In einer ersten Stellungnahme betonte der gewählte Rektor im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten", es gelte zunächst mit den Gremien, Lehrenden und Studierenden ins Gespräch zu kommen und "Vertrauen aufzubauen". Schuhenn selbst sieht sich als kooperativer Dialogpartner, will nicht von oben bestimmen, sondern gemeinschaftlich und teamorientiert arbeiten und "hohe Transparenz" gewährleisten.
Warum er sich für die Leitung der Kunstuniversität Mozarteum interessiert hat, das hänge mit der künstlerischen Exzellenz, dem internationalen Ansehen, dem breiten Angebot und der trotzdem noch überschaubaren Größe der Institution zusammen. Er will demnach das künstlerische Erbe pfleglich hochhalten, aber im Blick nach vorne dem Zeitgenössischen, aber auch der Forschung und der Vernetzung der Künste besonderes Augenmerk schenken.
Das Mozarteum sei "kein Museum, aber auch kein anonymes Laboratorium", betont Schuhenn. Vielmehr gelte es, nach innen und nach außen Menschen mit Lust auf Kunst zu infizieren. Schuhenn nennt das eine "pädagogische Initiative", die immer der entscheidenden Frage folgen müsse: "Was haben unsere Studierenden davon?" Schon im Vorfeld seines Amtsantritts am 1. Oktober will er deshalb so oft wie möglich in Salzburg sein, Stimmung aufnehmen und Gespräche führen, die ausloten sollen, wie die konkrete Arbeit, ohne Bestehendes umzustürzen, im Herbst mit neuem Elan beginnen kann.
Die beruflichen Stationen des neuen Rektors
Schuhenn studierte Germanistik, Philosophie, Schulmusik und Kirchenmusik in Stuttgart und Wien. Er ist vor allem als Chordirigent bekannt und hat mit zahlreichen Ensembles, Projektchören, Orchestern, Solisten und Musik-Akademien zusammengearbeitet. Seit 1999 war er Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik Köln, wo er von 2007 bis 2009 als Dekan eines Fachbereichs tätig war. Von 2009 bis 2013 war Schuhenn Rektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln. In dieser Zeit war er auch Sprecher der Landesrektorenkonferenz der Kunst- und Musikhochschulen Nordrhein-Westfalens und Mitglied des Vorstandes der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen Deutschlands. 2013 wurde Schuhenn in das Präsidium des Deutschen Musikrates gewählt.
In seiner Vita finden sich Rundfunk- und Fernsehaufnahmen bei verschiedenen Sendern, Tätigkeiten in der Jury bei Wettbewerben, Gastdirigate, zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, mehrere Publikationen und Kompositionen. "Mit Reiner Schuhenn übernimmt ein erfahrener und anerkannter Kulturschaffender die Leitung des Mozarteum", so Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP). "Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen als Universitätsprofessor, Dekan und Rektor in Köln verfügt er über das notwendige Rüstzeug, um das Mozarteum erfolgreich weiterzuentwickeln."
Seit Jahreswechsel "nur" interimistische Leitung
Die Neuwahl war wegen des Rückzugs von Rektor Siegfried Mauser notwendig. Mauser, der erst seit Oktober 2014 an der Spitze des Mozarteums gestanden war, ließ sich im Frühjahr beurlauben, nachdem er in München wegen sexueller Nötigung einer Professorin angeklagt worden war. Nach seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten wurde sein Dienstverhältnis an der Salzburger Kunstuniversität einvernehmlich aufgelöst. Seit April 2016 leitete Brigitte Hütter die Kunstuniversität interimistisch. Sie wechselte mit Jahreswechsel an die Johannes Kepler Universität in Linz. Seither leiten die Vizerektoren Sarah Wedl-Wilson und Mario Kostal interimistisch die Universität.