Die österreichische Filmbranche ist um eine leidenschaftliche Produzentin, Stoffentwicklerin und Drehbuchautorin ärmer, weibliche Filmschaffende haben eine loyale Verbündete verloren und das Publikum eine, die sich für lustige Frauenfilme ein- und sie nach Möglichkeit auch umsetzte. Am Sonntag ist die Filmproduzentin Ursula Wolschlager nach längerer Krankheit mit 52 Jahren gestorben. Sie war eine löwenhafte Kämpferin für Diversität und Feminismus, schon lange bevor diese Themen in der Mitte angekommen waren.
Seit 1995 hat Wolschlager in unterschiedlichen Positionen an Drehbuch und Produktion gearbeitet, mit Filmschaffenden wie Barbara Albert, Marie Kreutzer, Christian Frosch, Nikolaus Geyrhalter, Michael Glawogger, Sabine Derflinger und Kirill Serebrennikov. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes war ihr immer klar, dass Geldverdienen Priorität haben musste, dennoch fand sie Zeit und Kraft, ihre Überzeugungen in ihrer Arbeit einzubringen: 1999 gründete sie ihr beispielhaftes Drehbuchentwicklungsprogramm "Diverse Geschichten", aus dem vielfach ausgezeichnete Filme wie Barbara Alberts "Licht", Marie Kreutzers "Was hat uns bloß so ruiniert", Arman Riahis "Die Migrantigen" und Elena Tikhonovas "Kaviar" hervorgegangen sind. Mit Nina Proll schrieb sie das Drehbuch zu Sabine Derflingers Komödie "Anna Fucking Molnar" und bemühte sich trotz Differenzen konsequent um eine gute Zusammenarbeit. Sie war im Vorstand des österreichischen Netzwerks weiblicher Filmschaffender, "FC Gloria", Mitglied der Europäischen Filmakademie ebenso wie der Österreichischen Filmakademie.
Einige ihrer Produktionen stehen in den Startlöchern, darunter die internationale Krimiserie "Schnee" um einen Wintersportort, in dem der Schneemangel die Spuren eines Gewaltverbrechens freigibt. Geplanter Drehbeginn unter der Regie von Barbara Albert und Sandra Wollner ist in wenigen Wochen.