"Nichts eint die Menschen so sehr wie ein gemeinsamer Feind!" Mit diesem sehr erwachsenen Konzept wird der kleine Franz (wieder gespielt von Jossi Jantschitsch) gleich zu Filmbeginn konfrontiert. Und es ist eine sehr hilfreiche Weisheit, muss er bald feststellen - denn seine besten Freunde, die Gabi (Nora Reidinger) und der Eberhard (Leo Wacha) sind völlig zerstritten, genau zu Ferienbeginn. Wie soll man da die viele freie Zeit genießen?
Der Grund ist, wie meist bei so was, verletzter Stolz: Der Eberhard glaubt, dass die Gabi ihn für eine dumme Nuss hält, und die Gabi glaubt, dass der Eberhard denkt, dass sie eine rechthaberische Gurke ist. Und das Blödeste: Beide erwarten vom Franz unbedingte Solidarität, und der traut sich nicht sagen, was er davon hält. Doch dann kommt oben erwähnter Satz ins Spiel: In der Stadt ist nämlich ein Einbrecher unterwegs. Und dem Franz seine Nachbarin, die Frau Berger (hinreißend: Maria Bill), benimmt sich in letzter Zeit mehr als komisch - und dann erwischt sie der Franz auch noch mit einer Handtasche voller Schmuck!
Weil die Gabi gerade eine Detektivphase hat und sowieso alles auf Fingerabdrücke und Geheimzeichen untersucht, hat der Franz eine brillante Idee: Was wäre, wenn die beiden Streithanseln die Diskrepanzen kurzfristig vergessen könnten? Eh nur so lange, bis sie den Einbrecher auf frischer Tat ertappt haben. Denn zu dritt sind sie fähiger als allein, außerdem gäb's da einbrecheridentitätstechnisch bereits eine ganz, ganz heiße Spur.
Und tatsächlich: Schon bei der ersten Beschattung verhält sich die Frau Berger extrem verdächtig. Und was hat sie eigentlich mit den ganzen Verkleidungen vor, die der Franz bei einem "zufälligen" Besuch in ihrer Wohnung erspäht?
Fragen über Fragen, die im Laufe des Films natürlich alle zufriedenstellend beantwortet werden. Dass sich die Kinder hier keine Sekunde lang in echte Gefahr begeben, ist klar: Wie sein hinreißender Vorgänger geht auch dieser Film sehr liebe- und verantwortungsvoll mit seinen Protagonisten um. Was schon eins der Erfolgsrezepte der großen Autorin Christine Nöstlinger war, wird auch hier von Drehbuchautorin Sarah Wassermair umgesetzt: Die Kinder und ihre Probleme werden ernst genommen, nicht nur von der Geschichte, sondern auch von den Erwachsenen im Film. Ursula Strauss und Simon Schwarz spielen ein Elternpaar, das im Hintergrund echte Liebe spüren lässt, Rainer Egger als verständnisvoller Lehrer und Maria Bill als schrullige Nachbarin führen vor, dass man als Erwachsene Kindern gegenüber auch Schwächen zugeben darf, ohne gleich Gefahr zu laufen, den Respekt zu verlieren. Am Ende bleibt auch noch eine sehr hoffnungsvolle Wahrheit stehen: Für echte Freundschaften braucht's nämlich gar keine Feinde.
Film:"Neue Geschichten vom Franz", Literaturverfilmung, Ö 2023. Regie: Johannes Schmid. Mit Jossi Jantschitsch, Nora Reidinger, Leo Wacha, Maria Bill.