Van Treeck hob auch den "Humor, Selbstinszenierung, auch Selbstironie, und politische Schärfe" der Komponistin hervor. "Als erfolgreiche und kompromisslos engagierte Schöpferin ureigenster Klangwelten ist Olga Neuwirth zudem Vorbild für längst anstehende Veränderungen in einem noch immer männlich konnotierten Feld", betonte Rektor Georg Schulz.
Komponistin öffnete und trat Türen ein
Senatsvorsitzender Joseph Breinl würdigte die Verbindung von Kunst und Wissenschaft in Neuwirths Werk und die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Universität, deren Bibliothek einen bedeutenden Teil ihres Vorlasses bewahrt. Ebenso würdigte Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ), deren Grußbotschaft als Video eingespielt wurde, als große Künstlerin und kritische Stimme, die für junge Komponistinnen nicht nur manche Türe geöffnet, sondern die eine oder andere auch "eingetreten" habe.
Auszeichnung zum vierten Mal an KUG vergeben
Die Auszeichnung der KUG wurde zum vierten Mal vergeben. Sie ging bisher an Phil Collins (2019), Peter Simonischek (2022) sowie die belarussische Musikerin und Demokratieaktivistin Maryja Kalesnikawa (2023).
Olga Neuwirth wurde 1968 in Graz geboren. Ihr Vater war der 2023 verstorbene Pianist Harald Neuwirth, eine der prägenden Persönlichkeiten aus der Gründungszeit des KUG-Jazz-Instituts. Während ihrer Schulzeit lernte sie Klavier und Trompete, dann ging sie nach San Francisco, wo sie Komposition und Musiktheorie bei Elinor Armer am Conservatory of Music studierte. 1987 kehrte sie nach Österreich zurück und studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Komposition bei Erich Urbaner (Abschluss 1993). Als prägend für ihr Schaffen gelten Komponistinnen und Komponisten wie Adriana Hölszky, Luigi Nono, Edgar Varèse oder auch Pierre Boulez.
Der internationale Durchbruch gelang Olga Neuwirth 1991 mit den beiden Mini-Opern "Körperliche Veränderungen" und "Der Wald" nach Texten Elfriede Jelineks. 2019 erlangte die Uraufführung ihrer Oper "Orlando" an der Wiener Staatsoper große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt deshalb, weil es sich um den ersten Kompositionsauftrag an eine Frau in der rund 150-jährigen Geschichte der Institution handelte. Breit wahrgenommen wurde auch die Neuinszenierung von "Bählamms Fest" des Regieduos Dead Centre im Rahmen der Ruhrtriennale 2021.