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Ars Electronica mit Musik "im und als Widerstand"

Die bereits ausverkaufte Große Konzertnacht des Ars Electronica Festivals in der Gleishalle der PostCity Freitagabend gedenkt dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und sieht sich zugleich als "Warnung vor dem Immerwiederkehren". Im Zusammenspiel von Orchestermusik und szenisch visualisierter Inszenierung wird die Oper "Der Kaiser von Atlantis" aufgeführt, die Viktor Ullmann und Peter Kien 1943/44 im Internierungslager Theresienstadt geschaffen haben.

Die Visualisierungen stammen von Cori O'Lan
Die Visualisierungen stammen von Cori O'Lan

Hindemith am Beginn

Auftakt des Abends bildet die Kammermusik Nr. 1 von Paul Hindemith, zwischen deren Sätzen "Abschiedsbriefe von zu Tode Verurteilten" aus der 1954 veröffentlichten Sammlung vorgetragen werden. Ihnen vorangestellt wird das Vorwort von Thomas Mann aus jener Sammlung, in der sich seine Einschätzung von "einer Welt bösartiger Regression" angesichts der aktuellen geopolitischen Weltlage traurig zu bestätigen scheint.

Musik aus Theresienstadt

Die Kammeroper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" entstand im Internierungslager Theresienstadt. Komponist Ullmann und Librettist Kien begannen im Sommer 1944 mit den Proben, doch die Nazis verboten die Uraufführung im Lager letztlich. Ullmann und Kien wurden nach Auschwitz überstellt und getötet. Zum ersten Mal in Deutschland wurde die einaktige Oper 1985 in Stuttgart aufgeführt, dirigiert von Dennis Russell Davies, der sie nun in Kooperation von Ars Electronica, der Filharmonie Brno, dem Landestheater Linz und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in der PostCity musikalisch leitet. Die Regie hat der Schauspieldirektor des Landestheater Linz, David Bösch, übernommen.

Atlantis als Metapher auf Nazi-Deutschland

Atlantis - als Metapher auf Nazi-Deutschland - wird von einem bestialischen Kaiser regiert, der den totalen Krieg ausruft. Daraufhin verweigert ihm der Tod die Gefolgschaft. Der Tyrann fleht ihn an, seine Arbeit wieder aufzunehmen, was der Tod nur unter der Voraussetzung tut, dass der Kaiser ihm folgt. Mit einer großen Arie scheidet er aus dem Leben. Die Oper, die im Ghetto und "im Bewusstsein der jederzeit möglichen Deportation in ein Vernichtungslager komponiert wurde", sei "beeindruckendes Beispiel für Widerstand und schöpferischen Willen". Sie stehe für "Kunst im und als Widerstand", hieß es zur Inszenierung.

Riesige KI-generierte Bildwelten - für die Visualisierungen ist Cori O'Lan verantwortlich - bilden den Bühnenrahmen in der Gleishalle. Sie eröffnen "eine berührende, zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Thema," so der künstlerische Direktor der Ars Electronica, Gerfried Stocker.

(S E R V I C E - https://ars.electronica.art)

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