Der 25-minütige Film fasst das Leben des gelernten Eisendrehers, der während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie nach Wien kam. Er blieb in der Bundeshauptstadt hängen und wurde Schüler von Fritz Wotruba an der Akademie für angewandte Kunst. Dass der legendäre Nachkriegs-Künstlertreff "Strohkoffer" seinen Namen dem Schilf verdankt, das Bertoni vom Neusiedler See für die Wandverkleidung mitbrachte, ist eines der vielen Details, die man aus der Dokumentation erfährt.
"Die große Liebe meines Lebens"
"Er war ein richtiger Italiener - die große Liebe meines Lebens", sagt Bertonis Witwe Waltraud in dem Film. Beim Fest überließ sie die Begrüßung ihrem Sohn Zeno, der viele persönliche Worte fand. "Wander liebte es zu feiern. Würde er heute leben, wäre sicher auch ein großes Fest. Er liebte seine Freunde, sie waren ihm eine große Familie." Seine Studentinnen und Studenten, die er von 1965 bis 1994 als Leiter der Bildhauerklasse der Angewandten betreute, waren die erweiterte Familie, wie man aus dem Film etwa von seiner einstigen Schülerin Ulrike Truger, aber auch aus den live vorgetragenen Erinnerungen seines ehemaligen Schülers Ignaz Kienast erfuhr. Fixpunkt des Lehrplans war etwa die jährliche Zwetschkenernte in Winden am See. Das Haptik-Training ließ sich dabei gleich als Vorarbeit für das Slibowitz-Brennen nutzen ...
Das mehrere Hektar große Areal rund um die 1965 gekaufte, später renovierte und erweiterte Gritsch-Mühle war von Wander Bertoni als Skulpturenpark ausgebaut worden, der später um ein von Ulrike Schartner und Alexander Hagner vom Wiener Architekturbüro gaupenraub geplantes modernes Museum für seine große Eiersammlung ergänzt wurde. "Das Ei als Sinnbild für das Leben und für natürliche Formgebung hat ihn sein Leben lang fasziniert", sagte Stanek. Ein Ei war auch stets die erste bildhauerische Aufgabe, die er seinen Studierenden stellte.
Museum noch bis Ende November geöffnet
Das vor der Winterpause noch bis Ende November zugängliche Museum, in dem man die vielfältigen skulpturalen Ansätze Bertonis von gegenständlich bis abstrakt ebenso nachvollziehen kann wie die Verschiedenheit der Materialien, wird auch weiter vom Land Burgenland finanziell unterstützt werden. Das unterstrich Nationalratsabgeordneter Maximilian Köllner (SPÖ) in Vertretung des Landeshauptmanns und ließ erkennen, dass er sich das künstlerisch gestaltete Rednerpult der Feier gut für den Burgenländischen Landtag vorstellen könne. Der hölzerne Ambo sei Teil der Entwürfe für die Ausstattung der Stiftskirche Herzogenburg durch Wander Bertoni und zum käuflichen Erwerb "noch frei", erwiderte Zeno Stanek schmunzelnd.
Auf dem malerischen Areal findet sich auch ein Mausoleum, in dem Wander Bertoni seine letzte Ruhe gefunden hat. "Hier gibt's auch einen Platz für mich", sagt seine Witwe in dem ORF-Film. "Hier führen wir Zwiegespräche."
(S E R V I C E - "Die Poesie der Form - Der Bildhauer Wander Bertoni", 12.10., 10.05 Uhr, ORF 2, www.bildhauer-wanderbertoni.com)