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Franzose gewinnt Prix Goncourt mit Buch über Hitler und den Anschluss

Der renommierte französische Literaturpreis Prix Goncourt geht in diesem Jahr an den Autor Eric Vuillard. Der 49-Jährige erhält Frankreichs begehrte Literaturauszeichnung für "L'Ordre du jour", wie die Jury am Montag in Paris mitteilte. Der Roman handelt von den politischen und psychologischen Mechanismen, die Adolf Hitler zur Macht verholfen haben.

Auszeichnung für den 49-jährigen Vuillard
Auszeichnung für den 49-jährigen Vuillard

Eine zentrale Rolle in dem Roman spielt dabei das Geheimtreffen Hitlers mit den Industriebossen Deutschlands am 20. Februar 1933.

Im zweiten Teil des schmalen Romans "L'Ordre du jour" - was zu deutsch etwa "Tagesbefehl" oder" Tagesordnung" heißt - geht es um den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland. Vuillard schildert die letzten Stunden vor dem Einmarsch am 12. März 1938. Es geht um Kurt Schuschnigg und Konsorten, also die willfährigen österreichischen Politiker.

Willfährige, österreichische Politiker

"Vuillard wählt eine ganz persönliche Perspektive. Nicht die eines Historikers, sondern sie setzt sich zusammen aus den Kleinlichkeiten und Unentschlossenheiten der Individuen − die handeln oder eben nicht handeln. Es zeigt sich eine unfassbare Lethargie, Willfährigkeit und Selbstbezogenheit der führenden Österreicher und Opportunisten, denen die Demokratie und das Parlament völlig egal sind und die sich den deutschen Befehlen fast lustvoll hingeben", sagte Literaturkritiker Dirk Furhig nach der Bekanntgabe des Preisträgers dem deutschlandfunkradio.

Mächtige Geschichte in kurzen Momenten

Eric Vuillard sei bekannt für diese Methode, Geschichte in kurzen Momenten zu kondensieren und neu zu erzählen. So hat er sich schon in einem Buch über Buffalo Bill der Kriege im Wilden Westen angenommen und die Grausamkeiten dieses Vernichtungsfeldzugs gegen die Indianer gezeigt. Ein anderes Buch handelt von der Berliner Kongo-Konferenz, bei der Afrika aufgeteilt wurde. Eric Vuillard ist außerdem auch Filmemacher, daher passt es: alles in ein Bild, in einen Tag, in eine Szene packen.

Der Prix Goncourt ist mit symbolischen 10 Euro dotiert. Die Auszeichnung kurbelt vor allem die Verkaufszahlen an. Sie wird seit 1903 vergeben.

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