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Faszination Tattoos: Das geht unter die Haut

Tätowiert. Tattoos haben in unserer Gesellschaft eine lange Geschichte. Über Körperkunst, Kultur und krasse Summen.

Nicht immer aber wurden Tattoos vom Großteil der Gesellschaft als etwas eher Positives gesehen.
Nicht immer aber wurden Tattoos vom Großteil der Gesellschaft als etwas eher Positives gesehen.

"Schrecklich, wie das aussieht! Jemanden mit Tattoos am Arm würde ich bei einer Bewerbung sicher nicht einstellen." Solche oder ähnliche Sätze sind manchen Arbeitgebern wohl schon einmal über die Lippen gekommen. Tätowierungen am Körper sind ein kontroverses Thema. Auch bei den abgebildeten Motiven selbst teilen sich die Geschmäcker. Heute gelten Tattoos für viele als Kunst, als ein Mittel, die Haut nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Nicht immer aber wurden Tattoos vom Großteil der Gesellschaft als etwas eher Positives gesehen.

Beim modernen Tätowieren wird mit Maschinen gearbeitet. Nadeln bringen die Farbe mit mehreren Tausend Stichen pro Minute unter Handarbeit des Tätowierers in die mittlere Hautschicht ein. Früher verwendete man beispielsweise Nadeln und einen in Farbe getauchten Faden, den man durch die Haut zog, um so dauerhafte farbige Linien zu hinterlassen. Oder man schnitt die Haut ein und schmierte farbgebende Stoffe in die offenen Wunden. Diese Methoden sind bei uns heute - wohl zum Glück aller, die sich Tattoos stechen lassen - nicht mehr Stand der Technik. Die ältesten Tattoo sind aber über 5000 Jahre alt. Schon aus dem Alten Ägypten sind Mumienfunde mit Tätowierungen bekannt, kulturelle Aspekte könnten der Grund gewesen sein. Auch andere Völker, zum Beispiel die Maori aus Polynesien und Neuseeland, übten die Technik des Tätowierens aus. Bis heute schmücken sie so ihre Körper. Hier sind die Motive eine Mischung aus Kunst am eigenen Körper und dem Unterstreichen der gesellschaftlichen Rolle. In jüngerer Vergangenheit wurden Tattoos auch oft zur Kennzeichnung von bestimmten Personen genutzt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren Zwangstattoos etwa für Deserteure der britischen Armee üblich.

Auch bei uns hat sich eine ähnliche Entwicklung vollzogen. Waren es früher Kriminelle, harte Matrosen oder Motorradgangs, so sind die Massen an Tattooträgern heute definitiv nicht mehr diesen Gruppen zuzuordnen. Wichtig zu wissen ist auch noch, dass unüberlegte Tattoos später bei Bewerbungen - zum Beispiel in Bankfilialen oder bei der Polizei - zu Problemen führen können. Ob das gerechtfertigt ist, wird immer wieder diskutiert.

Unfreiwillig gekennzeichnet wird in Österreich heute zum Glück niemand mehr. Menschen mit Tattoos haben sich selbst dazu entschieden. Der Hauptgrund bei uns ist, dass man seinen Körper verschönern und einzigartiger gestalten will. Oft will man ein bestimmtes Gefühl in Form von in die Haut gestochenen Bildern, Symbolen oder Text festhalten. Bei einigen klappt das tatsächlich und der tätowierte Körper vermittelt augenblicklich einen besonders einzigartigen und interessanteren Eindruck. Bei anderen scheinen die Tattoos mittlerweile aber eher Massenware als Unikat zu sein.

Tattoos gelten für mich aber definitiv als Kunst. Der Künstler ist hierbei der hoffentlich gute Tätowierer, der die Motive selbst erstellt und in Handarbeit als Tattoo auf die Haut bringt. Bei Weitem nicht jeder, der eine Tätowiermaschine in die Hand nimmt, kann auf Anhieb ein ansehnliches Tattoo stechen.

Entgegen der verbreiteten Meinung sind Tattoos auch nicht für immer. Mit dem Laser lassen sich Tattoos nahezu dauerhaft entfernen. Der einzige Haken hierbei ist, dass das Entfernen um ein Vielfaches aufwendiger und teurer als das ursprüngliche Stechen des Tattoos ist.

Schon das Stechen der Tattoos dauert seine Zeit und braucht viele Sitzungen. Auch in meinem persönlichen Umfeld habe ich neben vielen Bekannten mit kleineren Tattoos einen Freund, dessen ganzer Oberkörper mittlerweile voller Tattoos ist. Der Rücken, die Seiten und immer mehr auch die Arme sind bei ihm mittlerweile mit Tattoos geschmückt. Warum er so viele lange Tattoositzungen dafür auf sich nimmt? "Weil es mir gefällt", ist die einfache Antwort. Um die 14.000 Euro haben ihn die vielen Tätowierstunden mittlerweile schon gekostet. Und ein paar weitere Stellen warten noch darauf, fertiggestellt zu werden.




Armin Brandstätter
ist 22 Jahre alt, stammt aus St. Michael im Lungau und studiert Architektur in Graz.