Der Vinales-Meteorit ist der jüngste anerkannte Meteoritenfall auf der Erde. Er ereignete sich in der 27.000 Einwohner zählenden Stadt Vinales in der Provinz Pinar del Rio. Als klar war, dass es sich um einen Meteoriten gehandelt hat, zogen die Menschen los, um die außerirdischen Gesteine einzusammeln. Mehr als 100 Kilo Material wurde aufgesammelt, auf Dächern oder tief in umliegende Felder eingegraben.
Die Sammelwut war offensichtlich so groß, dass kubanische Experten davor warnten, Meteoritenteile als Schmuck zu verarbeiten und längere Zeit am Körper zu tragen, weil diese radioaktiv seien - was umgehend vom Chef-Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien (NHM), Ludovic Ferriere, als Unsinn entlarvt wurde. "Meteoriten sind nicht radioaktiv", sagte er damals zur APA.
Nun bekam das NHM, das die größte Meteoritenschausammlung der Welt beherbergt, zwei Teile des Vinales-Meteoriten von kubanischen wissenschaftlichen Einrichtungen geschenkt. Überreicht wurden sie vom kubanischen Botschafter in Wien, Juan Antonio Fernandez Palacios.
Ein Teil dient wissenschaftlichen Untersuchungen, der andere wird in der Schausammlung gezeigt, wo er ab morgen, Mittwoch, im Meteoritensaal des Museums zu sehen ist. "Es ist ein fast zur Gänze mit mattbraunschwarzer Schmelzkruste überzogener, etwas über 61 Gramm schwerer Stein von herzförmiger Gestalt. Ein kleiner seitlicher Anbruch zeigt eine hellgraue Matrix mit zahlreichen dünnen Schockadern", beschreibt Ferriere den jüngsten Zugang zur Sammlung.
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung wurde der Vinales-Meteorit als "Gewöhnlicher Chondrit L6" klassifiziert. Von den rund 68.500 anerkannten Meteoriten weltweit gehören etwa 10.800 dieser Klasse an. Unter ihnen sind nur 281 beobachtete Fälle verzeichnet, der Vinales-Meteorit miteingeschlossen.