Der toskanische Historienmaler Napoleone Boni erhält 1883 den Auftrag, den Wissenschaftler Evangelista Torricelli zu porträtieren. Dieser hatte fast zweihundert Jahre zuvor zufällig die Dynamik des Luftdrucks entdeckt, als er eine These von Aristoteles nachweisen wollte, wonach ein leerer Raum nicht leer bleibt sondern sich sofort wieder fülle.
Torricelli unternahm zahlreiche Versuche mit dem Barometer und stellte dann mit Hilfe von Quecksilber fest, dass auch die Luft ein Gewicht hat und sich je nach der Temperatur ausdehnt oder zusammenzieht. Dieses Prinzip von Hochdruck und Tiefdruck vervollständigte später der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal, nach dem letztlich die Maßeinheit des Luftdruckes benannt wurde.
Boni versucht den Forscher, realistisch und nicht idealisierend während seiner Experimente darzustellen. Er hält gekonnt seinen staunenden Blick im Moment seiner bahnbrechenden Entdeckung fest. Für dieses Gemälde erhielt der Maler einen Preis von der Mailänder Akademie Brera.
"Die Schönheit der Vernunft" in den karnischen Bergen
Diese Geschichte rund um nur ein Gemälde in der diesjährigen Ausstellung üdber "Die Schönheit der Vernunft" und alle anderen auch weiß Claudia Baumgardt vor Ort zu erzählen. Die gebürtige Berlinerin ist wegen der Liebe nach Italien gekommen. Sie heiratete Paolo, sie wohnen in Udine. "Ich war schon als Kind so angezogen vom Klang der Sprachen", sagt sie. Erst lernte die Berlinern Französisch, dann Spanisch. "Als ich Paolo kennenlernte, habe ich von Spanisch auf Italienisch geswitcht."
Die Liebe zum Friaul und zur Kultur kann die Wahl-Italienerin perfekt jedes Jahr in Illegio, einem Bergdorf mit 360 Einwohnern, kombinieren. Dieses alte Dorf blieb aufgrund seiner Lage - es führt nur eine Straße von Tolmezzo aus hierher - über Jahrhunderte hinweg isoliert, trägt aber viel Geschichte mit sich, zu sehen an den mittelalterlichen Gebäuden und dem restaurierten Mühlenweg "Mulin del Flec" aus dem 16. Jahrhundert.
Von Anfang Mai bis Ende Oktober ist hier viel los, denn der Priester Don Alessio Geretti holt seit dem Jahr 2000 jedes Jahr international bedeutende Kunstwerke in sein Dorf. Heuer ist die Ausstellung der "Schönheit der Vernunft" gewidmet. 40 Meisterwerke aus dem In- und Ausland aus dem 14. bis zum 20. Jahrhundert beeindrucken. Einige von ihnen sind von den bedeutendsten Künstlern ihrer Zeit, andere werden zu einer erfreulichen Entdeckung. Noch bis 16. Oktober führt Claudia Baumgardt drei Mal die Woche Gäste in Deutsch durch die Ausstellung. Sie arbeitet ehrenamtlich, wie alle anderen engagierten Mitarbeiter aus dem Dorf.