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Festwochen-Stück "Prozess Pelicot" in Serbien ausgeladen

Das im Rahmen der Wiener Festwochen uraufgeführte Stück "Der Prozess Pelicot" von Milo Rau und Servane Dècle ist von einem Theaterfestival in Serbien ausgeladen worden. Diese Entscheidung geht laut einer Aussendung vom Vorstand des Belgrader International Theatre Festival (BITEF) aus. Das künstlerische Leitungsteam sieht darin einen "Präzedenzfall". In der 59-jährigen Geschichte des Festivals habe es noch nie einen vergleichbaren Fall gegeben.

Milo Rau blickt sorgenvoll nach Serbien
Milo Rau blickt sorgenvoll nach Serbien

Rau als "persona non grata" in Serbien

"Das BITEF muss eine Plattform für engagierte Stimmen bleiben, die die Realität kritisch beobachten", meinten die künstlerischen Leiter Miloš Lolić und Borisav Matić. Rau gelte in serbischen Regierungskreisen als "persona non grata", weil er im Vorjahr bei der Eröffnungsrede des Festivals den umweltschädlichen Lithiumabbau in Serbien kritisiert habe. Als Reaktion auf die Zensur haben Lolić und Matić die einvernehmliche Auflösung ihrer Verträge beantragt.

Die Wiener Festwochen und Rau solidarisieren sich nun mit den künstlerischen Leitern. "Die Entscheidung, das Stück 'Der Prozess Pelicot' zu zensieren, vollendet die seit Monaten andauernde Zerstörung der künstlerischen Freiheit bei einem der größten Festivals Europas", so Rau.

Im Rahmen des Stücks "Der Prozess Pelicot", das bereits in mehreren Ländern aufgeführt wurde, verlesen Schauspielerinnen und Schauspieler stundenlang Akten, Beschreibungen und Kommentare über und aus den Gerichtsverhandlungen gegen Dominique Pelicot, der seine Ehefrau Gisèle ohne ihr Wissen jahrelang immer wieder betäubt und sie in diesem Zustand von Dutzenden Männern vergewaltigen hat lassen. Der in Frankreich geführte Prozess sorgte für globale Resonanz und ließ das Opfer zu einer Ikone im Kampf gegen männliche Gewalttäter avancieren.

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