"Es war ein ereignisreiches Jahr", so Großbauer, "aber fast noch ereignisreicher war das Jahr davor, als ich eine Baustelle übernommen habe. Ein Haus spielfertig zu machen, ist ein großes Unterfangen und war schon eine Herausforderung. Und es ist wirklich toll geworden. Nun gibt es erste Erfahrungen. Man muss sich ein Haus ja erst erspielen und das Publikum wieder zurückholen. Das ist Knochenarbeit!" Das Stadttheater, dessen Geschichte 230 Jahre zurückreicht, befindet sich zu 51 Prozent im Eigentum der NÖ Kulturwirtschaft GesmbH (NÖKU), zu 49 Prozent der WN Kul.Tour.Marketing GmbH. Als Betreibergesellschaft fungiert die TWN Theater Wiener Neustadt GmbH.
"Ein eigenes Ensemble gab es nie, es war immer ein Gastspielhaus", erklärt Großbauer. Das wird auch weiterhin so bleiben. "Es ist aber schon der Auftrag, hier Top-Niveau zu bieten, in Kooperation mit den Partnerbetrieben der NÖKU." So verlegt das Landestheater Niederösterreich seine Gastspiele von Baden nach Wiener Neustadt, wo auch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich eine zusätzliche Residenz gefunden hat: "Das Abo ist ausreserviert", freut sich Großbauer, die die von der NÖKU angekündigte Auflösung des Orchesters der Bühne Baden nicht kommentieren möchte.
Mozart-Requiem als mediales Großereignis
Ausverkauft ist auch die von Andreas Ottensamer in Zusammenarbeit mit der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg geleitete Aufführung des Mozart-Requiems am 5. Dezember, dem Sterbetag des Komponisten, durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Dieses Konzert wird von Deutsche Grammophon in Koproduktion mit ORF III aufgezeichnet und weltweit auf STAGE+ live übertragen. Die Ausstrahlung folgt am 7. Dezember auf ORF III um 20.15 Uhr sowie am 25. Jänner 2026 auf Radio Niederösterreich nach den Nachrichten um 20.00 Uhr anlässlich Mozarts 270. Geburtstag.
Ausgebucht sind auch fast alle Schulvorstellungen. Junges Publikum zu erreichen ist ein Ziel, das Großbauer sehr am Herzen liegt. Warum sollte man aber ausgerechnet nach Wiener Neustadt kommen, wenn es vorwiegend Gastspiele zu sehen gibt? Weil es, ist Großbauer überzeugt, dennoch oft Einzigartiges zu sehen und zu hören gibt, etwa Sing-Along-Formate mit bekannten Künstlerinnen und Künstlern, die Aktion "Vino im Kino", der "Logenpolka"-Zyklus, "Funky Town – presented by Radio Superfly", die Gesprächsabende "Musik verbindet" oder die Reihe "Arts & Health".
"Ich weiß, was die Region vielleicht auch brauchen kann"
Als Mehrspartenhaus soll das Theater, das mit seinen 560 Sitzplätzen über deutlich mehr Kapazität verfügt als das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten mit seinen 359 Sitzplätzen, eine entsprechende inhaltliche Breite anbieten, um in die Region auszustrahlen - von Kabarett und Theater über Film, Volksmusik und klassische Konzerte bis Kammermusik und Funk. Dafür gibt es ein Kuratoren-Team, das einzelne Programmschienen betreut.
Großbauer, die ihre Berufskarriere in der Werbebranche begann und 2017 bis 2024 Nationalratsabgeordnete war, ist im Bezirk Neunkirchen aufgewachsen, hat die Musikschule in Ternitz besucht und ist der Region nach wie vor verbunden, auch wenn sie inzwischen in Wien wohnt. "Es ist doch ein Kreis, der sich schließt", meint sie. "Und ich weiß, was die Region vielleicht auch brauchen kann."
"Durch Umbenennung wird nichts moderner oder besser"
Dass es gelungen ist, das Haus wieder in einen intakten Zustand zu bringen, weiß sie sehr zu schätzen: "Last Minute, angesichts der budgetären Situation." Für 2026 erwartet Großbauer zwar keine einschneidenden Kürzungen, genaue Zahlen kann sie aber noch nicht präsentieren. Die Auslastung entwickle sich "sehr erfreulich", so die Geschäftsführerin, sei aber vom Genre abhängig. Zahlen nennt sie dazu keine.
Ob daran gedacht ist, das Stadttheater - analog zu Baden - in "Bühne Wiener Neustadt" umzutaufen? Das sei tatsächlich in Diskussion gestanden, doch sie habe sich dagegen ausgesprochen, so Großbauer: "Es steht am Haus. Seit 230 Jahren. Ein Stadttheater ist nicht von vornherein provinziell, und durch eine Umbenennung wird nichts moderner oder besser."
Was wünscht sich Maria Großbauer für die Zukunft? "Dass es auf jeden Fall so weitergeht. Natürlich wünscht man sich immer mehr Mittel an Spiel- und Personalbudget, weil wir auch viele Aufgaben im Bereich der Vermittlung haben. Ich wünsche mir vor allem Ressourcen, um junge Menschen herzuholen." Das Publikum von morgen müsse man jetzt erreichen.
(Das Gespräch führte Ewald Baringer/APA)
(S E R V I C E - Stadttheater Wiener Neustadt, Information, Spielplan und Tickets: www.stadttheater-wn.at)
(Quelle: APA)
