Investment Obligations sollen kommen
Damit möchte man die Politik vor allem in der Debatte um die geplante Einführung von Investment Obligations für Streamer unterstützen, also eines verpflichtenden Beitrags der internationalen Unternehmen nach französischem Vorbild. "Wir haben eine Krise in der österreichischen Filmwirtschaft", verwies Fachverbandsobmann Alexander Dumreicher-Ivanceanu auf die gekürzten Förderungen und pries die Investment Obligations als Ausweg: "Es gäbe eine Lösung für die Lage."
Momentan halte sich die Branche noch irgendwie über Wasser, wenn auch die Hälfte der Projekte gefährdet sei, betonte Dumreicher-Ivanceanu. Deshalb müsse die Politik nun handeln, um in der zweiten Jahreshälfte zumindest die Abgabe für die Streamer einzuführen: "Es kostet den Finanzminister und die Republik nichts." Denn wenn nichts geschehe, müsse man 2026 mit einer massiven Krise in der Branche rechnen.
Offener Brief der Branche
Deshalb hat man am Donnerstag einen Offenen Brief veröffentlicht, in dem das Who is Who der Filmszene für die Heranziehung der internationalen Streamingunternehmen plädiert: "Mit einer Investment Obligation wird ein Ausgleich dafür geschaffen, dass internationale Mediendiensteanbieter (z.B. Streamer wie Netflix, Amazon, Apple, etc.) über Abos und Werbung sehr hohe Umsätze generieren, aber nur in geringem Maße zum europäischen Film/TV/Musik-Kulturschaffen beitragen." 40 Mio. Euro könnten durch eine Abgabe jährlich generiert, 90 Mio. Euro pro Jahr an Investitionen vor Ort ausgelöst werden.
"Wenn die Streamer verpflichtet werden, in Österreich zu investieren, bedeutet das nicht nur, dass unsere arme Filmwirtschaft größere Töpfe zur Verfügung hat, sondern es ist auch eine wichtige kulturpolitische Maßnahme", warb Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky dafür, die großen Content-Verteiler ins Boot zu holen. "Unternehmen gehen dorthin, wo sie Standortvorteile haben", berichtete Verena Altenberger als Co-Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films von ihrem jüngsten Dreh einer deutsch-österreichischen Serie, bei der man in Lettland die Hofburg nachgestellt habe. "Film ist das niederschwelligste aller Kulturgüter", plädierte die Schauspielerin für "mehr Liebe und Unterstützung" für die Branche.
In dieselbe Kerbe schlug auch Schauspielkollegin Valerie Huber, die darauf verwies, dass die Streaming-Anbieter die Wertschöpfung in Österreich abschöpften, ohne zu dieser beizutragen: "Wir müssen den österreichischen Film, dieses Juwel, sichern."
Studie soll Bedeutung der Branche untermauern
Diese Argumentationslinie soll auch eine neue Studie unter dem Titel "Kulturelle, ökonomische und soziale Wertschöpfung der österreichischen Filmwirtschaft" vom European Center for Social Finance stützen. In der Untersuchung zu den verschiedenen Aspekten der Filmwirtschaft legt man vor allem Wert auf die Faktoren abseits der Wirtschaft.
Anhand der Untersuchung von 223 Produktionen zeige sich eine bemerkenswerte inhaltliche Breite bei ÖFI+ oder FISAplus geförderten Projekten, wohingegen Streamingproduktionen internationaler ausgerichtet seien. Ein weiterer Aspekt sei die Geschlechtergleichstellung, liege der Frauenanteil bei den Crews europaweit bei 23 Prozent, in Österreich hingegen bei 44 Prozent. Im Schauspielensemble liege Österreich mit 49 Prozent gar noch weiter über dem europaweiten Schnitt. Aber natürlich befeuere die audiovisuelle Branche auch den Tourismus, hole allein der "Bergdoktor" 800.000 Übernachtungen in die Alpen.