Drei Feierlichkeiten in einer
Die Saison ist in der Staatsoper zwar bereits vor einigen Tagen gestartet. "Aber wir sind der Meinung, das soll sich nicht so still und heimlich einschleichen", begründete Staatsopern-Direktor Bogdan Roščić den Gang an die frische Luft. Schließlich steht abgesehen von der feierlichen Eröffnung der Spielzeit heuer auch eine Saison an, in der man 80 Jahre Zerstörung der Staatsoper am Ende des Weltkrieges und der Einweihung des wiederaufgebauten Hauses am 5. November 1955 gedenkt.
Bei so viel würdigen Anlässen ließ sich auch der Wettergott nicht lumpen und sorgte für stabiles Wetter, was am wenigsten Bogdan Roščić überraschte: "Ich bin der Meinung: In diesen Dingen gibt es keine Zufälle."
Starriege mit einem Überraschungseinsatz
Kein Zufall war jedenfalls auch die Starriege, die man aus gegebenem Anlass aufbot - bis auf eine Ausnahme. Nachdem Sonya Yoncheva wegen Stimmproblemen kurzfristig hatte absagen müssen, sang Benjamin Bernheim nun mit seiner frischangetrauten Gattin Sandra Hamaoui die "Manon"-Arie - die Entdeckung des Abends. Hamaouis schlanker, elegant geführter Sopran macht Lust darauf, die Sängerin auch einmal unter dem Dach der Staatsoper zu erleben.
Die übrigen Beteiligten, die sich in der Burggartenlaube sprich Bühne mit der Neuen Hofburg als Hintergrund die Klinke in die Hand gaben, haben diese Erfahrung allesamt. Camilla Nylund übernahm weitere Einsätze von Yoncheva, während Publikumsliebling Jonas Kaufmann unter anderem mit einer seiner Paradearien, "Lucevan le stelle" aus der "Tosca", zu erleben war, vom weiblichen Fanclub heftig umjubelt.
Ausblick auf Berlioz der kommenden Saison
Elīna Garanča gab unter anderem einen kleinen Ausblick auf die nächste Spielzeit. Schließlich interpretierte der Starmezzo eine Arie aus Hector Berlioz' "La damnation de Faust" - ein Werk, das bis dato überhaupt noch nie in der Staatsoper gespielt wurde, aber 2026/27 seinen Einstand feiern soll. Und schließlich mutierte unter der musikalischen Leitung von Bertrand de Billy der Burg- kurzzeitig zum Kindergarten, hatten doch auch die jungen Mitglieder der Opernschule des Hauses bei Bizets "Carmen" mit spanischem Verve ihren Einsatz. Und allesamt meisterten die herausfordernde Akustik, die selbstredend im Freiluftbetrieb ihre Besonderheiten ausspielt, etwa einen besonders langen Nachhall.
Ob es bei dem einmaligen Schnuppern der Frischluft bleiben wird? Noch ist nichts offiziell. Doch Staatsopern-Direktor Roščić betonte einmal zu oft, dass es sich um das ERSTE Opern-Air handle, als das auf das Debüt keine Fortsetzung folgen dürfte. "Vielleicht müssen wir den schönsten Austragungsort dann mit einem größeren austauschen", stellte der Opern-Chef bereits Expansionsüberlegungen an.
(Von Martin Fichter-Wöß/APA)
(S E R V I C E - www.wiener-staatsoper.at/kalender/detail/opern-air/2025-09-07/ ; https://on.orf.at/video/14290275/erlebnis-buehne-das-grosse-staatsopern-air)