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Banksy: Das berühmte Phantom der Graffiti-Szene

Niemand kennt seinen Namen, dennoch ist er weltberühmt. Die Identität des britischen Graffiti-Künstlers Banksy ist ein Geheimnis. Und das seit er vor über 25 Jahren begonnen hat, in seiner Heimatstadt Bristol Wände und Züge zu besprühen.

Ein Wandbild in Banksys „Walled Off“-Hotel.
Ein Wandbild in Banksys „Walled Off“-Hotel.
Ein Graffito von Steve Jobs in Calais.
Ein Graffito von Steve Jobs in Calais.
Ein Kind mit einem Teleskop, auf dem ein Geier sitzt. Das Bild im Lager von Calais soll auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.
Ein Kind mit einem Teleskop, auf dem ein Geier sitzt. Das Bild im Lager von Calais soll auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.
Ein Wandgemälde in Bethlehem. Die Stadt im Westjordanland ist von israelischen Truppen besetzt.
Ein Wandgemälde in Bethlehem. Die Stadt im Westjordanland ist von israelischen Truppen besetzt.
Ein anderes Graffiti in Bethlehem zeigt eine Friedenstaube mit kugelsicherer Weste.
Ein anderes Graffiti in Bethlehem zeigt eine Friedenstaube mit kugelsicherer Weste.

Seitdem führt er seinen künstlerischen Guerilla-Kampf gegen Autoritäten überall auf der Welt. Banksy ist bekannt für seine ausdrucksstarken, meist kontroversen und gesellschaftskritischen Motive. Krieg, Faschismus oder übermäßiges Konsumverhalten geben ihm seit Jahrzehnten genug Stoff für seine Arbeit.

"Shop till you Drop" (zu Deutsch: Einkaufen bis zum Umfallen), mit der fallenden Frau und dem Einkaufswagen, ist eines der wenigen Graffiti, die in London von Banksy noch zu sehen sind.

Dazu schrieb er in einem seiner Bücher: "Wir können die Welt nicht verändern, bis der Kapitalismus zerbröckelt. In der Zwischenzeit sollten wir alle einkaufen gehen, um uns selbst zu trösten."

Seit Banksy Ende der 1990er Jahre nach London kam, hat er an vielen Orten in der Hauptstadt seine farbigen Kunstwerke hinterlassen. Mit der Zeit wurden aber viele Motive übermalt oder entfernt.

Denn das Graffitisprühen ist in Großbritannien illegal. "Es kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden", sagt Josh. Er ist Künstler und gibt Street-Art-Touren durch das Londoner East End - das Street-Art-Paradies der britischen Hauptstadt. Jugendlichen drohe bis zu zwei Jahren Gefängnis. "Deswegen ist die Devise für Banksy und die Street-Art-Szene im Allgemeinen: sei so schnell wie möglich. Je länger du für ein Motiv brauchst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden", sagt Josh.

Weil Banksy in jungen Jahren beim Sprayen fast von der Polizei erwischt wurde, wie er einmal angeblich in einem Interview sagte, ist er auf Schablonen umgestiegen, mit denen er noch heute arbeitet. "Die kann er in Ruhe vorbereiten und später in kürzester Zeit detailreiche Graffiti sprühen, ohne ein Risiko einzugehen", erklärt Josh.

Wer steckt dahinter?

Viele wüssten gern, wer der anonyme Künstler ist. Erst vor wenigen Tagen verplapperte sich der britische Musiker Goldie bei einem Interview und nannte - angeblich - den Vornamen des Künstlers: Robert. Damit nahmen wieder Spekulationen über seine Identität an Fahrt auf. Es gibt etliche Theorien: Viele glauben, dass Banksy ein 40-jähriger Mann aus Bristol ist. Er könnte aber auch in Wirklichkeit Robert Del Naja, Sänger und Kreativkopf der Band Massive Attack, sein. Oder handelt es sich um den Künstler Robert Gunningham? Möglicherweise steckt hinter Banksy ein Kollektiv aus sieben Leuten, das von einer Frau geleitet wird.

Das Thema soziale Gerechtigkeit und die Art der Darstellung verbinden viele Beobachter mit Frauen. Außerdem sind in vielen Motiven Kinder zu finden. Britische Journalisten haben in der Vergangenheit versucht, Banksys Identität zu lüften. Aber bisher ist es niemandem gelungen.

Ob Mann oder Frau: Dass ein neues Graffito ein "echter" Banksy ist, das lässt sich mittlerweile nachprüfen. Ein extra eingerichtetes Zertifizierungsbüro mit dem Namen "Pest Control" gibt Auskunft über die Echtheit eines Motives. Es soll von Banksy selbst eingerichtet worden sein. "Damit niemandem einem Betrug aufsitzt", wie es auf der Internetseite des Dienstes heißt.

Unbeeindruckt von den Spekulationen um seine Identität, macht Banksy weiter. Im März dieses Jahres eröffnete er das "Walled Off"-Hotel in Israel. "Das Hotel mit dem schlimmsten Blick der Welt", wie er sagt. Es steht in der Westbank und bietet einen direkten Blick auf die Mauer, die Israel und das Westjordanland trennt. Innen finden sich mehrere Graffiti des Künstlers.

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