Rainer wurde in der Nachkriegszeit durch den Surrealismus erstmals auf Art Brut aufmerksam, ab den 1960er-Jahren beschäftigte er sich intensiv damit. Er besuchte psychiatrische Kliniken und war laut Aussendung "beeindruckt von der Authentizität, Unmittelbarkeit und Erfindungsreichtum". Im Gegensatz dazu stand für ihn die "gebildete" Kunstszene, die er oft als "überreflektiert" empfunden habe.
Zeichenexperimente in der Universitätsklinik von Lausanne (Schweiz) unter dem Einfluss von halluzinogenen Drogen führten Rainer zur Beschäftigung mit Körpersprache und performativen Elementen. Beispielsweise malte er mit bloßen Händen expressive Ölbilder oder überarbeitete Grimassenfotos von sich selbst - er kreierte die typischen Übermalungen von Fotos seines eigenen Körpers sowie von Bildern alter Meister.
Übermalungen als "künstlerischer Dialog"
In den 1970er-Jahren entstanden Rainers Art-Brut-Hommagen, bei denen er Bilder von Künstlern wie Johann Hauser, Jean Dubuffet, Antonin Artaud oder Friedrich Schröder-Sonnenstern übermalte: "Nicht um sie zu verändern, sondern um in einen künstlerischen Dialog zu treten." 1984 arbeitete er bei zwei Zeichnungen mit Fritz Koller und bei einer mit Hauser zusammen. 1994 entstanden 58 gegenseitige Übermalungen mit Künstlern aus Gugging: Rainer überarbeitete 27 Druckgrafiken. Johann Fischer, Johann Garber, Franz Kamlander, Oswald Tschirtner oder August Walla übermalten insgesamt 31 Druckgrafiken und Plakate von Rainer.
Mit einem Kreis von Künstlern setzte sich Rainer für die Anerkennung von Art Brut ein. Seine Privatsammlung zählt heute zu den größten in Europa in diesem Bereich.
Den Schwerpunkt der Schau bilden Werke aus der Sammlung von Helmut Zambo, die 2024 von den Landessammlungen Niederösterreich übernommen wurde. Weiters wird neben Privatleihgaben erstmals ein umfangreiches Konvolut der Sammlung Leo Navratil mit zahlreichen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Gugging präsentiert.
Ausstellungszyklus wird 2026 abgeschlossen
"Arnulf Rainer & Art Brut" gehört zu einem Zyklus, der 2024 mit der Jubiläumsschau "Arnulf Rainer. Das Nichts gegen Alles" zum 95. Geburtstag des Künstlers gestartet ist. Die letzte Ausstellung dieser Reihe widmet sich ab 24. Oktober 2026 einer Gegenüberstellung von Arnulf Rainer und Hermann Nitsch.
(S E R V I C E - Ausstellung "Arnulf Rainer & Art Brut" bis 4. Oktober 2026 im Arnulf Rainer Museum Baden, Josefsplatz 5. Eröffnung am 18. Oktober um 11 Uhr, Open House von 14 bis 17 Uhr. www.arnulf-rainer-museum.at)