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Magalí Herrera wird im Museum Gugging gefeiert

Die neue Sonderausstellung "herrera & dubuffet.! a spark of light in this world" sorgt für eine künstlerische Entdeckung im Klosterneuburger Museum Gugging, wo 82 Arbeiten der uruguayischen Künstlerin Magalí Herrera aus dem Bestand der Collection de l'Art Brut aus Lausanne erstmals in einer großen Personale im deutschsprachigen Raum gezeigt werden. Präsentiert werden nicht nur faszinierende Kosmologien, sondern auch ein leidenschaftlicher Briefwechsel mit Jean Dubuffet.

Magalí Herreras 'In der Weite des Weltraums' aus 1988
Magalí Herreras 'In der Weite des Weltraums' aus 1988

"Liebe Freundin Magalí Herrera, Sie verspüren den Wunsch, wie Sie schreiben, ein Lichtfunke in dieser Welt zu sein, und genau das sind Sie auch", schwärmt Jean Dubuffet, der das Konzept der Art Brut entwickelt hatte, in einem seiner zahlreichen wertschätzenden Briefe an Herrera. Die romantisch-platonische Korrespondenz blieb speziell auf Wunsch von Herrera eine Brieffreundschaft, die von 1967 bis 1974 bestand. Die beiden sind einander nie begegnet, obwohl es Gelegenheiten dazu gegeben hätte.

Als Autodidaktin und Einzelgängerin wendete sich die vielseitige Künstlerin speziell der Tuschezeichnung zu, entdeckte in Paris die Art Brut und malte nahezu pausenlos, oft auch mit weißer Tusche auf schwarzem Grund. Ihre Bilder sind der organischen Natur verbunden, pflanzliche und tierische Strukturen verbinden sich in unglaublich mikroskopischer Genauigkeit zu ornamentalen Flächen, die manchmal erst in der Vergrößerung ihre penibel gezeichneten, feinteiligen Details erkennen lassen.

Metaphorische Universen

Herrera (1914-1992) ist eine der wenigen Vertreterinnen Südamerikas in der Collection de l'Art Brut. Sie verabscheute Menschenmengen und arbeitete "bis zur Erschöpfung daran, aus Punkten und kurzen Linien ihre metaphorischen Universen zu erschaffen", so Kuratorin Pascale Jeanneret bei der Presseführung am Mittwochvormittag. Auch Nina Ansperger, wissenschaftlich-künstlerische Leiterin des Museum Gugging, betont die "außergewöhnliche künstlerische Qualität" der "viel zu wenig bekannten Künstlerin".

Dubuffet kommt in der Schau zwar nur als Briefpartner vor, sein Einfluss auf Herreras Werk wird allerdings deutlich. Er nahm ihre Zeichnungen in die Sammlung der Compagnie de l'Art Brut in Paris auf und erwies sich als Ermutiger und Förderer. Unklar bleibt, warum der Briefwechsel 1974 ohne ersichtlichen Anlass abbrach. Dubuffet starb 1985, Herrera setzte ihrem Leben 1992 selbst ein Ende.

(S E R V I C E - Klosterneuburg, Museum Gugging: "herrera & dubuffet.! a spark of light in this world" von 2. April bis 31. August. Lesung aus der Korrespondenz durch Reinhold Moritz und Karola Niederhuber am 11. Mai um 15 Uhr. www.museumgugging.at)

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