Seit Wochen wird über die Frage diskutiert, wie man mit der Teilnahme Israels beim Eurovision Song Contest in Wien im kommenden Jahr umgehen soll. So gab es Boykott-Aufrufe aus einzelnen Ländern, sollte Israel teilnehmen. Am Donnerstag traf sich der Vorstand der Europäischen Rundfunkunion mit dem ehemaligen EBU-Vizepräsidenten Petr Dvořák, um dem ESC 2026 zu besprechen. Im Anschluss an die Diskussion auf der Sommer-Generalversammlung der EBU in London legte Petr Dvořák dem Vorstand seinen Bericht vor, der auf den Rückmeldungen aus den Treffen mit den Mitgliedern basierte. Der Vorstand erkannte an, dass unter den EBU-Mitgliedern eine Meinungsvielfalt hinsichtlich der Teilnahme der KAN - dem israelischen öffentlichen Rundfunk - besteht. Der Vorstand ist überzeugt, dass die Union für Inklusivität und einen offenen kulturellen Dialog steht, der die Werte der öffentlich-rechtlichen Medien widerspiegelt. Dennoch war sich der Vorstand bewusst, dass es nicht möglich sein würde, eine einvernehmliche Position zur Teilnahme der KAN zu erreichen.
Entscheidung soll im November fallen
Da die Union noch nie zuvor mit einer derartigen Situation konfrontiert war, stimmte der Vorstand darin überein, dass diese Frage eine breitere demokratische Entscheidungsgrundlage verdient, bei der alle Mitglieder eine Stimme haben sollten, wie es aus der EBU heißt. Aus diesem Grund beschloss der Vorstand, eine außerordentliche Generalversammlung zu organisieren, die Anfang November online stattfinden sollte, damit die Mitglieder über die Frage der Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 abstimmen könnten.
Mitgliedsstaaten verkündeten Boykott des ESC
Bezüglich des Wiener ESCs hatten zuletzt die zuständigen Rundfunkstationen in Spanien, Irland, Slowenien oder den Niederlanden Fakten geschaffen und eine Teilnahme ausgeschlossen, sollte Israel sich im Tournament befinden. Auch Island und Belgien sehen eine etwaige Zulassung Israels kritisch, haben aber noch keine definitive Entscheidung getroffen.
Österreich als Gastgeberland hat sich hingegen in Person von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann eindeutig für eine Teilnahme des in den Gaza-Krieg verstrickten Landes ausgesprochen - eine Haltung, die auch vom Stiftungsrat unterstützt wurde. Und Israel selbst beschied Anfang der Woche in der Person von Golan Jochpaz, Direktor des zuständigen Fernsehsenders Kan: "Es gibt keinen Grund, warum Israel nicht weiterhin ein wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses sein sollte."