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Filmfestival von San Sebastián startet mit Gala und Protest

Mit einem Preisregen ist am Freitagabend das 73. Internationale Filmfestival von San Sebastián gestartet, an dem heuer auch der deutsch-österreichische Oscar-Regisseur Edward Berger teilnimmt. Die Eröffnungsgala im Kursaal konnte aber erst mit einer Stunde Verspätung beginnen, da am Roten Teppich vor dem Kursaal bis zu 2.000 Personen mit Palästina-Flaggen lautstark gegen Israels Vorgehen in Gaza protestierten.

Filmproduzentin Esther García für Lebenswerk ausgezeichnet
Filmproduzentin Esther García für Lebenswerk ausgezeichnet

Ihre Forderungen nach einem "freien Palästina" fanden auch Unterstützung im Kursaal. Bereits beim Photocall posierten viele Gäste und Stars mit Palästina-Pins und Flaggen - darunter auch Spaniens Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz und Kulturminister Ernest Urtasun. Zu Beginn der Gala sprachen die Präsentatorinnen von einem "Genozid" Israels, den das Festival verurteile. An der Gala teilnehmende Stars wie Kult-Regisseur Pedro Almodóvar forderten einen Stopp des Vorgehens Israels.

Bei der Eröffnungsgala erhielt die spanische Filmproduzentin Esther García den Festivalehrenpreis für ihr Lebenswerk, während die Internationale Filmkritikervereinigung das brasilianische Drama "I'm Still Here" mit dem renommierten Fipresci Grand Prix 2025 als besten Film des Jahres auszeichnete. Der Film von Regisseur Walter Salles erzählt die wahre Geschichte von Eunice Paiva (gespielt von Fernanda Torres), einer Mutter von fünf Kindern, deren Ehemann, der Politiker Rubens Paiva, während der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 verschwunden ist. Der internationale Filmkritikerverband würdigte den Film für seine eindrucksvolle Darstellung der Schrecken einer aufkommenden Diktatur aus der intimen Perspektive einer Mutter, die um Überleben und die Würde ihrer Familie kämpft, ohne auf melodramatische Mittel zurückzugreifen.

"I'm Still Here" feierte seine Weltpremiere 2024 auf dem Filmfestival von Venedig, wo es mit dem Goldenen Löwen für den besten Film und dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Neben zahlreichen internationalen Preisen erhielt das bewegende Drama im vergangenen März auch den Oscar als bester internationaler Film.

Neben Salles wurde auch Esther García gefeiert. García gilt als eine Schlüsselfigur des modernen spanischen Kinos. Die 69-jährige Spanierin arbeitete mit renommierten Regisseuren wie Fernando Trueba, Mariano Ozores und Gonzalo Suárez zusammen, bevor sie 1986 die Produktion von Pedro Almodóvars Film "Matador" übernahm. Als Almodóvars Produktionsdirektorin spielte sie eine zentrale Figur für das Werk des spanischen Oscar-Regisseurs.

Garcías Karriere umfasst mehr als 90 Filme und Serien, darunter internationale Erfolge wie "Alles über meine Mutter" oder "Volver". Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit sechs spanischen Goya-Filmpreisen ausgezeichnet. García machte sich zudem einen Namen für ihren Einsatz für die Gleichstellung von Frauen in der Filmbranche sowie der Förderung junger Regietalente. Nun würdigt sie San Sebastián als erste Produzentin mit dem renommierten Donostia-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk.

Eröffnet wurde die 73. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals mit der Weltpremiere des argentinischen Dramas "27 Nächte" von Regisseur Daniel Hendler. Mit scharfsinnigen Dialogen und subtilen Humor geht der Film Themen wie das Altern, Freiheit und die Frage nach der Autonomie älterer Menschen an. "27 Nächte" ist einer von insgesamt 17 Wettbewerbsbeiträgen im Rennen um die Goldene Muschel, die am 27. September vergeben wird. Mit dabei ist auch der deutsch-österreichische Oscar-Regisseur Edward Berger ("Im Westen nichts Neues") mit seinem neuen Film "Ballad of a Small Player".

Berger erzählt darin die Geschichte des spielsüchtigen Glücksspielers Doyle (Colin Farrell). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lawrence Osborne. Es ist bereits das zweite Mal, dass sich Berger in der nordspanischen Küstenstadt um die Goldene Muschel bewirbt. Vergangenes Jahr trat er mit seinem Vatikan-Thriller "Konklave" im offiziellen Wettbewerb an, ging allerdings leer aus.

Unterdessen feiert die französische Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche am heutigen Samstag ihr Regiedebüt in San Sebastián. Ihr Dokumentarfilm "IN-I In Motion" wird im offiziellen Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt. Der Film greift ihre Erfahrungen aus der Tanz- und Theatershow "In-I" auf, welche die Schauspielerin 2007 mit dem Choreografen Akram Khan kreierte. Es handelte sich um ein 70-minütiges Duett, das die komplexe Dynamik einer Liebesbeziehung thematisierte.

San Sebastián gehört neben Cannes, Berlin und Venedig zu den international wichtigsten Filmfestivals der Welt. So werden In der nordspanischen Küstenstadt auch in diesem Jahr mit Angelina Jolie, Jennifer Lawrence, Colin Farrell, Paul Dano, Matt Dillon und Juliette Binoche wieder zahlreiche internationale Stars erwartet.

(S E R V I C E - www.sansebastianfestival.com)

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