Schon wenige Stunden nach den Attentaten gingen drei Wörter um die Welt: Der Slogan "Je suis Charlie" wurde zum Symbol für Solidarität mit den Opfern, Trauer, aber auch für den Mut zum Weitermachen. Am 7. Jänner 2015 hatten zwei islamistische Terroristen die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" gestürmt, die zuvor wiederholt Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hatte. Zwölf Menschen starben, unter ihnen die populären Karikaturisten Charb, Cabu, Tignous, Honoré und Wolinski.
Zum zehnten Jahrestag des Attentats hat am Dienstag Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schweigend der Opfer gedacht. Ihre Angehörigen hatten sich gegen eine Ansprache ausgesprochen. Auch Premier François Bayrou und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nahmen an dem ehemaligen Redaktionssitz von "Charlie Hebdo" teil.
Weitere Gedenkmomente waren in der Nähe der ehemaligen Redaktion geplant, wo die Täter eine Polizistin erschossen, sowie vor dem koscheren Supermarkt am Stadtrand von Paris, wo vier Menschen von einem Komplizen getötet wurden.
"Charlie Hebdo" hat zum zehnten Jahrestag des Anschlags eine Sonderausgabe produziert. "Die Lust zu lachen wird nie verschwinden", sagt Redaktionschef Riss im Leitartikel des 32-seitigen Druckwerkes. Die Titelseite zeigt einen auf einem Sturmgewehr sitzenden Leser mit breitem Grinsen.
In Deutschland erinnern unterdessen zeitgenössische Karikaturisten an ihre getöteten französischen Kollegen. In fünf Städten sind bis zum 26. Jänner Cartoons, Karikaturen und andere Werke zu sehen, die sich mit dem Anschlag im Jänner 2015 sowie mit dem Thema Kunstfreiheit beschäftigen.
Beteiligt sind das Museum Wilhelm Busch in Hannover, das Caricatura Museum Frankfurt, die Caricatura Galerie Kassel, die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen und der Schauraum Comic + Cartoon in Dortmund.
Das gemeinsame Projekt "Charlie Hebdo - Zehn Jahre nach ,Je suis Charlie'" wolle den Mut von Zeichnerinnen und Zeichnern würdigen, sagte Eva Jandl-Jörg, Direktorin des Museums Wilhelm Busch: "Wir zeigen durch die Arbeiten, was Satire kann." Ziel sei es, die Menschen wachzurütteln und daran zu erinnern, dass sie eine Stimme haben. Die Meinungsfreiheit in der westlichen Gesellschaft sei ein schützenswertes Gut.
Einige Bilder entstanden direkt nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", so wurde "Der Tag danach" des österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer am 8. Jänner 2015 veröffentlicht. Es zeigt einen vermummten Mann mit Maschinengewehr, umzingelt von bunten Zeichenstiften. Zum Teil wurden die ausgestellten Werke auch erst nach dem gemeinsamen Aufruf von mehreren Ausstellungshäusern geschaffen.
Die Direktorin des Museums Wilhelm Busch betonte: "Satire muss Punk sein: unerschrocken, ohne Angst vor Konsequenzen, wild, extrem, manchmal übers Ziel hinaus - eine Form des Widerstands!"