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Ars Electronica und ihre vielen Gesichter in der PostCity

Das Ars Electronica Festival "Out of the Box - die Midlife-Crisis der Digitalen Revolution" zeigt zu seinem 40-Jahr-Jubiläum in der PostCity am Linzer Hauptbahnhof seine vielen Gesichter. Bio-Bauernmarkt neben Internet-Flohmarkt, ZusammenHelfen-Konferenz im Ober- und Diskussionen zum Medienkunstmarkt im Untergeschoß. Die Ars als Plattform und Schmelztiegel funktioniert.

Ein regionaler Snack am Bio-Bauernmarkt stärkt die Besucher für die vielen Schritte, die es erfordert, das große Angebot in der PostCity annähernd zu erfassen. Im Obergeschoß geht es links zu den Conference Stage mit den Diskussionen zum Festivalthema und zur Welt der Jugend in ihrem eigenen Festival" U19 - Create Your World". Neben den Prix-Gewinner-Projekten dieser Alterskategorie und etlichen interaktiven Stationen gibt es eine sehr analoge: Eine Rutschpartie auf einer der blauen Postrutschen.

Rechter Hand vom Eingang zeigt die Ars Electronica ihre europäische Seite, die sich in ihrem Demokratie-Verständnis auch was Digitalisierung angeht eine starke Position zwischen den USA und China einnehmen will. Die Arbeiten aus dem Wettbewerb zum Starts Prize der EU-Kommission sind hier zu sehen, die Campus-Ausstellung der Linzer Kunstuni und ihrer Gäste sowie die Schau der internationalen Interface-Cultures-Studierenden. Hier findet man auch den Weg aufs Dach, wo sich 40 Jahre Ars Electronica in "Ars and the Wire" präsentieren.

Zu den Ausstellungen im Keller, im Atombunker und der Pakethalle gab es am Samstag Warteschlangen. Hatte man es geschafft, wurde man belohnt mit den interessanten Arbeiten in der Themenschau "Human Limitations - Limited Humanity". Etliche Installationen gehen darüber hinaus, zu probieren, was mittels Künstlicher Intelligenz möglich ist, sie hinterfragen die neue Technik vielmehr kritisch.

Thom Kubli arbeitet in "Radiosands" mit 16 eigens für die Installation entworfene Radios gleicher Bauart. Die erklingenden Audiofragmente beruhen auf dem Suchergebnis von Algorithmen, die die Programme analoger UKW-Radiofrequenzen der Umgebung nach im Vorfeld festgelegten Begriffen durchforsten - im Bunker wurde dafür eigens eine Antenne montiert. Das Radio als politisches Instrument ist uns bekannt - sollen wir heute Algorithmen vertrauen, die uns Informationen übermitteln, fragt der Künstler.

Das Tiger Penis Project von Kuang-Yi Ku will mittels moderner Biotechnologie bedrohte Tiere schützen. Denn in der traditionellen chinesischen Medizin werden oft Tierteile verwendet - wie Tigerhoden für Potenzmittel. Kann man die Teile künstlich herstellen, bleiben die Wildtiere am Leben.

In den Gallery Spaces präsentieren Galerien und Sammlungen ihre elektronische Kunst und diskutieren in international besetzten Panels über Medienkunst und den Kunstmarkt. Bei vielen Positionen kann das Publikum interagieren, etwa bei "Liminal" des Kanadiers Louis-Philippe Rondeau, der die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit durch das Spiel mit projiziertem Licht vergegenständlichen will. Besucher gingen, hüpften und schlichen begeistert durch einen Lichtreifen und bewunderten die festgehaltenen Bewegungen auf einem Streifen an der Wand.

Wieder auf der Hauptebene angelangt, stehen eine Einbürgerung in der Künstlerrepublik Uzupis - vorgenommen von Roboter Roboy -, Stöbern beim Internet Yami-Ichi oder einfach mal eine Pause zwischen viel Grün und blauen Postrutschen zur Auswahl.

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