Doch was hat John Williams mit Johann Strauss zu tun? Auf den ersten Blick nicht sehr viel, aber wenn man genau hinhört, dann macht es Sinn: Hollywoods Haus- und Hofkomponist ist bekannt für seine emotional mitreißenden und melodischen Partituren, großorchestrale, an die Spätromantik anknüpfende Musik. George Lucas' "Krieg der Sterne" machte er zu einer Weltraumoper mit Bläserfanfaren und schwelgenden Streichern, und "E.T. - Der Außerirdische" radelte zu seiner Melodie am Mond vorbei.
Strauss meets "E.T."
Für das Geburtstagskonzert der Symphoniker, eine "Hommage an Johann Strauss", und für seine gute Freundin und Kollaborateurin Anne-Sophie Mutter, die bekannt ist für ihre Interpretationen von Filmmusik, hat Williams den opulenten Walzer "When the World Was Waltzing" geschrieben. Stilecht in einem schulterfreien, mit Blumen bedruckten Bustierkleid, und der Geige unterm Kinn, versteht es die charismatische Deutsche mit halber Hochsteckfrisur und gezwirbelten, blonden Wellen, souverän und ausdrucksstark eine Mischung aus klassischer Hollywoodmusik und Neoromantik zu spielen.
Ihr ebenso in Deutschland geborene Künstlerkollege Max Richter, der für seine Uraufführung nach Wien gekommen ist, komponierte dem Walzerkönig zu Ehren ein von Strauss inspiriertes Violinkonzert (der hat übrigens kein einziges Violinkonzert geschrieben) mit dem Titel "Three Dances". Wer Richters Musik kennt, gut und gerne eingesetzt in Hollywoodblockbustern ("Arrival", "Ad Astra" & Co) und Serien, wird sofort die Handschrift erkennen: in seinen neoklassischen Kompositionen steckt viel Wehmut, Melancholie und auch Dissonanz drinnen.
Der erste Satz ist wie eine leuchtende Klanglandschaft von Wellen, die im Meer rauschen, die von einer Basslinie angetrieben werden. Den zweiten Satz mit seinem fast schon meditativen Sog hat er selbst im Programmheft "wie eine Zeitlupenaufnahme in einem Film" beschrieben: Die tanzenden Protagonisten treffen sich mit den Blicken und wissen in diesem Moment, dass sich ihr Leben für immer verändern wird - ein Sekundenbruchteil, der sich wie eine Ewigkeit anfühlt." Im dritten Satz nutz er dann den ganzen Körper des Orchesters.
Nach der Pause: Strauss-Hits und die Sängerknaben
Der erste Teil des Abends war mit Abstand der spannendere. Nach der Pause gab es dann einige der bekanntesten Strauss-Melodien zu hören, nur schade, dass man nicht vom Sitz aufspringen und mittanzen konnte. Da war der verspielt-verträumte Walzer "Wiener Blut", oder die spritzige Tritsch-Tratsch-Polka (übrigens auch im 1979er James Bond-Film "Moonraker" zu hören), gesungen von den Wiener Sängerknaben.
Honeck, fast den ganzen Abend lang auf Zehenspitzen, dirigierte die Symphoniker souverän durch das Konzert, und rundete den Abend mit dem Csárdás aus der "Fledermaus" ab. Mit der Operette gab der Vorarlberger im Jahr 1989 an der Wiener Volksoper sein Dirigentendebüt. Vielleicht seine Art den Dirigentenstab vor dem Geburtstagskind zu ziehen.
(Von Marietta Steinhart/APA)
(S E R V I C E - "Hommage an Johann Strauss" im Wiener Musikverein, https://www.johannstrauss2025.at)
