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Goldene Nicas der Ars Electronica vergeben

In Linz sind am Donnerstag die vier Goldenen Nicas sowie weitere Preise an die Gewinner des diesjährigen Prix Ars Electronica überreicht worden. Drei von vier ausgezeichneten Arbeiten setzen auf nicht alltägliche Roboter - in Gestalt eines strengen Richters über die Menschheit, eines die Anden querenden Lamas und einer aus dem Chaos schöpfenden Orgel. Daneben wurden auch die Gewinner der diesjährigen Starts Prizes und der Citizen-Science-Awards der EU vergeben.

Die Goldenen Nicas sind die Hauptpreise des Wettbewerbs
Die Goldenen Nicas sind die Hauptpreise des Wettbewerbs

"PANIC yes/no" - der Titel des diesjährigen Festivals, das noch bis 7. September dauert, zwingt den Besucher sich angesichts multipler Krisen zu entscheiden: Ist Panik angebracht oder nicht, sinnvoll oder nicht, eine Bremse oder eine Triebfeder für rettende Entwicklungen? Fast 4.000 Einreichungen gab es für den Prix Ars Electronica 2025, die besten unter ihnen wurden im Rahmen einer feierlichen Gala im Linzer Design Center prämiert.

Das Böse in der menschlichen DNA

Die beiden Norweger Frode Oldereid und Thomas Kvam erhielten für ihr "Requiem for an Exit" die Goldene Nica in der Kategorie "New Animation Art", die ihnen vom Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) überreicht wurde. Die Arbeit, die während des Festivals im Kunstmuseum Lentos in einem eigenen Raum residiert, ist eine dystopische Mahnung der künstlichen an die menschliche Intelligenz. Ein Roboter mit Pappkopf, auf den ein sorgenvolles Antlitz projiziert wird, liest der Menschheit die Leviten, hält ihr ihre Sünden von Genoziden bis zur Umweltzerstörung vor, attestiert ihr, dass das Böse in ihrer DNA manifestiert sei und kommt zu dem Schluss, dass wir auf dem besten Weg sind, uns selbst zu vernichten.

Eine weitere Goldene Nica ging an einen aus Bambus gefertigten Roboter in Gestalt eines Guanacos: Die Arbeit der argentinischen Künstlerin Paula Gaetano Adi war der Jury den Hauptpreis in der Kategorie Artificial Life & Intelligence wert. Ihr "Guanaquerx" begleitete sie und ihren Tross über die Anden von Argentinien nach Chile. Hintergrund: 1817 hatten 5.200 Menschen diesen Weg beschritten, um die Befreiung Lateinamerikas vom spanischen Kolonialregime voranzutreiben - Paula Gaetano Adis Arbeit versteht sich als Gegenentwurf zum Technologieimperialismus.

Aufschrei gegen endlosen, gleichgültigen Medienkonsum

Den Preis in Digital Musics & Sound Art holten sich Navid Navab (Iran/Kanada) und Garnet Willis (Kanada) mit "Organism", einer Installation mit einer modifizierten Pfeifenorgel aus dem Jahr 1910, deren Klang durch ein robotisch gelenktes, dreifaches Pendel - Excitable Chaos - gesteuert wird und im Linzer Mariendom zu erleben ist.

In der Kategorie u19-create your world überzeugten die Oberösterreicher Aleksa Jović und Nico Pflügler (Gilbert Gnos Productions) mit ihrer Abschlussarbeit an der HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz, einem experimentellen Kurzfilm mit dem Titel "Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege" - ein verstörendes Video, das sich als lauter Schrei gegen willenlosen, endlosen Medienkonsum und Gleichgültigkeit gegenüber uns tagtäglich vorgesetzten Social-Media-Inhalten versteht und ihnen die Nica in der Jugendsparte, überreicht von Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ), einbrachte.

Die KI im Krieg

Ebenfalls im Rahmen der Gala vergeben wurden die beiden StartsPrizes und der Citizen-Science-Preis der EU-Kommission. Die StartsPrizes, die von der Ars Electronica organisiert werden, gingen an die US-Amerikanerin Sarah Ciston für ihre "AI War Cloud Database" - eine Datenbank, die verdeutlicht, wie gängige KI-Systeme an realen Kriegsschauplätzen eingesetzt werden - und die LAS Art Foundation, die Quantencomputing greifbar machen will. Mit dem Citizen-Science-Preis wurde die Initiative "Heroines" ausgezeichnet, die sich mit dem Leben von Romnja in Serbien befasst, weitere Citizen-Science-Auszeichnungen gingen an das türkische Erdbebenvorsorge-Projekt Antiquake Risk Hunter Community und die portugiesische Initiative gegen Lebensmittelverschwendung in Schulküchen, MoFWaste.

(S E R V I C E - http://ars.electronica.art)

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