner Freundin beim Abschied umarmt wird. Warum hat mich dieses Bild so sehr getroffen? Vielleicht weil ich selbst gerade Anfang 20 bin.
Wie muss es sich anfühlen, wenn man so jung plötzlich an einer Frontlinie am kalten Boden liegt? Wie muss es sich anfühlen, wenn man sich von seiner Familie verabschiedet und der Freundin - womöglich zum letzten Mal - einen Kuss gibt? Viele Ukrainer sahen vielleicht sogar mit größerer Freude und Zuversicht in die Zukunft als wir. Sie träumten von einem besseren Leben, Demokratie, Freiheit, gerechteren Chancen und Frieden. Jetzt herrscht Krieg.

Remarque schreibt in seinem Klassiker "Im Westen nichts Neues" von den massenhaft, völlig sinnlos ausgelöschten jungen Leben im Ersten Weltkrieg. Jetzt spielt sich das alles im Osten erneut ab. Und morgen schon wird das Leben vieler junger Menschen erneut für immer zu Ende sein.


Armin Brandstätter ist 22 Jahre alt, kommt aus St. Michael im Lungau und studiert im 6. Semester Architektur in Graz.

"Kinder wurden zurückgelassen"

Wenn ich im Fernsehen die aktuellen Bilder aus der Ukraine sehe, vor allem jene von den alten Menschen und den Kindern, die in so einem Elend leben, muss ich an eine Schulexkursion vor einigen Jahren denken. Ich habe in Mattsee die Mittelschule besucht. Diese Schule hat in Minsk eine Partnerschule, die wir eine Woche lang besucht haben, als ich in der 4. Klasse war. Minsk ist die Hauptstadt der osteuropäischen diktatorischen Republik Belarus oder Weißrussland, einem Nachbarland der Ukraine. Wir hatten in den Wochen zuvor Spenden gesammelt, vor allem Medikamente, die wir den Kindern in Minsk mitgebracht haben. Denn nur etwas mehr als 300 Kilometer entfernt von Minsk liegt das Atomkraftwerk Tschernobyl, in dem sich 1986 jener Reaktorunfall ereignete, unter dem immer noch Hunderttausende Menschen gesundheitlich zu leiden haben.

Wir haben in Minsk kleine Kinder und auch Babys gesehen, die an Krebs erkrankt waren und gerade eine Chemotherapie durchmachten. Wir haben desolate Dörfer gesehen ohne asphaltierte Straßen. Die soziale Situation bei den Menschen, mit denen wir in Belarus gesprochen haben, war katastrophal, ohne Krankenkassen, ohne ein Netzwerk, das dich auffängt, wenn es dir nicht gut geht. Alles, was bei uns so selbstverständlich ist, kannten diese Menschen gar nicht. Wir haben eine Mutter kennengelernt, die sich um zwölf Kinder kümmerte, vier davon waren ihre eigenen, die anderen acht betreute sie, weil sich sonst niemand um sie gekümmert hätte. Die Eltern dieser Kinder sind in den Westen geflüchtet, weil sie sich dort Arbeit erhofften, die es in ihrem Heimatland nicht gab.

Am meisten verstört hat mich damals die Angst dieser Menschen, die Angst davor, dass wieder ein Krieg ausbrechen könnte. Wenn ich die Bilder heute aus der Ukraine sehe, kommen meine Erinnerungen an Belarus wieder hoch. Ich hoffe, dieser unsinnige Krieg ist schnell wieder vorbei.

Anna Dürnberger ist 19 Jahre alt, kommt aus Seeham und macht nach einer abgeschlossenen Lehre als Bürokauffrau derzeit die Matura am WIFI.

"Die Geschichte wiederholt sich"

Die Bilder, die aus der Ukraine kommen, machen mir schwer zu schaffen. Krieg, Waffengewalt und Tote sind nicht etwas, was ich unter Europa verstehe.

Während ich das Schrillen der Alarmglocken in Kiew höre, sehe ich, wie ein kalter Schauer meine Mutter durchfährt. Sie ist auch geflüchtet. Damals in den 90er-Jahren, im Zuge des Jugoslawienkriegs. Damals schrillten auch die Alarmglocken und kurz darauf musste sie packen. Sie wurde - damals war sie erst 15 Jahre alt - mit ihrer kleinen Schwester in einen Bus gesetzt. Zurückgekehrt sind sie nie. Sie wurden Opfer von Gebietsansprüchen. Gebiete, in denen jetzt keiner mehr wohnt.

Das Volk war jenes, welches unter den Konflikten zu leiden hatte. Wieder einmal wiederholt sich die Geschichte und wieder einmal trägt das Volk, die Mütter und Väter, die um ihre Söhne und Töchter trauern, die Kinder, die um ihr Leben zittern, und die Soldaten, die in ein aussichtsloses Gefecht geschickt werden, die Konsequenzen. Meine Gedanken und mein volles Mitgefühl sind beim ukrainischen Volk und den Leidtragenden.

Stefan Garic ist 19 Jahre, kommt aus Wörschach (Steiermark) und besucht die Maturaklasse der HLW Wolfgangsee.

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