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Medienbranche beschwört Schulterschluss gegen Big Tech

Das herkömmliche Mediensystem und die liberale Demokratie stehen angesichts von Big-Tech-Plattformen, der "Verheiratung" von Social Media und Künstlicher Intelligenz (KI) zu "synthetischen Medien" und der zunehmenden Desinformation vor großen Herausforderungen. Um standzuhalten, plädiert Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA - Austria Presse Agentur, bei den 32. Österreichischen Medientagen in Wien dafür, den kooperativen Gedanken deutlich auszubauen.

Clemens Pig will die Medienplayer am Markt zusammenbringen
Clemens Pig will die Medienplayer am Markt zusammenbringen

"Für niemanden von uns ist es noch sofort nachvollziehbar, ob Inhalte fake oder echt sind", zeigte sich Pig am Donnerstag alarmiert. In einer KI-Informationsgesellschaft sei ein neues, kooperatives Mediensystem notwendig, um dieser Entwicklung, aber auch wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu begegnen. "Die Zusammenarbeit von konkurrierenden Unternehmen entwickelt sich gerade zum Motor dafür, wie Medien wirtschaftlich überleben", sagte der APA-Geschäftsführer. Man stehe bereits am Übergang vom dualen zum kooperativen Mediensystem.

"Am Ende des Tages stehen öffentlich-rechtliche und private Medien zusammen auf einer Seite gegen Big Tech, die uns so massiv unter Druck setzen", hofft Pig. Er setzt sich für den Aufbau gemeinsamer Medienplattformen ein, die in kooperativer Eigentümerschaft betrieben werden. In einem "Horizont"-Gastbeitrag warf er etwa ein "GPT-Austria" als medienübergreifendes Angebot für Userinnen und User in den Ring. Ein solcher KI-Medien-Chatbot würde transparent und rechtssicher auf Basis von faktenbasierten Trainingsdaten und Nachrichten operieren. Auch ein "AI-Center" sieht er als Möglichkeit - eine kollaborative KI-Plattform der Medien zur Personalisierung von geprüften Inhalten. Ein Media-Lab könnte zur Finanzierung von Tools für Fake-News-Erkennung eingerichtet und IT-Infrastruktur geteilt werden, um Kosten zu senken.

ORF, VÖZ und VÖP vereint gegen unbegrenzte Big-Tech-Macht

Auch ORF, der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) sehen die Lage ähnlich und sprechen sich in einer gemeinsamen Erklärung für Kooperation statt Konkurrenz aus. Sie fordern strengere Regeln und eine wirksame Aufsicht für Digitalkonzerne. Auch müsse sichergestellt werden, dass qualitätsvolle Medieninhalte weiter auffindbar seien. Denn internationale Plattformunternehmen hätten sich zu Gatekeepern des digitalen Zeitalters entwickelt. "Ohne verbindliche Must-be-Found-Regeln entscheiden sie einseitig, welche Inhalte Reichweite erhalten - und welche unsichtbar bleiben", mahnen die Verbände und der ORF. Darüber hinaus würden sie oft ungefiltert falsche Informationen verbreiten, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen.

Sie warnen vor "der Verdrängung redaktionell-journalistischer Medien durch rücksichtslos polarisierende, algorithmusgesteuerte Plattformangebote" und appellieren an Gesetzgeber und Werbeauftraggeber, sich für den Erhalt originär österreichischer Inhalte und eine Vielfalt österreichischer Medienangebote einzusetzen. Zudem müssten alle Hindernisse, die freiwillige Kooperationen innerhalb des österreichischen Medienmarkts entgegenstehen, beseitigt werden.

(S E R V I C E - www.medientage.at)