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Österreich mit dystopischem Design bei Biennale in London

Gruselige Gestalten empfangen am Eingang: Waldbrand, Dürre, Hochwasser, heißen sie. Mit "After Abundance", einer dystopischen Vision von einem alpinen Raum nach den Zerstörungen des Klimawandels, ist Österreich bei der zweiten Ausgabe der am Dienstag startenden London Design Biennale vertreten. Studierende der Angewandten imaginieren in einer detailverliebten Ausstellung das "Danach".

Ausstellungsansicht des österreichischen Beitrags
Ausstellungsansicht des österreichischen Beitrags

Der Krampus ist zurück - oder einer seiner Cousins - und wandelt in den neu erfundenen Kostümen von Waldbrand, Dürre und Hochwasser bei den Eröffnungsfeierlichkeiten gar schreckenverbreitend im Hof des noblen Somerset House direkt an der Themse herum. "Die Heische-Rituale haben im alpinen Raum eine lange Tradition - und hatten auch eine wichtige Funktion im sozialen Miteinander einer sehr ungleichen Gesellschaft", erzählt Designstudent Fabio Hofer im APA-Gespräch. Dass die Ungleichheit durch die Folgen des Klimawandels wieder steigen wird, scheint ausgemacht. Also kehren die Heische-Figuren wieder, mit den Schreckgespenstern der neuen Zeit.

"Auch Österreich wird von massiven Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein", erklärt Anab Jain, britische Star-Designerin, "Superflux"-Gründerin und Angewandte-Professorin der Klasse "Design Investigations" gegenüber der APA. Gemeinsam mit ihren Studierenden ging sie auf Recherche: "Wir sprachen mit Experten, sammelten Erfahrungen von bereits Betroffenen" - und imaginierten den Rest. Welche Herausforderungen wird die zunehmende Instabilität des Klimas im alpinen Raum erzeugen? "Wir müssen als Designer ganz aktiv unsere Rolle in sozialen Kontexten wahrnehmen."

In der Ausstellung geht es dabei aber düster zu. In einer Ecke ist eine detailverliebte illegale Bastelwerkstatt eingerichtet, in der rebellische Bauern dem staatlichen Monopol auf die Wettermanipulation ihre selbstgebauten Regen-Drohnen entgegensetzen. In der anderen ist ein Gletscher nachgebildet, auf dessen Oberfläche ein Video die Dorfbewohner zeigt, wie sie ihn abschreiten und bespritzen, um ihn zu erhalten. Auf Tafeln erfährt man, dass sie dazu mittlerweile gesetzlich verpflichtet sind.

"Zerstörung und Knappheit kann Ungleichheit fördern, aber auch ein neues Miteinander erforderlich machen", beschreibt Designstudent Maximilian Scheidl den gemeinschaftlichen Prozess, mögliches Szenarien durchzudenken. In einem Beitrag zeigt eine Tafel auf einer digitalen Landkarte, wie verschiedene Städte sich Strom aufteilen, mit Anzeigen für Wege, für Plus- und Minusstände und Implikationen für das tägliche Leben der Nutzer, die ihren Verbrauch auf das Angebot abzustimmen habe.

Zwanzig Studierende haben an dem Projekt mitg90earbeitet - zunächst habe man bei den Machern der Design Biennale nicht so recht Freude damit gehabt, dass Österreichs Kurator Thomas Geisler mit dem noch unbekannten Nachwuchs arbeiten wollte. "Sie wünschen sich natürlich Celebrities", so Geisler zur APA. Mit Anab Jain als Professorin gelang der Brückenschlag: "Ich wollte dieses Zukunftsthema unbedingt mit der Designergeneration der Zukunft verhandeln", erklärt Geisler.

Für die zweite Ausgabe der 2016 erstmals stattgefundenen London Design Biennale, die von 4. bis 23. September 40 Nationen zum Motto "Emotional States" in Somerset House versammelt, wurde das Budget des österreichischen Beitrags nahezu verdoppelt. 90.000 Euro kommen vom Bundeskanzleramt, durch Sponsorengelder und weitere Förderungen wurde auf eine Gesamtsumme von rund 150.000 Euro aufgestockt. Eröffnet wird "After Abundance" am Montagnachmittag.

(S E R V I C E - http://www.londondesignbiennale.com/countries/austria/2018)

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