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Gisèle Viennes verstörende Puppen: Ausstellung und Filmabend

Mit diesen Puppen möchte man nicht spielen: In den vergangenen 20 Jahren hat die österreichisch-französische Künstlerin Gisèle Vienne ein Ensemble von rund 80 Figuren geschaffen, die sie gemeinsam mit realen Darstellerinnen und Tänzern in ihren Tanztheaterproduktionen und Filmen einsetzt. Die lebensgroßen Puppen wirken jedoch verstörend. Davon kann man sich jetzt nicht nur bei einer Ausstellung in Wien, sondern am Mittwoch auch bei einem Filmscreening im Stadtkino überzeugen.

Giselle Vienne stellt in Wien aus
Giselle Vienne stellt in Wien aus

"Gisèle Vienne: Love Letter" heißt die Präsentation im Kunstraum von "Phileas - The Austrian Office for Contemporary Art" am Wiener Opernring, die am Dienstagabend eröffnet wurde. Zu sehen ist die auf einem Podest sitzende Puppe Rose sowie eine 63 Aufnahmen umfassende Serie von fotografischen Porträts von Puppen, die paradoxerweise gerade durch ihre Starrheit und Entseeltheit irritieren. "Die Puppen stellen meistens krisengezeichnete Teenager dar, deren innere gesellschaftliche Konflikte sich über ihre Körper ausdrücken", heißt es dazu. "Für Vienne sind sie ein Medium, um über Körper und Psyche sowie auch über Stille und Unbeweglichkeit zu reflektieren."

Zwei Filme und ein Artist Talk

Die 1976 in Frankreich geborene Regisseurin und Choreografin mit österreichischer Mutter gastiert mit ihren Produktionen seit über eineinhalb Jahrzehnten regelmäßig bei österreichischen Festivals. Im vergangenen Jahr zeigte sie ihr Stück "Extra Life" im Tanzquartier Wien. Zwei Filme sind dagegen am Mittwoch ab 18 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus zu sehen.

In der Puppenshow "Jerk", die 2008 beim steirischen herbst gastierte, nahm sie Bezug auf die Verbrechen des amerikanischen Serienmörders Dean Corll, der in den 70er-Jahren mithilfe zweier Teenager mehr als zwanzig Kinder tötete. Daraus erarbeitete Vienne 2021 eine rund einstündige Filmversion. In dem 13-minütigen Film "Kerstin Kraus" (2019/2024) entwickelt sich eine beklemmende Beziehung zwischen Kerstin Kraus und Frankie, der Bauchrednerpuppe ihres verstorbenen Vaters. Die Screenings sind Peter Rehberg, der die Musik zu beiden Filmen komponiert hat, sowie der 2019 gestorbenen Schauspielerin und Puppenspielerin Kerstin Daley-Baradel gewidmet. Im Anschluss an die Vorführung findet ein Künstlergespräch zwischen Gisèle Vienne und dem Dramaturgen und Kurator Tarun Kade statt.

(S E R V I C E - "Gisèle Vienne: Love Letter", Ausstellung bei Phileas, Opernring 17, 1010 Wien bis 17. Jänner 2026, Dienstag-Freitag 11-17 Uhr, Samstag 11-15 Uhr. Filmscreening mit anschließendem Künstlergespräch heute, Mittwoch, 1. Oktober, 18 Uhr, im Stadtkino im Künstlerhaus Wien. Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten unter: screening@phileas.art)

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