In Mailand nun gedachten Verdi und hunderte Gäste des ein Jahr zuvor gestorbenen Schriftstellers Alessandro Manzoni. Der galt als Nationaldichter des noch jungen Königreichs Italien. Verdi, selbst glühender Anhänger der italienischen Einigungsbewegung, hat Manzoni zu Ehren das Requiem komponiert, wie Kathpress am Pfingstmontag berichtete.
Bereits in seinen Opern schilderte Verdi, wie Menschen mit sich und ihrem Schicksal konfrontiert sind. Im Requiem steht noch einmal das ganze Leben auf dem Spiel. Es geht es um alles oder nichts - Himmel oder Hölle, Leben oder Tod. Wie viele patriotische Landsleute war Verdi zwar antiklerikal - der Papst hatte sich Italiens Einigung widersetzt -, aber doch gläubig. Im Schaffen des Komponisten, so der Musikpublizist Max Nyffeler, "ist der Tod so allgegenwärtig wie sein Gegenteil, die Liebe als höchster Ausdruck des Lebens". Beides hat Verdi früh erfahren müssen.
Nach nur zwei Ehejahren starben der Reihe nach seine Tochter, sein Sohn und seine Ehefrau. Als 27-Jähriger stand er 1840 ohne Familie da. Schmerz und Mitgefühl begleiteten Verdi lebenslang wie auch zweifelnde Hoffnung auf ein Danach. Die entsprechende Palette an Gefühlen und Gedanken hat Verdi in sein Requiem verwoben - mit Flüstern und Pizzicato, Pauken und Trompeten.
Verdis Requiem wurde wegen des großen Erfolgs kurz nach der Uraufführung auch mehrere Male an der Mailänder Scala gegeben. Es folgten Aufführungen in Paris und Wien. Anfangs zwar nicht unumstritten wurde es, mit knapp eineinhalb Stunden für eine Messe ohnehin zu lang, zu einem Werk für Konzerthäuser.
