Vier Frauen durften sich bei der Online- Preisverleihung der FC- Gloria-Filmpreise am Freitagabend über jeweils 5000 Euro und einen Sachgutschein für Postproduktion freuen: die Kamerafrau Christine A. Maier, die Filmemacherin Mara Mattuschka, die Oberbeleuchterin Kim Jerrett und die junge Tonmeisterin Nora Czamler.
Doch warum ein Filmpreis für Frauen? Es ist nicht egal, wer von der Welt erzählen darf und dafür Geld, ordentliche Produktionsbedingungen und gute Sendezeiten bekommt. "Filme formen unsere Gesellschaft", sagt Andrea Pollach vom Verein FC Gloria, "Sie haben einen bedeutenden Anteil daran, wie wir unsere Welt wahrnehmen und verstehen." Der Verein FC Gloria hat sich vor zehn Jahren zum Ziel gesetzt, Frauen in der österreichischen Filmbranche zu unterstützen: "Es geht dabei aber nicht nur um eine Vielfalt der Perspektiven - denn wer die Hälfte der Talente ausschließt, bekommt auch nur die halbe Qualität."
Anlass für den im Dezember 2018 erstmals verliehenen Preis sind Ungleichbehandlung und Ungleichbezahlung in der Filmbranche. Im Mai 2018 hatte das Österreichische Filminstitut (ÖFI) den ersten Österreichischen "Film Gender Report" veröffentlicht, der eine bittere Bestandsaufnahme war: Skandalöse 80 Prozent der Herstellungsförderungen für Kinofilme gingen an Männer. An diesen grundlegenden Fakten hat sich nichts geändert.
Doch zumindest kurzfristig habe sich der Wind seither gedreht, sagt Iris Zappe-Heller vom ÖFI, die mit ihren Mitarbeiterinnen momentan die Zahlen für den neuen "Gender Report 2021" auswertet. Der an Regisseurinnen verteilte Budgetanteil sei inzwischen auf ein Drittel gewachsen, vorsichtige Zuversicht sei angebracht. "Steter Tropfen höhlt den Stein", sagt Pollach den SN, "doch strukturelle Veränderung liegt noch in weiter Ferne" - und wie sich das Corona-Jahr auswirke sei noch nicht abzuschätzen.
Trotzdem gibt es Grund zum Feiern: Mit Christine A. Maier wurde eine Kamerafrau mit der "Gloria" (an eine Frau über 40) ausgezeichnet, die sich zu einem Zeitpunkt für die Kamera entschieden hatte, als das noch ungewöhnlich für eine junge Frau galt. Heute ist sie eine der meistgefragten Bildgestalterinnen Österreichs. Sie drehte zuletzt mit Sabine Derflinger "Die Dohnal" und mit Jasmila Zbanic ihren Srebrenica-Thriller "Quo vadis, Aida?".
Mit der "Gloriette", dem Preis für Innovativen Film, wurde Mara Mattuschka ausgezeichnet, die "mit ihren bislang über 40 Filmen eine performative, stetig sich erweiternde, sinnliche und amorphe Parallelwelt geschaffen" hat, heißt es in der Jurybegründung.
Die "Gloriosa Spotlight" an eine Frau, die in einem sonst nicht sichtbaren Bereich arbeitet, holt mit Kim Jerrett die einzige weibliche Oberbeleuchterin Österreichs vor den Vorhang: "Sie hält nicht fest an bewährten Lösungen, sondern ist immer bereit, technisch und kreativ neue Wege zu beschreiten und dabei etwas zu riskieren", sagt Regisseurin Katharina Mückstein.
Der Nachwuchspreis "Louise Fleck" geht an die junge Tonmeisterin Nora Czamler, deren Arbeit bei den audiolastigen Dokus "Ö1 gehört gesehen" oder "Das beste Orchester der Welt" zu hören war.
"In Österreich machen Frauen Kino, seit es Kino gibt", sagt die Publizistin Julia Pühringer in ihrer Keynote. "Es kann nicht angehen, dass sie von jeder Generation neu entdeckt werden müssen, statt längst im Kanon zu stehen."
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