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Nach ESC-Sieg: JJ will Song Contest 2026 "ohne Israel" - ORF spricht von Privatmeinung

Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest wurde in den letzten Monaten wegen des Gazakriegs immer wieder infrage gestellt. Der österreichische ESC-Sieger JJ hat mit seinem Wunsch nach einem Ausschluss Israels noch einmal Öl ins Feuer gegossen, rudert jetzt aber zurück. In der Reaktion des ORF ist von einer Privatmeinung des Song-Contest-Siegers die Rede.

Johannes Pietsch alias JJ.
Johannes Pietsch alias JJ.

Österreichs ESC-Gewinner JJ wünscht sich laut einem Zeitungsbericht den Song Contest nächstes Jahr in Wien ohne das diesmal auf dem zweiten Platz gelandete Israel. "Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt", zitierte die spanische Zeitung "El País" den 24-Jährigen. "Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äußern."

Die Europäische Rundfunkunion (EBU/European Broadcasting Union) ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC), den es seit 1956 gibt. Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte beim Wettbewerb in Basel mit seinem Song "Wasted Love" die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen.

ESC-Sieger findet keinen Rückhalt bei den Veranstaltern

ESC-Sieger JJ findet mit seiner Forderung nach einem Ausschluss Israels beim nächsten Eurovision Song Contest bei den Veranstaltern keinen Rückhalt. "JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder", sagte ein ORF-Sprecher. Für den Sender stünden beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter habe zudem eindeutige Richtlinien, die Politik von Unterhaltung trennten, so der ORF in Wien.

Die EBU ihrerseits erklärte, ihre Rolle sei es, einen Song Contest zu organisieren, der auf Zusammenhalt, Diversität und Inklusion achte. Die EBU sei ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und nicht staatlicher Stellen.

"Diese sind berechtigt, jedes Jahr am Eurovision Song Contest teilzunehmen, wenn sie die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen", hieß es in einer EBU-Stellungnahme.

Auf Nachfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA relativierte der Sänger via seiner Plattenfirma Warner seine Aussagen: "Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."

Kritik an Israels Teilnahme am ESC

Israels Teilnahme am ESC wurde in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem beispiellosen Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50.000 Menschen umgekommen.

Auch Nemo, im Vorjahr für die Schweiz beim Song Contest erfolgreich, hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer in einem offenen Brief kürzlich geäußert.

Israels Kandidatin landete auf Platz zwei

Für Israel war am vergangenen Samstagabend die Sängerin Yuval Raphael (24) angetreten. Sie ist eine Überlebende der Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023. Sie war damals mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker anrichteten.

Ihr Song "New Day Will Rise" landete im ESC-Finale in Basel auf Platz zwei, das Publikumsvoting konnte Israel sogar für sich entscheiden. JJ wiederum konnte insbesondere bei den Fachjurys punkten, was ihm und somit Österreich letztlich den Sieg bescherte.

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